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"Vor zwei Welten gestellt": Szenenbild aus "Der Da Vinci Code"

Viel Lärm um den falschen Film

"Der Da Vinci Code" im Kino: Spekulationen über Jesus


Von Aurel Schmidt


Die Public Relation hat das Kommando übernommen. Suspens ist das Ergebnis einer riesigen Vermarktungskampagne. Lange bevor der Film "Der Da Vinci Code" von Ron Howard nach dem gleichnamigen Roman-Hit von Dan Brown (deutscher Titel "Sakrileg") in die Kinos kam, war schon alles über ihn bekannt, aber alles aus zweiter oder dritter Hand, wie das meistens der Fall ist.

Es sollte sich zur Hälfte um einen Thriller handeln, zur Hälfte um eine religionsgeschichtliche Spekulation, wobei das berühmte Fresko "Das Abendmahl" von Leonardo da Vinci im Refektorium der Kirche S. Maria delle Grazie in Mailand zitiert wird; das Buch hatte eine Auflage von 40, nein 50, nein 60 Millionen Exemplaren gehabt; der Autor des Buchs war inzwischen so berühmt, dass er das Privatflugzeug nehmen musste, wenn er verreisen wollte; die Frisur des Hauptdarstellers Tom Hanks war ein Thema; Tour Operators bieten neuerdings Reisen zu den Schauplätzen des Films an. Und so weiter.

Der Quanteneffekt besteht darin, dass es, wie beim Physiker, der im Labor eine Situation beobachtet, auf den Zuschauer im Kinosaal ankommt, was er sieht. Es ist seine persönliche Wahl. Er kann im Film sehen, was er will.

 

"Der Film ist eine Ware, die produziert wird,
um verkauft zu werden."


Jetzt läuft der Film endlich in den Kinos. Der Hype stellt sich als Hysterie heraus. Im Verhältnis zur gemachten PR ist der Film eine Implosion. Er ist ein Mittel, um eine Maschine zu bedienen. Im Fernsehen empfahl ein Professor für Kunstgeschichte, "den Fall nicht so ernst zu nehmen". Dann braucht man ihn am Ende vielleicht gar nicht anzuschauen. Die Beilage wird als Hauptgang serviert. Wie das Essen schmeckt, ist eine andere Frage, aber eine gastronomische zuletzt.

Die Vorgeschichte hat deutlich gemacht, wie sehr der Film eine Ware ist, die produziert wird, um verkauft zu werden. Mit geringem Gebrauchs-, aber hohem Zirkulations- und Kapitalwert. Wenn man weiss, dass Hollywood-Produkte mit fünf Prozent in der amerikanischen Aussenhandelsbilanz zu Buche stehen, und die USA daher alles daran setzen, damit der Film den Bestimmungen des liberalisierten Welthandels unterstellt wird, ohne Ausnahme für bestimmte Kulturgüter, gibt es nicht viel zu erwarten. Was dabei herauskommt - hier kann man es sehen.

Das investierte Geld muss Gewinn bringen. Auch im Film. Das mag Kulturkritik im alten Sinn sein, aber was ist daran falsch? Die Zuschauer werden zu Angestellten der Kinoindustrie, sie müssen den Film amortisieren. Das ist das Ziel der Industrie. Auch der Filmindustrie.

 

"Es wird geredet und doziert
anstatt in Bildern erzählt."


Dabei wäre "Der Da Vinci Code" ein durchschnittlicher Thriller gewesen, hätte er nur nicht diese vorauseilende Aufmerksamkeit bekommen. Jetzt muss er an den herausgekitzelten Erwartungen gemessen werden. 150 Minuten sind eine lange Vorführdauer. Die Spannung kann nicht durchgehalten werden. Der Film ist viel zu aufwändig angerichtet, verliert sich in Details und ist daher zu umständlich, zu labyrinthisch. Es wird nur geredet und geredet, also doziert, und die Handlung mehr erklärt als in einem Bilderfluss erzählt.

