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© Foto by Kunstmuseum Basel
"Unbeschreiblich sanft und samten": Chardin-Werk Flechtkorb

Die Präsenz der Objekte als Thema in der Kunst

Kunstmuseum Basel: Wie das Stillleben in der Vergangenheit das Selbstdarstellungsbedürfnis der Menschen befriedigen sollte


Von Aurel Schmidt


Als Gattung ist das Stillleben in der Malerei eine verschlüsselte Kunst. Wer sich nur an die Blumen und reich gedeckten Tische hält, bleibt an der Oberfläche hängen. Die Sprachen des Stilllebens verweisen auf eine komplexe Symbolik. Äusserlich gesehen entstand die Gattung, als sich die Malerei von den religiösen Abhängigkeiten zu lösen begann. Die religiösen Bedeutungen sind zwar immer noch gegenwärtig, aber die Objekte der Lebenswelt sprechen doch zum ersten Mal deutlich für sich selbst.

Der Gegenstand als solcher, der auf die Wahrnehmung eines Subjekts angewiesen ist, dient fortan der Repräsentation. Das Stillleben ist eine Malerei, die in Holland entstand und dort ihren Höhepunkt erreichte. Sie sollte vor allem das Selbstdarstellungsbedürfnis der wohlhabenden Menschen befriedigen und zeugt damit zugleich vom ökonomischen Erfolg und Reichtum des Landes. Zum Beispiel ist der Hering, der auf vielen Stillleben vorkommt, immer noch ein christliches Symbol auf dem Tisch des Herrn, aber er ist jetzt auch eine Speise der armen Leute und ausserdem ein Produkt, das als wirtschaftlicher Erwerbszweig Holland zu Reichtum verholfen hat. Er wäre sonst nur ein unzureichendes Motiv gewesen.

Im Weiteren macht die reine Präsenz das Objekt im Stillleben zu einem bezaubernden und kunstvollen Thema der Malerei. Kannen und Kelche, Porzellan, ein Bund Spargeln, Früchte, reich gedeckte Tische, tote Hasen und Rebhühner als Jagdtrophäen gehören zum Bildinventar wie zum Beispiel auch die geschälte Zitrone, die in der Stillleben-Ausstellung "Die Magie der Dinge" im Basler Kunstmuseum überraschenderweise gleich mehrmals vorkommt (bei Kalf Nachfolger, Loedingh, de Ring, de Heem, van de Velde III, Heda, Walscapelle). Auch soll die Stilllebenmalerei, oft auf einer unausgesprochenen Ebene, an die Vergänglichkeit erinnern.
 
Unübersehbar ist der barocke Charakter der allermeisten Werke. Das Arrangement darin ist durchwegs willkürlich, aber die Leuchtkraft und der Glanz der Farben sowie die bühnenmässig eingesetzte Lichtführung macht aus dem Stillleben ein eigenes, hochdifferenziertes Kunstexperiment. Es muss schon immer anregender gewesen sein, die Dinge eher in der artistischen (oder heute instrumentellen) Wiedergabe zu betrachten als in natura.

 

"Die Dinge scheinen in der artistischen
Wiedergabe anregender zu sein als in natura."


Dieser dreifache Diskurs von verblassender religiöser, neuer gesellschaftlicher und zeitlos künstlerischer Bedeutung ist es, was das Stillleben auszeichnet.

Die Ausstellung in Basel vereinigt 108 Werke, die zum überwiegenden Teil aus den Beständen des Städel Museums in Frankfurt, des Hessischen Landesmuseums Darmstadt und des Kunstmuseums Basel stammen. Es sei "erstaunlich", was die vereinten Werke hergeben, meint Kurator Bodo Brinkmann: Einen breiten Überblick über die Gattung vom Naturstudium über den grössten deutschen Stilllebenmaler Georg Flegel, das Blumen-, Jagd- und Fischstillleben bis zu den grossen Bankettdarstellungen. Auch das Vanitasstillleben ist vertreten.

Den Ausblick ins 19. und 20. Jahrhundert machen drei Werke von Jean Siméon Chardin, dessen Waldbeeren in einem Flechtkorb neben einem durchschimmernden Wasserglas in einem unbeschreiblich sanften, samtenen Licht erstrahlen, oder unter anderem ein Werk von Peeter Snyers mit einem banalen Blumenkohl. Aber wie die schwärzliche Verfärbung gemalt ist!

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, dessen Textteil sich auf Nebenschauplätzen in Details verliert. Worin die Aussage des Stilllebens liegt, ist kein Thema. Dafür erhalten die Besucher beim Eintritt einen kleinen, nützlichen Führer in die Hand gedrückt.

Die Basler Ausstellung beschränkt sich auf die Zeit von 1500 bis 1800. Nach diesem Datum ist das Stilleben noch lange nicht am Ende. Man denke an Courbet, Cézanne, vielleicht auch an Morandi. In Ergänzung zu Basel zeigt das Aargauer Kunsthaus unter dem Titel "Stille Dinge" eine gezielte Auswahl von Werken aus eigenen Beständen, die das Thema Stillleben in seiner modernen Form mit Beispielen von Cuno Amiet, Emil Nolde oder den Fallenbildern von Daniel Spoerri in unsere Gegenwart weiterführt.

 

Kunstmuseum Basel: Die Magie der Stille. Bis 4. Januar 2009.
Aargauer Kunsthaus: Stille Dinge. Bis 16. November.

5. September 2008


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