Werbung

© Foto by OnlineReports.ch
"Einmal mit der ganzen Familie Ferien machen": Köchin und Verkäuferin Chuy Tang

"Ich gebe ein Rezept nach Herzen"

Chuy Tang betreibt in Basel einen asiatischen Supermarkt - und bietet mehr als nur exotische Produkte


Von Peter Knechtli


Sie heisst Chuy Tang und ist das Aushängeschild des "Asien Supermarkt" am Spalenring 1 in Basel. Doch die 31jährige gebürtige Kambodschanerin ist weit mehr als blosse Verkäuferin fernöstlicher Nahrungsmittel. Mit ihren Take-away-Menüs verbreitet sie die feinen Dürfte der asiatischen Küche. InteressentInnen gibt sie gern Einblick in die Geheimnisse von Zutaten und Gewürzen - in schönstem Berndeutsch.


Bitte nicht weitersagen: Seit Chuy Tang vor gut einem Jahr zusammen mit ihrem Mann den "Asien Supermarkt" am Burgfelderplatz übernommen hat, ist Basel um einen Geheimtip reicher. Um die Mittagszeit herrscht oft High Life in diesem Beton-Pavillon im "Corso"-Gebäude am Spalenring 1. In der kleinen Küche ist Hochbetrieb, vor der Take-away-Abteilung stehen Kunden Schlange, das Telefon klingelt, Bub Mike (5) kommt aus dem Kindergarten zurück, ein Vertreter will noch schnell ins Geschäft kommen und Töchterchen May Ling (3) lässt es sich nicht nehmen, den Fussball gezielt Richtung Kochtopf zu kicken.

Roter Curry an Kokossauce gefällig?

Zwischen 20 und 30 Portionen richten Chuy und ihre Köchin Tem jeden Mittag. Zum Standardangebot zum günstigen Preis von zehn Franken, immer mit frischem Gemüse zubereitet, gehören drei verschiedene Menüs mit Reis oder Nudeln - so etwa roter Curry an Kokossauce und Soja- oder Spinatgerichte. Dazu gehört meist Poulet, aber auch Fisch, Enten oder Schweinefleisch. Auf Wunsch können aber auch zahlreiche weitere spezielle Menüs zum Preis bis 15 Franken bestellt werden, zehn Minuten danach dampft ein Phat lat nah (gebratene Thai-Nudeln an dicker Sauce), ein Lap mu (Fleisch-Salat), ein Papaya-Salat Som tam, die Nudelsuppe Guiduinam oder hausgemachte Frühlingsrollen auf dem Tresen. Verlangt jemand Wasserspinat oder Aubergine, "dann komponiere ich einfach etwas drum herum".

Was Chuy und Tem an ebenso wohl wie exotisch riechenden Köstlichkeiten hinzaubern, weckt immer auch das Interesse von Kundinnen und Kunden, die sich näher mit der fernöstlichen Küche beschäftigen möchten oder damit schon vertraut sind. "Die Leute fragen immer wieder nach dem Rezept" oder sie geben Kommentare ab ("Uh, gestern war es scharf!"). In solchen Fällen gibt Chuy bereitwillig Auskunft: "Unsere Menüs sind keine Geheimnisse. Ich gebe gern Auskunft." Allerdings muss sie enttäuschen, wer sie nach genauen Massangaben der Zutaten fragt. "Ich gebe ein Rezept nach Herzen, wieviele Löffel von diesem Gewürz oder wieviel Gramm von jenem Gemüse benötigt werden, weiss ich nicht. Einfach probieren." Chuy hat sich auch schon überlegt, einen Kochkurs für thailändische oder kambodschanische Spezialitäten anzubieten, doch die Zeit hat dazu bisher nicht gereicht.

Auch Minu kauft hier ein

Denn gegen zwölf Stunden - von acht bis 20 Uhr - steht Chuy im Supermarkt, der das Hauptgeschäft ist. "Nein, Freizeit habe ich keine", sagt Chuy sachlich, "ausser, wenn ich eine Aushilfe habe". Bei Geschäftsaufnahme war es ziemlich still zwischen den Verkaufsregalen und Tiefkühltruhen. Doch über die Mund-zu-Mund-Propaganda sprach sich das bereichernde Einkaufsangebot beim Burgfelderplatz schnell herum. Auch Minu, der schreibende und kochende Berufsbasler, zählt zu Chuys wachsender Klientel, die sich ziemlich genau zur Hälfte aus schweizerischen sowie thailändischen, philippinischen, indonesischen und vietnamesischen Kunden zusammensetzt. Neben Privatpersonen kaufen gezielt auch Thai-Restaurants und einheimisch geprägte Gaststätten bei Chuy Tang ein. Neben Reis, tiefgefrorenem Fisch und Curry-Paste als Grundgewürz sind im "Asien Supermarket" auch exotische Ganzjahresfrüchte wie Honigmango, Jackfruit, Papaya, Pomelo und Bananen, aber auch Saisonfrüchte wie Durian, Rambutan oder Longan zu haben. Zu den viel verlangten Köstlichkeiten des Sommers gehört die nahrhafte Kokos-Glace.

