Werbung

© Foto by Juda Ngwenya/Reuter/Ecoterra
"Starke Stimme": Friedensnobelpreisträgerin Wangari Muta Maathai

Höchste Ehre für Powerfrau mit Courage und Charisma

Die Kenianerin Wangari Muta Maathai erhielt in Oslo als erste Umweltschützerin überhaupt den Friedensnobelpreis


Von Ruedi Suter


Sie sass im Gefängnis. Sie gründete mit der "Green Belt Movement" die grösste Umwelt- und Frauenbewegung Afrikas. Ihr Mann verliess sie, weil sie "zu intelligent" sei. Gestern Freitag erhielt die wohl bedeutendste Umweltschützerin Afrikas, die kenianische Wissenschaftlerin und Politikerin Wangari Muta Maathai, den Friedensnobelpreis. Doch allzu friedlich will sie auch in Zukunft nicht sein.


Sie ist nicht nur die erste Afrikanerin, sondern überhaupt die erste Person aus dem Umweltschutzbereich, die den angesehenen Friedensnobelpreis erhielt. Das Nobelkomitee lobte Wangari Maathai als eine "starke Stimme Afrikas", die sich für Frieden, Gerechtigkeit und gute Lebensbedingungen auf dem Kontinent einsetzt. Wo die Natur intakt, die Umwelt lebenswert ist, da könne auch der Frieden Fuss fassen, heisst es in der Begründung.

Die Kenianerin habe sich - aufbauend auf einer intakten Umwelt - erfolgreich für eine soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in Afrika eingesetzt. Besonders beeindruckt ist das Komitee von der Fähigkeit Wangari Maathais, Wissenschaft, Politik und soziales Engagement zu verbinden. Ihre Methoden, die Umwelt zu schützen und zu erhalten, seien zum Vorbild für andere afrikanische Staaten geworden. Die Preisträgerin verkörpere mit ihrem Wirken den Grundsatz "global denken und lokal handeln".

"Es ist schon weit nach 12"

Obwohl es beileibe nicht ihr Lebenszweck ist, wurde die jetzt 64-Jährige früher schon mehrmals mit Preisen bedacht. Ihr herausragendes Engagement für die Erhaltung der Lebensgrundlagen hat ihr bereits 1988 den Alternativen Nobelpreis eingebracht.

"Es ist schon weit nach 12", pflegt die Geehrte zu warnen. Doch Resignation entspricht nicht ihrem Charakter. Gegenüber der Menschenrechts- und Umweltorganisation Ecoterra International erklärte die neue Friedensnobelpreisträgerin am 3. Dezember: "Nun, da das Nobelpreiskomitee zum ersten Mal Umweltschutzbemühungen anerkennt, werde ich mich natürlich weiterhin für die Erhaltung der Wälder einsetzen. Umweltschutz kann allerdings nicht in einer undemokratischen Umgebung gedeihen."

Aufstand gegen Abholzung und Frauen-Erniedrigung

Wer aber ist diese Afrikanerin genau? 1940 im kenianischen Nyeri geboren, konnte sie als eines der wenigen Mädchen zur Schule, um nachher in den USA Biologie und später in Kenia Tiermedizin zu studieren. Hierauf wurde sie in Nairobi Professorin für Veterinäranatomie. Ab Mitte der siebziger Jahre engagierte sie sich im Nationalen Kenianischen Frauenrat und gründete mit diesem 1977 eine Bewegung, die sie in der ganzen Welt bekannt machte – das "Green Belt Movement".

Maathai wollte nicht mehr tatenlos den grossflächigen Abholzungen und der zunehmenden Erosion in Kenia zusehen. So baute sie zusammen mit anderen Frauen ein Netz von Baumschulen auf. Das Ziel: Öffentliches Land wieder mit Bäumen zu beleben. Seither wurden in Afrika zwischen 25 und 30 Millionen Bäume gepflanzt und mehr als 5’000 Baumschulen gegründet. Doch nicht nur das – entstanden ist auch eine panafrikanische Frauenbewegung. Deren Zweck geht allerdings weit über die Wiederaufforstung hinaus. Denn Green Belt stellte die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung in den Vordergrund. Sie widerspiegeln die Visionen der in der Bewegung vereinten Frauen: Es sollen nur so viele Ressourcen verbraucht werden als nachwachsen können, und die heutigen Generationen dürfen nicht auf Kosten der zukünftigen Generationen leben.

Kraft für neues Selbstbewusstsein: "Sie ist mir zu gebildet"

Die grosse Leistung Maathais und der Bewegung ist es, dass sie die armen Frauen für diese Prinzipien gewinnen konnten: Frauen, für die Holz zum Heizen, zum Kochen und als Baumaterial lebensnotwendig ist. Green Belt funktioniert effizient. Weil die Zusammenhänge erklärt werden, weil ein politisches Bewusstsein geschaffen wird, weil Alternativen geboten werden. Beispielsweise die Wiederaufforstung, der Einsatz von alternativen Energien und das Schaffen neuer Einkommensquellen für die Frauen.

