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Verharmlost, verschleiert, verdrängt: Sklaventum in Mauretanien

Die "willigen" Sklaven der Reichen Mauretaniens

Protest: Menschenrechtsorganisationen prangern Mauretaniens Sklavenhalter an


Von Ruedi Suter


Im westafrikanischen Staat Mauretanien vegetieren noch immer gegen 100'000 Menschen als Sklaven. Menschenrechtsorganisationen nutzten die Weltausstellung in Hannover zum Protest gegen die "klassische Sklaverei" - pünktlich zum "Mauretanientag".


Das Mädchen war 13 Jahre alt und hielt das Leben in Knechtschaft nicht mehr aus. Es floh zu seiner Grossmutter, um seinem "Herrn" zu entfliehen. Umsonst: Am 12. Februar 1999 wurde es von der Polizei aufgegriffen und seinem "Besitzer" zurückgebracht. Denn Khaidour Mint Maissara ist eine Haratin, eine Sklavin - im nordwestafrikanischen Wüstenstaat Mauretanien. Entsprechend wird das dunkelhäutige Mädchen auch behandelt - von der mauretanischen Polizei, der gesellschaftlichen Oberschicht und von den Behörden. In Mauretanien wird die ursprünglichste Form der Sklaverei bis heute gepflegt, von den Reichen im Lande, die auf die Annehmlichkeiten nicht oder kaum bezahlter Arbeitskräfte nicht verzichten wollen.

Menschenrechtsabkommen auf dem Papier, Terror im Alltag

Dieser Zustand ist noch immer gang und gäbe, obwohl die Sklavenhalterei bereits vor 95 Jahren von den französischen Kolonialherren abgeschafft wurde, obwohl Mauretanien die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 unterschrieb, die jede Form von Sklaverei und Leibeigenschaft verbietet, und obwohl das Land 1980 mit einem Erlass die Sklaverei für endgültig abgeschafft erklärte. Den rund 100'000 Sklavinnen und Sklaven ebenso wie den etwa 300'000 in Abhängigkeit gehaltenen Menschen aber hat all das keine Erleichterung oder Verbesserung gebracht. Die Sklaverei sei immer noch ein Tabu-Thema in Mauretanien, kritisiert "SOS Sklaven" zornig. Die mauretanische Menschenrechtsorganisation kämpft für die Abschaffung und gegen die Verharmlosung, Verschleierung und Verdrängung des Sklaventums.

Jetzt auch an der Expo in Hannover, wo Mauretanien am 24. Juli in aller Ruhe seinen Nationentag feiern wollte. Doch die Harmonie des Festes im tiefen Europa wurde gestört. Denn hier machte "SOS Sklaven" - mit Unterstützung der "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) - auf den "Sklaven-Skandal im 21. Jahrhundert" aufmerksam.

"Schwarze Bevölkerung in völliger Abhängigkeit gehalten"

"Vor allem in den ländlichen Gebieten werden noch immer Tausende Angehörige der schwarzen Bevölkerungsgruppe der Haratin in völliger Abhängigkeit gehalten", klärt GfbV-Afrika-Experte Ulrich Delius die Weltöffentlichkeit auf. Und er folgert daraus: "Auf der Expo die Zukunft dieses Landes festlich zu feiern, muss auch bedeuten, die Sklaverei zu ächten und entschieden gegen sie vorzugehen."

Das wird sicher nicht einfach sein in einem Land, wo man durch Geburt, Kauf oder Gefangennahme zum Sklaven wird. Die dunklen Haratin wurden in früheren Zeiten von den hellhäutigen Mauren in Senegal oder Mali gegen Salz und andere Güter ausgetauscht und mit Karawanen durch die Wüste nach Mauretanien geschafft. Dem entsprechend bilden heute die Haratin in der hierarchischen Gesellschaftsstruktur des Landes die unterste Schicht. Rechte haben die Haratin keine, und die Grundbesitzer unterdrücken die Sklaven im stillen Einvernehmen mit den Behörden durch religiöse, psychologische, wirtschaftliche und soziale Machtmitteln.

Es gibt auch andere Formen der Sklaverei

1999 recherchierte "SOS Sklaven" zahlreiche Fälle von Sklaverei und leistete den Betroffenen Beistand. Die Haratin, so eine der Folgerungen, hätten kaum Zugang zu Schul- und Ausbildungsplätzen. Obwohl sie mehr als 40 Prozent der Bewohner Mauretaniens stellten, seien die meisten Haratin Analphabeten und völlig verarmt.

Allerdings gibt es für viele Staaten, Konzerne, Arbeitgeber und Konsumierende keinen Grund, hämisch auf das diesbezüglich so "rückständige" Mauretanien zu zeigen. Wenn auch die "klassische Form" des Sklaventums heute weitgehend verschwunden ist, herrschen in der Arbeitswelt vieler Industrie- und Entwicklungsländer neuere Formen der Sklaverei.

Darunter leiden vor allem mausarme Kinder und Frauen, die zum Beispiel unter schlimmsten Arbeitsverhältnissen und mit jämmerlichen Löhnen Konsumgüter für reiche Verbraucherinnen und Verbraucher herstellen müssen - die sich dann gedankenlos damit brüsten, was für einen "günstigen Kauf" sie gerade tätigten oder was für ein "tolles Schnäppchen" sie eben wieder ergattert haben.

2. August 2000


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