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© Fotos by Paul Bachmann
"Erbärmlicher Zustand": Wandbild im Basler Centralbahnhof

SBB wollen die Wandbilder in der Schalterhalle retten

Die monumentalen Kunstwerke im denkmalgeschützten Teil des Basler Centralbahnhofs drohen zu vergammeln


Von Christof Wamister


Der teils pitoyable Zustand der Wandbilder in der Schalterhalle des Basler Centralbahnhofs gab wiederholt zu Beanstandungen Anlass. Jetzt versprechen die SBB, die Restaurierung in die Hand zu nehmen. Bereits wurde eine Analyse in Auftrag gegeben.


Die meisten Bahnbenützer beachten sie gar nicht mehr, wenn sie auf der Treppe von der Passerelle heruntersteigen: die grossformatigen Wandbilder in der Schalterhalle des Basler Centralbahnhofs mit berühmten Landschaften aus den Schweizer Alpen. Andere freuen sich darüber, wissen aber nicht, dass es sich um wirkliche Bilder mit Rahmen und Leinwand handelt. Sie entstanden in den zwanziger Jahren, um die Reisenden auf die bevorstehenden Tourismusfreuden einzustimmen. Die Namen der Maler sind heute nur noch spezialisierten Kunsthistorikern ein Begriff.

Noch aufmerksameren Beobachtern ist aufgefallen, dass sich die Bilder in einem schlechten Zustand befinden. Ein OnlineReports-Leser schreibt, auch unter Bezug auf frühere Berichte in der BZ und der NZZ: "Insbesondere das grosse Bild vom Vierwaldstättersee befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Die Leinwand rutscht nach unten, ist verdreckt, zerrissen und weist Löcher auf." Die Ursachen sind unter anderem Taubendreck und die Temperaturunterschiede in der zugigen Halle.

Auch eine Kostenfrage

Die SBB haben sich nun offenbar entschlossen, etwas gegen die schleichende Zerstörung der Bilder zu unternehmen, bevor es zu spät ist. Vorerst werden die Wandbilder "von Spezialisten umfassend analysiert, um die notwendigen Sanierungsmassnahmen und das entsprechende Kostendach festlegen zu können," erklärte gegenüber OnlineReports Lea Meyer von der SBB-Medienstelle. Der detaillierte Bericht mit den notwendigen Massnahmen und Kosten soll "im Verlaufe des Herbsts" vorliegen.

Die SBB verfügen über eine eigene Fachstelle für Denkmalpflege, die aber nicht über eigene Finanzkompetenzen verfügt und insbesondere keine Spezialisten zur Restauration von Wandbildern beschäftigt. Mit der Analyse der Situation wurden deshalb der Restaurator Gregor Mahrer (Witterswil) und der auf Restaurierungsfragen spezialisierte Kunsthistoriker Christian Heydrich beauftragt.

Es stehe jetzt schon fest, erklärte Mahrer gegenüber OnlineReports, dass das Monumentalbild "Vierwaldstättersee" mit den beiden Mythen im Hintergrund (siehe Aufmacher-Foto) für die Restaurationsarbeiten nicht demontiert werden kann. Man müsse vielmehr an Ort auf einem Gerüst arbeiten und den Zwischenaum zwischen Mauer und Leinwand mit einer Platte ausfüllen. Bei den Gemälden über dem Schaltertrakt (Jungfraujoch, Gstaad, Silsersee) sei ein Abtransport zur Restauration in einem Atelier noch eher möglich.

Reiches Bildprogramm

Der 1907 fertiggestellte Basler Centralbahnhof verfügt – was allgemein wenig bekannt sei dürfte – über ein reichhaltiges Bildprogramm. Auch das "Buffet 1. Klasse" (heute ein Migros-Einkaufszentrum), die Brasserie und die Wartesäle des Bahnhofs SNCF sind mit Wandbildern geschmückt, die noch vor 1914 entstanden und zum Teil dem Kunstverein gehören. Sie werden nun auch auf ihren Zustand überprüft. Laut Gregor Mahrer wurden die Bilder in den Buffetsälen vor nicht allzulanger Zeit restauriert und müssten allenfalls wieder gereinigt werden. Der Bahnhof SNCF befindet sich gesamthaft in einem etwas schäbigen Zustand, weil die französischen Bahnen sich bis jetzt nicht zu einer Investition aufraffen konnten.

Für die Bilder in der Schalterhalle können die Gutachter auf Vorarbeiten zurückgreifen, die laut Gregor Mahrer schon vor fünfzehn Jahren geleistet wurden. Damals prüften die SBB eine Variante mit der Demontage des Vierwaldstättersee-Bildes, der Umnutzung der Ostwand und dem Einbau eines Lifts. Dagegen erhoben sich aber Einwände der Denkmalpflege und des Heimatschutzes, denn das Bahnhofsgebäude steht seit 1988 unter Denkmalschutz, der streng genommen allerdings nicht für die dort montierten Bilder gilt. Sie prägen aber zweifellos den Charakter des Gebäudeinnern mit.

Langer Streit um Vordach

Die SBB befinden sich mittlerweile in einem neuen Konflikt mit der Basler Denkmalpflege. Sie entfernten nämlich das zur Originalausstattung gehörende gläserne Vordach zum Osteingang (zu den Perrons 1 bis 4) und ignorieren seit 2010 eine Verfügung der Denkmalpflege, dieses Dach wieder anzubringen – mit dem Argument, es wäre bei Notfalleinsätzen ein Hindernis. Nun haben die SBB Immobilien ein neues Baugesuch für den längst vollzogenen Abbruch eingereicht. Der Basler Heimatschutz hat dagegen eine Einsprache eingereicht, die OnlineReports vorliegt. Der Fall wird vermutlich die Baurekurs-Kommission noch einmal beschäftigen.

8. August 2014


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"Dokumente eines vergangenen Zeitalters des Reisens"

@ Pirmin A. Breig: Die Bilder zeigen Landschaften, die heute so gar nicht mehr zu sehen sind (die Gegend rund um die Mythen ist beispielsweise völlig überbaut). Sie sollten auch als Dokumente eines vergangenen Zeitalters des Reisens der Nachwelt erhalten bleiben, wenn schon das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Ich finde sie mit ihren warmen Farben sehr schön. Mit einer besseren Be- resp. Ausleuchtung könnten sie nach der Restauration noch besser zu Geltung gebracht werden. Seien wir doch froh, dass die Schweizerischen Bundesbahnen die Wände nicht als riesige Werbeflächen vermieten, sondern die Bilder erhalten möchten.


Gaby Burgermeister, Basel




"Mit weisser Farbe überpinseln"

Sind diese alten, verstaubten Wandbilder wirklich so wertvoll, dass man sie "retten" muss? Und vorallem: Was haben sie mit Basel zu tun? Gehörten sie nicht eher in die biedere Innerschweiz? Von mir aus könnte man diese Wandbilder ohne weiteres mit weisser Farbe überpinseln - oder, wenn schon, mit Motiven vom Dreiland (z.B. Vogesen, Rheinmotive), dem wirklichen Bezug zu Basel, ersetzen. Schade für das viele Geld.


Pirmin A. Breig, Basel



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RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

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In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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In einem Satz


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Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

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Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).