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"Entwicklung Richtung Automatisierung": SBB-Bahnhofwerbung in eigener Sache

Nächster Halt: Geisterbahnhof

SBB überprüfen 170 bediente Bahnhöfe auf Automatisierung: Schalterpersonal und Stationshalter bangen


Von Peter Knechtli


Die Zahl der Geisterbahnhöfe in der Schweiz dürfte nochmals erheblich zunehmen: Die SBB überprüfen rund 170 bediente Bahnstationen auf ihre Rentabilität hin. Im schlimmsten Fall wird künftig nur noch jeder zweite der 320 mit SBB-Personal ausgestattete Bahnhöfe in Betrieb stehen. Der Wind bläst auch den privaten Stationshaltern ins Gesicht: Massiv erhöhte Mieten für die Verkaufsgeräte drücken gefährlich auf die Margen.


Die Schweizer Stationshalter schlagen Alarm: Wenn die SBB ihre Politik weiter verschärften und ihre Strategie der Automatisierung fortsetzten, "dann ist es aus". Den privaten Betreibern von SBB-Bahnhöfen in der Schweiz pfeift ein eisiger Wind um die Ohren. Soeben musste der Stationshalter von Eschenbach LU das Handtuch werfen; Ende Oktober macht Melide TI und Mitte Dezember Le Bouveret VS am Genfersee den Schalter dicht.

Das so genannte "Stationshaltermodell" stammt aus Anfang der neunziger Jahre und galt als Erfolg versprechende, bürgernahe Alternative zur Schliessung unrentabler Kleinbahnhöfe durch die SBB. Noch dieses Jahr kam es zu zwei Neueröffnungen in Elgg ZH und Sachseln OW, doch die drei aktuellen Betriebsschliessungen verursachen einen rückläufigen Trend.

Grund der Schwierigkeiten: Auf Druck der SBB mussten die privaten Bahnhofvorstände dieses Jahr das neue Ticket-Verkaufsgerät "Prisma 2" in Betrieb nehmen, was die jährlichen Mietkosten auf einen Schlag von 8'000 auf 24'000 Franken ansteigen liess. Bei einer Provision von zehn Prozent hatten die Betreiber von Kleinbahnhöfen mit Umsätzen von weniger als 300'000 Franken keine Chance. Zudem fürchten die in der Interessengemeinschaft "Pro Gare" zusammengeschlossenen Kleinunternehmer, dass die SBB die Sparschraube auch bei den Provisionen - insbesondere auf die Generalabonnements - anziehen werden.

Hochschul-Szenario spricht von massivem Verkaufsstellen-Abbau

Die Warnsignale leuchteten bei "Pro Gare"-Sekretär Kurt Erni auf, als er im Internet auf eine zu Jahresbeginn an der Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung (HSW) in Bern gehaltene und mit SBB-Logos versehene Präsentation eines SBB-Mitarbeiters stiess, die drastische Veränderungen der SBB-Distributionakanäle erahnen lässt. Darin ist von einem "Rückzug" der Verkäufe durch Stationshalter und Poststellen ebenso die Rede wie von einer Reduktion auf 160 bis 200 Verkaufsstellen. Die Präsentation weist auch aus, dass der Billett-Automat mit gut sieben Prozent der Kosten deutlich unter dem angestrebten Ziel von 10 Prozent liegt – "Dritte" jedoch, zu denen die Stationshalter gehören, bei über 31 Prozent.

Laut SBB-Sprecher Christian Ginsig sind in der Schweiz derzeit noch knapp 350 bediente Bahnhöfe in Betrieb - Stationshalter und "avec"-Shops inbegriffen. Träfe das im Internet veröffentlichte Szenario zu, so würde in absehbarer Zeit jeder zweite noch bediente Bahnhof verschwinden. Ginsig betonte gegenüber OnlineReports, dass der Hochschul-Vortrag zwar korrekte SBB-interne Zahlen verwendet habe, aber "nicht der offiziellen SBB-Politik" entspreche. Es handle sich um die "private Studienarbeit" eines Mitarbeiters, für die "kein Auftrag der SBB" bestand. Ginsig wollte darum einen geplanten Rückbau der Verkaufsstellen um die Hälfte nicht bestätigen.

An jeden Verkaufspunkt ein Automat

Klar aber ist: Der Trend geht in diese Richtung. Nicht nur wollen die Bundesbahnen den digitalen Fahrkartenverkauf via Internet vorantreiben. Die SBB nehmen derzeit auch 168 noch nicht automatisierte Klein- und Mittelbahnhöfe betriebswirtschaftlich ins Visier, in denen sowohl Signale gestellt wie Billetts verkauft werden. Wie viele der besetzten Stationen zu Geisterbahnhöfen verwaisen, konnte Ginsig nicht sagen, doch betonte er: "Wir sehen schon eine Entwicklung in Richtung Automatisierung."

Damit ist nicht nur die Fernbedienung der Signale gemeint, sondern auch ein Abbau an Verkaufs- und Beratungspersonal: Wo die Analyse keine Rentabilität und auch keine andere Distributionsmöglichkeit wie beispielsweise eine Kooperation mit Drittanbietern ergibt, wird dannzumal ein "Billett-Automat Touch Screen" (BATS) stehen. Schon heute sind entlang des Schweizer Schienennetzes 650 dieser Geräte in Betrieb, mit denen 95 Prozent aller Fahrkarten - Rundreisen, Mehrfahrtenkarten und Freizeitangebote inbegriffen - abgerufen werden können. Laut Ginsig sind 400 weitere Geräte bestellt, so dass bis 2005 in jedem der 743 Haltepunkte "ein moderner Automat steht". Gleichzeitig soll das "avec"-Laden-Modell von heute 19 auf 50 Stationen ausgebaut werden.

Der Sprecher räumte auch ein, dass die SBB nun verstärkt Inhaber von Generalabonnements (GA) mit Mailings bewerben, die bisher bei Stationshaltern Kunden waren. Hintergrund sei es, "möglichst einfach eine nahtlose Erneuerung" sicher zu stellen. Eine Kürzung der GA-Provision gegenüber den Stationshaltern dagegen sei nicht geplant. "Wir haben Verträge und die halten wir ein. Wir haben nicht die Absicht, gegen die Stationshalter zu operieren."

Unter 800'000 Franken Umsatz Überleben kaum denkbar

Unter den aktuellen Umständen schätzt "Pro Gare"-Sekretär Kurt Erni die Umsatz-Schmerzgrenze auf 800'000 Franken. Aber nur rund ein Drittel der Stationshalter erreicht dieses Ziel. Überleben können viele nur dank zusätzlichem Nebenerwerb. Wo die Rentabilitätsgrenze nicht erreicht wird, bleibt eine letzte Möglichkeit: In Islikon TG finanzieren Kanton und Gemeide das teure Verkaufsgerät mit, in Nottwil LU eine kommunale Interessengemeinschaft.

Angenehm jedenfalls war den SBB die Strategie-Publikation ihres Mitarbeiters auf dem Internet nicht: Kaum hatte OnlineReports die Recherche begonnen, war die Präsentation vom Netz verschwunden.

13. Oktober 2003


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bz
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