Was noch am auffallendsten ist, sind die Codes, Zahlen, Zeichen, Symbole, Türen, Schlüssel, Schlösser, Gefässe, Kunstwerke, Grabplatten und so weiter, die voller Geheimnisse stecken und mit denen der Film sein Spiel treibt. Das heisst, dass der Film eine sichtbare Seite hat (die Handlung des Thrillers) und eine andere, unsichtbare (nämlich die religionsgeschichtlichen Hintergründe, die aufgeklärt, interpretiert und sukzessive decodiert werden).

Im Mittelpunkt steht ein "Symbolforscher", der Robert Langdon heisst und von Tom Hanks mit zerknitterter Miene gespielt wird. An ihm liegt es, die Geheimnisse im Film aufzudecken. Er lacht nie, aber hat auch nichts zu lachen, denn er wird in eine schöne Geschichte hineingezogen. Im Louvre ist der Direktor ermordet worden, Langdon wird vom französischen Kommissar Bezu Fache (Jean Reno) verdächtigt und verfolgt.

Mit der "Kryptologin" Sophie Neveu (Audrey Tautou) muss Langdon vor der Polizei flüchten und gleichzeitig den kirchenhistorischen Fall lösen, in den er hineingerät. Also konkret: An den verschiedenen Schauplätzen geht es vorne rein und zur Hintertür fluchtartig raus. Manchmal wird dazwischen geschossen. Glaubwürdig oder realistisch sind die Figuren nicht. Sie sind Spielsteine. Dementsprechend können sie auch weder glaubwürdig noch realistisch von den Darstellern wiedergegeben werden.

 

"Die Mischung von Fakten und Fiktionen
ist heute ein geläufiges Filmrezept."


Weil die Filmhandlung inzwischen schon bekannt sein dürfte, nur soviel: Die Fragen, die der Film aufwirft, stellen Langdon vor zwei Welten. Einmal die Bruderschaft der Prieuré de Sion als Hüter des Grals, hinter dem sich die kryptische Theorie verbirgt, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war (wie das "Abendmahl" von Leonardo vermuten lassen kann) und Nachkommen gezeugt habe; und einmal das Opus Dei, das die Macht der katholischen Kirche durch solche Annahmen, die offenbar bis zum Konzil von Nicea im Jahr 325 im Umlauf waren, in Gefahr sieht und alles unternimmt, damit die "Wahrheit über Jesus" nicht ans Licht kommt.

Das ist der umstrittene Punkt des Films. Religiöse Kreise haben gereizt bis empört auf die Darstellung von Jesus Christus reagiert, dem Film blasphemische Absichten unterstellt und von einer Verschwörungstheorie gesprochen, die im Film aufgetischt wird.

Tatsächlich gehen Dan Brown und der Film mit Jesus' Vergangenheit locker um und fabrizieren eine Hypothese, von der man halten kann, was man will. Wenn es Leichtgläubige oder gar Gläubige geben sollte, die davon verunsichert werden, hat schon vorher etwas nicht gestimmt. Der Umgang mit Spekulationen ist eine bekannte Spielform und Methode. Man geht von einer Annahme aus, spielt alle Variationen durch und schaut, was dabei herauskommt. Zum Beispiel, dass Jesus ein Mensch war mit menschlichen Regungen. Der Ausgang ist immer riskant. Aber so etwas gehört zum Pop-Charakter der Welt von heute. Was die Mischung von Fakten und Fiktionen betrifft, scheint sie im Augenblick ein geläufiges Filmrezept zu sein ("Grounding", "The Road to Guantanamo").

Wenn Langdon zuletzt wie durch ein Wunder herausgefunden hat, dass Sophie Neveu, seine Begleiterin, "die letzte lebende Nachfahrin von Jesus ist", dann ist das der Stoff für einen Heiterkeitsanfall. Ernst nehmen kann man diesen Schluss nicht. Aber er erzielt innerhalb der Spielregeln des Films seine Wirkung.

Ein paar Aussagen im Film sind weitaus brisanter. Zum Beispiel, dass die Frau seit jeher eine Bedrohung für die Kirche war, oder dass es, seit es einen Gott gibt, in dessen Namen getötet wird. Hier wäre von den Religiösen aller Richtungen ein ganz anderer Protest denkbar.

20. Mai 2006


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bz
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