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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Anspruchsvolle Rollen": Marcon, Boog, Gottwald im Proberaum

In der Barockoper "Ariodante" geben Hosenrollen den Ton an

Ein Probebesuch in der Händel-Oper, mit der sich Operndirektor Dietmar Schwarz von Basel verabschiedet


Von Jürg Erni


Bevor Dietmar Schwarz als Basler Operndirektor vom Rheinknie zur Spree wechselt, lässt er noch eine "grosse Kiste", eine über dreistündige Barockoper von Georg Friedrich Händel über die Grosse Bühne des Theater Basel gehen.


Am Orchesterpult steht einmal mehr Andrea Marcon, der schon mit dem Ballett "The Fairy Queen" und zuvor drei weiteren Barockopern mit seinem Schola-Orchester "La Cetra" für Furore und volle Häuser gesorgt hat. Als Opernregisseur debütiert Stefan Pucher.

Plakate in Weltformat verweisen fernab ins Reich der tierischen Fantasie. Die italienischsprachige Oper "Ariodante" lässt Basels Opernsaison in höchsten und tiefsten, himmelhoch jauchzenden wie zu Tode betrübten Tönen ausklingen.

Umarmung durch den Maestro

Im Hades des Theaters auf der Probebühne 1 versammelt sich das vorwiegend aus jungen Musikerinnen bestehende Orchester "La Cetra", das der Schola Cantorum Basiliensis angegliedert ist, zu den ersten Orchesterproben. Eingestimmt werden die alten Instrumente auf den um einen halben Ton tieferen Kammerton A=415 Hz.

Chefdirigent Andrea Marcon (49) umarmt seine Schützlinge nacheinander, bevor er den Taktstock zur Ouvertüre hebt. Der "Maestro di cappella", wie er damals bezeichnet wurde, spielt am Cembalo die Rezitative der Sänger und steuert das Orchester durch die Fährnisse der in ihren Affekten rasch und unvermittelt wechselnden Musik des "Magiers Händel", wie Marcon den ersten Unternehmer in Sachen Oper in London bezeichnet. Ein zweiter Cembalist greift in die Tasten, wenn Marcon sich aufs Dirigieren konzentrieren muss.

Schottische Königstochter, ein italienischer Ritter

Die schauerliche Geschichte handelt von einem schottischen König, dessen jungfräuliche Tochter Ginevra den schönen italienischen Ritter Ariodante liebt. Die Liebe könnte rasch besiegelt und der Ritter König werden, wäre da nicht der durchtriebene Herzog von Albany, Polinesso, den Ginevras Vertraute Dalinda eigentlich liebt. Doch Polinesso bevorzugt die Königstochter, die ihn schroff abweist. Also stiftet er eine Intrige an und benutzt Dalinda für seine Zwecke, indem er ein Rendez-vous mit Ariodante und ihr in Ginevras Kleidern arrangiert.

Beim Anblick möchte Ariodante sich umbringen vor Wut und Enttäuschung. Der König verstösst sie wegen ihrer vermeintlichen Untreue. Zur kriegerischen Musik einer Battaglia wagt Ariodantes Bruder Lurciano den Zweikampf mit Polinesso und tötet ihn. Nun ist die Bahn frei für das neue Paar Lurciano-Dalinda wie für ein "lieto fine", ein glückliches Ende, mit dem vereinten Titelpaar.

In drei Akten durch Hochs und Tiefs

Schön portioniert hat Händel die drei Akte seiner 1735 in Londons Covent Garden uraufgeführten "Ariodante"-Oper in je eine Stunde Spielzeit. Es ist eine Oper der bald lieblich lyrischen, bald dramatisch aufgewühlten Affektmalerei, der Stimmungen von Hochs und Tiefs der Protagonisten, die in hochvirtuosen Koloraturarien gipfeln.

Dabei singen Frauenstimmen in Hosenrollen die Partien des Ariodante wie des Polinesso. Nicht einmal zu Händels Zeiten wurden die in den höchsten Lagen komponierten Partien von Kastraten gesungen. In Basel übernehmen Franziska Gottwald als Ariodante und Maya Boog als Ginevra die anspruchsvollen Rollen. Zwei im sechsköpfigen Sängerteam, das in den früheren Produktionen mit Andrea Marcon schon Erfahrungen im artifiziellen Barockgesang gesammelt hat.

Alles andere als eine reine Begleitaufgabe hat Händel dem Orchester übertragen. Streicher und Bläser mit Block- und Traversflöten, Oboen, Fagotte, Hörnern und zwei Cembali, Laute, Violoncello und Kontrabass als Fundamentinstrumente unterstützen die wechselnden Stimmungen. Dabei gibt es extreme Besetzungen wie in Ariodantes Todesarie "Scherza, infida" ("Scherze, Untreue, im Schosse des Buhlen!"), wo zwischen den leisen, hohen Geigen und dem tiefen Kontrabass zwei einsame Fagotte den Abstieg zur Hölle klangmalerisch unterstreichen, bis zur Erlöserarie "Doppo notte", bei der auch das Publikum in die Freude des Titelhelden einstimmen darf.

Vivaldi mit den Berliner Philharmonikern

Für Andrea Marcon ist "Ariodante" Händels schönste und affektreichste Oper. Er wird sie denn auch mit dem Freiburger Barockorchester für das Opernfestival in Aix-en-Provence erneut einstudieren. Noch höhere Weihen strebt er mit den Berliner Philharmonikern im nächsten Herbst an, wenn der Trevisaner im Oktober mit dem Weltorchester in der Philharmonie Werke des Venezianers Vivaldi darunter sein "Gloria" aufführen wird. Da werden gewiss etwas andere Töne angeschlagen als bei einem "Veneziano barocco" und einer "O sole mio"-Barcarola!

 

Service
Premiere der "Ariodante"-Oper im Theater Basel am Sonntag, 13. Mai um 18 Uhr; weitere Vorstellungen am 20./23./31.5./3./5./18.6. je 19 Uhr;: Saisonschluss am 24.6., 18 Uhr. Wiederaufnahme für drei Vorstellungen im Oktober 2012.

9. Mai 2012


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