Formeller Geschäftsinhaber ist ihr Mann, der Kambodschaner Kheang Tang. Er ist aber meist nur dann im Laden anzutreffen, wenn Nachschub fällig ist. Als Importeur von fernöstlichen Lebensmitteln beliefert er asiatische Läden in Zürich, St. Gallen, Thun, Luzern, Lausanne und Genf und ist deshalb meist mit seinem Lieferwagen unterwegs. Nach Basel zog es Kheng, weil er schon seine Vorgängerin im selben Lokal belieferte. Als sie Zahlungsschwierigkeiten bekam, übernahm er im April letzten Jahres den Laden und baute das Angebot beträchtlich aus. Neben Lebensmitteln und Take-away offeriert er asiatische Geschenkartikel wie Altare und Porzellan und Spirituosen. Zwar verfügen beide über einen Schweizer Pass, aber den buddhistische Glauben haben sie beibehalten. Dies ist auch am hauseigenen Altar im hinteren Teil des Ladens festzustellen, wo ein mit Früchten und Tee beschenkter Altar Haus und Geschäft schützen soll.

"Brüetsch u Schwoscht"

Chuy und Kheang sprechen fast perfekt Schweizerdeutsch. Mit 13 Jahren kam Chuy via Thailand als kambodschanischer Flüchtling mit ihrem Vater, einem gebürtigen Chinesen, "em Brüetsch u dr Schwoscht" in die Schweiz. In Stettlen bei Bern, unter der Obhut der Familie Suter, verbrachte sie den Rest ihrer Schulzeit. In Bern absolvierte sie eine Lehre als Apothekerhelferin. Als sie 1991 den gelernten Automonteur Kheang Tang heiratete, zog sie nach Biel, wo die Familie ihres Mannes bereits einen Laden mit asiatischen Lebensmitteln und Take-away führte. Bald stand Chuy jetzt nicht mehr in der Apotheke, sondern im Laden ihrer Schwiegereltern. Seit Herbst 1999 wohnt die vierköpfige Familie jetzt auch im "Corso"-Gebäude, die Kinder lernen rasend schnell Deutsch.

Chuys Offenheit und ihr unbeschwertes Wesen sind mit ein Grund, weshalb sich der "Asien Supermarkt" als weiterer Basler Versorgungsplatz asiatischer Küchenliebhaber langsam etabliert. Sie geht auf die Leute zu und auf sie ein, sie berät und gibt Auskunft und selbst wenn es - wie über Mittag - zugeht wie im Bienenhaus, hat sie ihr gewinnendes Lachen nicht verloren. Chuy verkörpert die europäische wie die asiatische Kultur: Von der Tradition her bin ich eher kambodschanisch, so folgt sie den Gesetzen der Familie ihres Mannes, dem als ältester Sohn besondere Pflichten obliegen. "Vom Denken und Lebensstil her aber fühle ich mich mehr als Schweizerin", lacht Chuy herzlich und verrät, dass sie nicht nur kambodschanisch, thailändisch oder chinesisch kochen kann - sondern (allerdings nur privat) auch die guteidgenösisschen Rezepte beherrscht: Ob Nudeln mit Schnitzel an Rahmsauce oder Ragout, Käseschnitte oder Gratin - "das alles koche ich und esse ich gern".

Auch Party-Service im Angebot


"Ich führe ein hartes Leben, es bitzli Stress - aber das gefällt mir", sagt Chuy ohne jammernden Unterton. Als weitere Spezialität führt sie neuerdings den Party-Service für bis zu 40 Personen an. Manchmal reicht die Zeit aus, mit der Familie spazieren zu gehen oder sich auswärts das Essen servieren zu lassen. Eines ist bisher allerdings nur ein Traum geblieben: " Dass ich einmal mit meiner Familie zusammen in die Ferien gehen kann."

28. August 2000


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Kitas in Baselland: Personal und Eltern wandern in die Stadt ab

26. März 2024

Eine Kita-Allianz will verhindern, dass die Situation noch prekärer wird.


Reaktionen

Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen

22. März 2024

Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
 


Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt

22. März 2024

Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.


Tschudy-Villa steht jetzt
unter Denkmalschutz

12. März 2024

Der Eigentümer muss das teils abgerissene Gebäude in Sissach wieder aufbauen.


Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor

8. März 2024

Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.


Reaktionen

Bruderholz-Quartier blockiert Neubau der Tramstrecke

6. März 2024

Trotz Plangenehmigung kann das Projekt
nicht realisiert werden.


Reaktionen

Gemeindewahlen Baselland:
Niederlagen für den Freisinn

3. März 2024

In Waldenburg verpasst Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann die Wiederwahl. 


Es zählt nicht nur
die Rhetorik

3. März 2024

Kommentar: Atici hat die Zweifel an seinen Sprachkenntnissen ausgeräumt.


Regierungs-Wahlkampf in Basel:
die spannendsten Momente

29. Februar 2024

So haben sich Atici, Urgese, Thiriet und Cramer geschlagen – die Übersicht.


Reaktionen

Heikle Wahl-Werbung
auf dem Handy

28. Februar 2024

Problematisch: SP und Bider & Tanner versenden SMS von derselben Nummer.


www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).