Wangari Maathais Wille, ihre Integrität und ihre Intelligenz halfen ihr, sich gegen die kenianische Männergesellschaft und in der Politik durchzusetzen. Ihr Mann, ein Parlamentarier, mit dem sie von 1970 bis 1980 verheiratet war und dem sie drei Kinder schenkte, verlor die Nerven und liess sich scheiden. Seine Begründung soll gemäss der Encyclopedia of World Biography so gelautet haben: "Sie ist mir zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu dickköpfig und zu unkontrollierbar." Das erfuhr auch die frühere Regierung unter Präsident Daniel Arap Moi. Dieser warf die unbeugsame Frau wuchernde Korruption sowie den illegalen Verkauf von öffentlichem Land vor.

Vom dunklen Gefängnis ins lichte Regierungsgebäude

So lernte die neue Friedensnobelpreisträgerin auch die stickige Luft kenianischer Gefängnisse kennen, wurde sie doch verschiedentlich verhaftet und eingesperrt. Doch 1991 musste sie das Moi-Regime dank einer weltweiten Briefaktion von Amnesty International wieder frei lassen. Ein anderes Mal wurde sie geschlagen, weil sie sich schützend vor einen Wald stellte, der illegal hätte abgeholzt werden sollen.

Als Antwort auf die zahlreichen Schikanen der Behörden liess sie sich für die Wahlen von 1997 als Präsidentschaftskandidatin aufstellen. Doch erst mit der neuen Kibaki-Regierung kam auch sie ins Parlament. 2003 wurde sie zur stellvertretenden Ministerin für Umwelt, Ressourcen und Wild ernannt. Selbst in dieser Funktion gibt die Kämpferin für saubere Politik keine Ruhe. Sie drohte bereits mit Rücktritt, weil unterdessen auch das neue Regime unter Präsident Mwai Kibeki im Korruptionssumpf zu versinken droht.

"Nie zurückzahlbaren Schuldenberge auflösen"

Zahlreiche internationale Preise wie der Right Livelihood Award oder der Afrika-Preis der UNO für öffentlichen Einsatz haben ihre Arbeit gewürdigt und sie ermutigt, ihren Kampf für eine Begrünung des afrikanischen Kontinents fortzusetzen. Mit dem kürzlich verliehenen norwegischen Sophie Preis (100'000 Dollar) - benannt nach dem Bestseller Sophis Welt, wurde Wangari Maathai auch dafür ausgezeichnet, dass die Green Belt-Bewegung unterdessen in rund 20 afrikanischen Staaten Fuss fassen konnte.

Dass die tatkräftige Kenianerin noch einiges mehr in Bewegung setzen will, bewies sie mit ihrer jüngsten Forderung an den Westen: Schuldenerlass für Afrika. Nur ohne die drückenden Schulden könnten die afrikanischen Länder die Zerstörung der Lebensgrundlagen erfolgreich in den Griff bekommen, meinte Maathai gegenüber der Berliner Zeitung "taz".

Afrika verdiene die Chance, eine funktionierende Landwirtschaft aufbauen und erhalten zu können: "Wenn wir es nicht schaffen, diese niemals zurückzahlbaren Schuldenberge der armen Länder dieses Planeten aufzulösen, führt das überall dazu, dass die nationalen Regierungen diesen Druck an die kleinen Farmer weitergeben, die die Ressourcen gnadenlos ausbeuten müssen."

11. Dezember 2004


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Kitas in Baselland: Personal und Eltern wandern in die Stadt ab

26. März 2024

Eine Kita-Allianz will verhindern, dass die Situation noch prekärer wird.


Reaktionen

Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen

22. März 2024

Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
 


Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt

22. März 2024

Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.


Tschudy-Villa steht jetzt
unter Denkmalschutz

12. März 2024

Der Eigentümer muss das teils abgerissene Gebäude in Sissach wieder aufbauen.


Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor

8. März 2024

Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.


Reaktionen

Bruderholz-Quartier blockiert Neubau der Tramstrecke

6. März 2024

Trotz Plangenehmigung kann das Projekt
nicht realisiert werden.


Reaktionen

Gemeindewahlen Baselland:
Niederlagen für den Freisinn

3. März 2024

In Waldenburg verpasst Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann die Wiederwahl. 


Es zählt nicht nur
die Rhetorik

3. März 2024

Kommentar: Atici hat die Zweifel an seinen Sprachkenntnissen ausgeräumt.


Regierungs-Wahlkampf in Basel:
die spannendsten Momente

29. Februar 2024

So haben sich Atici, Urgese, Thiriet und Cramer geschlagen – die Übersicht.


Reaktionen

Heikle Wahl-Werbung
auf dem Handy

28. Februar 2024

Problematisch: SP und Bider & Tanner versenden SMS von derselben Nummer.


www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).