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© Foto by Andreas Zimmermann/Tobias Sutter
"Bessere Anpassungsleistung": Musealer Disput um Glauben und Wissen

Die Sache mit der Evolution

Ausstellung im Museum Baselland, Liestal: "Adam, Eva und Darwin"


Von Aurel Schmidt


Die Kreationisten wissen genau, dass sie mir ihrer Kreationstheorie einen schweren Stand gegen die Evolutionslehre haben. Deshalb sprechen sie vorsorglich von "intelligentem Design". Aber Worte ändern nichts. Es bleibt die selbe Sache.

Gegen die Wissenschaft stellen die Kreationisten die biblische Schöpfungsgeschichte. Sie nehmen sie wortwörtlich. Also in einem eingeengten Sinn. Gott schuf die Welt in sieben Tagen. Einige kennen sogar das genaue Datum. Es war am 23. Oktober 4004 vor der Zeit.

Die Evolutionslehre geht im Unterschied dazu von der Erkenntnis aus, dass sich die Welt, die wir heute kennen, in einem breiten Entwicklungsprozess und in vielen Schritten und Stadien gebildet hat. Goethe hat vom Lebensprinzip gesprochen, "welches die Möglichkeit enthält, die einfachsten Anfänge der Erscheinungen durch Steigerung ins Unendliche und Unähnlichste zu vermannigfaltigen". Alles Lebendige war für ihn eine "Mehrheit".

Die Evolutionslehre, die auf Darwin zurückgeht, dessen Werk "Der Ursprung der Arten" 1859 erschien, ist im Verlauf der Zeit mehrfach überholt worden. Aber von Darwin ist der Anstoss gekommen. Er erklärte, dass die Entwicklung des Lebens ohne göttlichen Akt und Eingriff auskommt.

Die Theorie der Evolution lässt also viele Fragen offen. Nichts wäre indessen verkehrter, als die Löcher und Lücken, das, was wir nicht wissen und nicht wissen können, zuzukleistern. Wir müssen mit leeren Händen leben.


"Die Bibel gehört in den
Religions-, nicht in den Biologieunterricht."



Der Glaube ist jedem Menschen freigestellt. Aber die Bibel gehört in den Religionsunterricht, nicht in den Biologieunterricht. Der Glaube irrt nie, er ist nicht falsifizierbar (Karl R. Popper). Die Wissenschaft ist es dagegen. Deshalb schreitet sie voran und kommt immer zu neuen Einsichten, zu neuen Feineinstellungen, jedoch nie an ein Ende. Sie ist im besten Fall gegen sich selbst kritisch und überprüft laufend ihre Prämissen. Diese prinzipielle Offenheit, die auf ein wissenschaftliches Abenteuer hinausläuft, scheint für viele Menschen unerträglich zu sein. Religiosität unterminiert den Intellekt und untergräbt die Suche nach Wahrheit, hat der englische Evolutionsbiologie Richard Dawkins in einem Interview mit dem "Spiegel" gesagt.

Das ist ein grosses Thema. Das Museum Baselland hat es zur Grundlage einer fairen, von Guido Masé und Mandana Roozpeikard kuratierten Ausstellung gemacht, die vorsichtig, fast zu vorsichtig, darauf eingeht.

Der Versuch, neutral beziehungsweise objektiv zu sein, der an und für sich lobenswert ist, führt aber am Ende dazu, dass Genesis und Genetik gleichwertig einander gegenüberstehen und die Begriffe allzu sehr aufgeweicht werden. Die Erklärung für dieses Vorgehen liegt darin, dass das Museum nicht zur weiteren Polarisierung zwischen Naturwissenschaft und Religion beitragen, sondern Fragen aufwerfen und zur Diskussion stellen wollte. (Vielleicht musste es auch auf die Kreationisten als Steuerzahler Rücksicht nehmen.)

Im Untergeschoss des Museums wird die Evolutionslehre dargestellt. Kisten und Kästen mit Specimen auf der Naturwelt sollen den kochenden Urkessel anschaulich machen, aus denen die Erscheinungen des Lebens hervorgegangen sind.

Vieles spricht für sich, aber vieles bedarf einer begleitenden Erklärung und Diskussion. (Es sind zahlreiche öffentliche Führungen in Aussicht genommen.) Manches wird auch auf eine originelle Weise präsentiert. Formen mit Legoteilen zeigen, wie die Natur mit wenigen Bausteinen, den Genen, auskommt und sie immer neu kombiniert. Sogenannte Schaltergene steuern die Prozesse in den Zellen und sorgen für eine stets sich neu vollziehende Anpassung. So dass man sagen kann, dass die Erklärung für die biologische Entwicklung in der Selbststeuerung der Natur liegt.

Die Natur passt sich an. Oder der Mensch ist es, der sich anpasst. Das ist seine Stärke, seine Überlebenskraft. Darwin selbst hatte nie von "survival of the fittest" gesprochen, sondern von der besseren Anpassungsleistung an die Umstände und Gegebenheiten. (Im Bericht über die Reise mit der "Beagle" um die Welt schrieb er diese Anpassungsfähigkeit den Hazienderos und bolivianischen Bergwerksbesitzern zu, nicht den Landarbeitern und Mineuren, die die schwere Arbeit verrichteten. Darwins zynische soziale Einstellung ist ein anderes Kapitel, wiederlegt aber seine Lehre nicht.)

In einem zweiten Saal prallen und prasseln auf vier Leinwänden die Ansichten von acht Theologen und Theologinnen auf die von drei Evolutionsbiologen. Glauben ist eine Sache, Wissen eine andere. Am redlichsten schien mir die Aussage von Xaver Pfister, der Glaube sei eine Annahme, aber es gebe keine Beweise dafür.

Das ist schon fast eine Haltung, die dem wissenschaftlichen Denken nahe kommt: Auch die Wissenschaft operiert mit Annahmen, für die sie zwar Beweise vorlegen kann, die aber nur provisorisch gültig sind – nämlich solange, bis sie widerlegt werden.

 

Ausstellung bis 29. Juni 2008.
Weitere Angaben unter www.museum.bl.ch

13. September 2007


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