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© Fotos by Van Gogh Museum Amsterdam, EuroAirport
Vincent van Gogh ist in Basel angekommenSeine Landschaftsbilder als Dokumente seiner Auseinandersetzung mit der Farbe werden im Kunstmuseum ausgestellt Von Aurel Schmidt An Vincent van Gogh, der zu Lebzeiten (1853-1890) kein einziges Bild verkauft hat, kommt jetzt niemand vorbei. Van Gogh ist, salopp gesagt, ein Hype. Die Preise für seine Werke im Kunsthandel sind das eine, ihre kunsthistorische Bedeutung das andere. Für die Ausstellung der Landschaftsbilder wurde das Kunstmuseum Basel umgebaut, der Innenhof überdacht, die Billettkasse in einem Container vor dem Haus untergebracht und eine weitere Toilettenanlage errichtet. Zur heutigen Medienkonferenz sind 250 Kritiker und Journalisten nach Basel angereist. 500'000 Besucher und Besucherinnen werden erwartet, was sich auf einen Tagesdurchschnitt von 3'000 bis 4'000 Personen belaufen dürfte. Kein Wunder, dass die Öffnungszeiten ausgedehnt wurden. Letzter möglicher Eintritt ist um 18 Uhr. Basel Tourismus erhofft sich 30'000 bis 50'000 zusätzliche Übernachtungen. Der Tower auf dem EuroAirport (Bild) ist mit einer riesigen van Gogh-Reproduktion dekoriert. Rechtzeitig zur Vernissage sorgt auch eine neu aufgelegte alte Fälschungsgeschichte für einen kleinen Aufregungsschub.
Wir wollen nicht zu weit gehen, aber was jetzt in Basel geschieht, ist ein befremdendes Exempel für einen neuen Stil, wie Kultur unter Befolgung der Gesetze von Sales Management, Merchandising und Public Relations als Verkaufsschlager vermarktet wird. So wird sie regelrecht kolonialisiert.
"Nach 1850 verliessen die Künstler Aber kommen wir zur Hauptsache: zu van Gogh. Es ist nicht unbedingt ausgemacht, dass die Landschaften als Genre für van Gogh so bedeutend sind, wie jetzt behauptet wird. Darüber lässt sich diskutieren. Ich würde lieber die Selbstportraits anschauen, aus denen der Mensch herausschaut, als würde er leibhaft vor mir stehen. Diese Nähe hat etwas Beklemmendes. Wer schaut mich da an? Aber jetzt sind es nun einmal die Landschaften, auch gut, und die Tatsache, dass es möglich war, 70 Werke zu diesem Thema an einem Ort und zur gleichen Zeit zu einem Überblick zu versammeln, ist allein schon eine beeindruckende Leistung, die Anerkennung verdient – erst recht, wenn man die Hintergründe kennt, unter denen heute eine solche Ausstellung dieser Grössenordnung präsentiert wird. Dies selbst dann, wenn die Auswahl zuletzt doch nur von den Umständen der Leihgeber abhängt und auch ganz anders hätte ausfallen können.
"Van Gogh malte seine unmittelbare Bis dahin war dies nicht möglich gewesen, und die Künstler mussten sich mit Skizzen und Aquarellen behelfen, die sie später im Atelier ausführten. Jetzt war es anders. Die Impressionisten malten im Freien und kamen (fast zeitgleich mit der Entdeckung der Spektralanalyse, von der sie aber kaum etwas wussten) hinter das Geheimnis der Zerlegung des Lichts, die ihren Stil prägte. Nur was sie malten, folgte anderen Überlegungen. Sie wählten als Motive die Pariser Boulevards, noch nicht lange zuvor wie Schneisen in die Stadt geschlagen, Bahnhöfe, Fabriken mit rauchenden Schloten, Heuhafen, die Pappeln an der Epte. Ein beliebtes Motiv waren Winterlandschaften. Mit einem Wort: Die alltägliche Umgebung mit einem beinahe reporterhaften Blick. Das war insofern tatsächlich etwas Neues, als bis dahin die europäische Malerei vor allem auf Personen fokussiert war (Heilige, Helden, mythologische Gestalten), ganz im Gegensatz etwa zur chinesischen Malerei, die in der Landschaft eine kosmologische Ordnung aufdeckte.
"Eine obsessionelle Verfassung Ich werde nicht soweit gehen, von einem Trip, von einem Rausch, zu sprechen, aber van Goghs Werk wird unter diesem Aspekt menschlich verständlicher. Auch berührender. Die Werke mit der Provence-Landschaft sind Farbexperimente und zugleich therapeutische Versuche der Selbstheilung. So wie sich die Perspektiven verzerren und verziehen (auf den Bildern von den Gärten der Heilanstalt in Saint-Rémy, wo er sich behandeln liess, oder von der Kirche in Auvers-sur-Oise), so veränderte sich – wir wissen es – sein mentaler Zustand. Die Zypressen fangen an zu lodern, die Wolken geraten aus dem Gleichgewicht und führen einen Hexensabbath auf. Das innere Leiden nimmt im gleichen Mass zu, wie die Farbe heftiger und bewegter, emotionaler wird (was sprachlich das Gleiche ausdrückt), der Spachtel ersetzt den Pinsel, die Farbe wird auf die Leinwand gedrückt, geschleudert, wie um sie los zu werden – oder was sonst?
Es ist eine obsessionelle Verfassung, die ihn antreibt, Strich für Strich, einem Exerzitium vergleichbar. Van Gogh malt um sein Leben. Er wusste es genau: "Ich setze mein Leben dabei aufs Spiel, und mein Verstand ist zur Hälfte draufgegangen."
Parallel zu den Werken von van Gogh zeigt das Kunstmuseum, alimentiert aus eigenen Beständen, als Gegenpunkt Landschaftsdarstellungen von dessen Zeitgenossen: von Pissarro, Cézanne, Monet bis Vlaminque und Derain. Ein Hinweis auf die kolossale Qualität der Basler Sammlung.
Die Ausstellung ist ab Sonntag, dem 26. April, zugänglich und dauert bis zum 27. September. Eintrittskarten online www.vangogh.ch , telephonisch 0848 200 800. Vorverkauf empfohlen. Katalog (Hatje Verlag) Fr. 59.-- 23. April 2009
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