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© Foto by Sandro Vannini / Museum Tinguely 2009
"Durchdachtes Schaffen": Wiedmers Feuerskulptur 1974

Das Eisen, das Feuer, die Zeit

Im Museum Tinguely in Basel hat die Direktionszeit von Roland Wetzel begonnen und wird das Werk des Eisenplastikers Paul Wiedmer gezeigt


Von Aurel Schmidt


Die neue Ausstellung im Museum Tinguely, das seit April dieses Jahres von Roland Wetzel geleitet wird, zeigt Werke des 1947 in Burgdorf geborenen Künstlers Paul Wiedmer, in denen Eisen und Feuer eine Verbindung eingehen. Die Ausstellung wurde noch in der Zeit von Guido Magnaguagno konzipiert und von Andres Pardey kuratiert. Wiedmer kommt aus dem Kreis von Tinguely, Spoerri, Niki de Saint-Phalle und anderen und ist mit ihnen im gleichen Geist verbunden. Kreation ist Aufbruch. Mit zwei Feuerskulpturen war Wiedmer in der ersten Hammer-Ausstellung von Felix Handschin 1978 in Basel vertreten.

 

Eisen und Feuer sind das Material von Wiedmers Feuerwerken. Die "Objets boudlés" (1975-76) sind aus zufälligen Eisenfundstücken gemacht, die der Künstler mit dem Metalldetektor gesucht und aus der Erde ausgebuddelt hat und die wegen ihrer poetischen Chiffrierung ebenso wie wegen ihrer realen Präsenz bemerkenswert sind. In den grösseren Werken bezieht Wiedmer das Feuer ein (eher eine Gasflamme), das sporadisch aus Trichtern und Schlünden hervorzischt. Dementsprechend riecht es im Museum Tinguely.

 

Immer wieder kommt die Zeit ins Spiel, so in Wiedmers neuestem Werk "WeinUhr" (2009), das sich an der Weinernte in Portugal orientiert und die Zeit von der Blüte des Rebstocks bis zur Ernte der Trauben misst. Das entspricht einer Zeitspanne von 100 Tagen. Die Weinuhr ist also "eigentlich ein Arbeitsinstrument", wie der Künstler sagt: genau und skurril; objektiv und ungewöhnlich.

 

In einer Reihe von neun Werken mit dem Titel "ZeitZeichen" aus den Jahren 1998/99 geht es ebenfalls um die Zeit. Es sind Uhrwerke, aber auf die denkbar phantasievollste Art. Oder nicht einmal phantasievoll – sie zeigen auf exemplarische Art, wie ein Uhrwerk funktioniert. Zum Beispiel wird von Hand eine Feder aufgezogen und, sein gelassen. Dann gibt die Feder ihre Kraft ab und setzt das Uhrwerk in Betrieb. Einfacher geht es nicht. Reiner Anschauungsunterricht. Womit wir schon beim Theoretisieren sind, der mit dem Anschauen beginnt.

 

 

In einem weiteren Werk fliesst Wasser auf eine Kippvorrichtung, setzt einen Mechanismus in Bewegung, fliesst ab, wird wieder hochgepumpt – und so weiter. Ein schönes Beispiel für die zyklische, sich immer wiederholende Zeit, im Unterschied zur linearen Zeit (Lebenszeit), die ab- und ausläuft.

 

 

Wo bei Tinguely das Anarchische und Spielerische vorherrscht, ist Wiedmer in seinem Schaffen disziplinierter und durchdachter.

 

"Die Ideen und Projekte von Roland Wetzel
lassen viel versprechen."

 

Entstanden sind die Werke wie die "WeinUhr" in Zusammenarbeit mit Ludwig Oechslin vom Musée international d‘Horlogerie in La Chaux-de-Fonds. Von Oechslin kam das chronometrische Fachwissen, von Wiedmer die künstlerischen Ausführung. Erst durch das Zusammenfinden beider entsteht das Dritte, die Synthese: das Werk.


Wenn man tiefer in die Sache geht, entdeckt man auch, dass Eisen und Feuer einen gemeinsamen mythologischen Ursprung haben und sie ausserdem Gegebenheiten sind, die mit der Zeit zu tun haben. Eisen entsteht durch den Schmelzvorgang, der ein Zeitablauf ist, so wie das Feuer einer ist durch den Verbrennungsvorgang.

Wer also anfängt, in die Tiefe (der Materie, der Zeit) zu gehen, wird bei Paul Wiedmers Werken Gelegenheit haben, überraschende Zusammenhänge zu sehen und Erkenntnisse zu gewinnen.

Am 13. Oktober wird im Museum Tinguely eine Ausstellung über die Zusammenarbeit von Jean Tinguely und Robert Rauschenberg eröffnet. Das wird dann der erste grosse Auftritt im Haus unter der Direktion von Roland Wetzel sein, der zuvor im Kunstmuseum Basel gearbeitet hat und dort unter anderem die Ausstellung "Robert Delaunay. Hommage à Blériot" betreut hat.

Wetzels Ideen und Projekte lassen viel versprechen. Auf das Auto will er seine Aufmerksamkeit richten, als Kunstobjekt verstanden, was man sofort versteht, wenn man an Liebe für Autos und Maschinen von F. T. Marinetti denkt oder an die Vergleiche, die Erwin Panofsky zwischen der italienischen Renaissance-Architektur und dem Rolls-Royce angestellt hat.

Ein weiteres Projekt wird Roboter und Künstliche Intelligenz zum aktuellen Thema haben.

Dass das Museum sich nicht auf Bilder an der Wand beschränkt, sondern Laboratorium, Kreativort und Experimentierfeld sein kann und will, ist eine alte Idee. Hier scheint es, als solle etwas davon verwirklicht werden und ein neuer Geist in das Haus einziehen.

Wir werden die Entwicklung aufmerksam verfolgen.

 

Ausstellung "Paul Wiedmer" im Museum Tinguely dauert bis zum 24. Januar 2010. Katalog (Kehrer Verlag) Fr. 38.-- 

15. September 2009


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