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Gaby Burgermeister - Alles mit scharf

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Frau Holle und der Wiederbelebungstraum

Als Frau Holle letzten Dezember zum ersten Mal in diesem Winter ihre Bettdecke auch über der Stadt Basel ausschüttelte, war Schneeschaufeln angesagt. Für die Autos wird das ja von den städtischen Unterhaltsdiensten besorgt. Die Reinigung der Trottoirs von Schnee und Eis haben sie an die Liegenschaftsbesitzer delegiert: Wenn ein Fussgänger ausrutscht, wird der Besitzer der betreffenden Liegenschaft haftbar gemacht. Ich krempelte also, wenn auch angesichts der winterlichen Temperaturen nur sinnbildlich, die Ärmel hoch, spuckte in die Hände und versuchte, dem Pfludder zu Leibe zu rücken.

Nach einer knappen halben Stunde war ich schweissgebadet (vielleicht hätte ich die Ärmel doch nicht nur im übertragenen Sinn hochkrempeln sollen), und meine Arme schmerzten: Meine grosse hölzerne Schneeschaufel mag vielleicht mit leichtem Pulverschnees fertigwerden. Bei Nassschnee, auch in kleinen Mengen, stösst sie jedoch bald an ihre Grenzen: Zusammen mit dem Eigengewicht der Schaufel leistete das bisschen Pflotsch erbitterten Widerstand. Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit musste also eine leichtere und wendigere Schneeschaufel her.

Nur ist diese Absicht in der Stadt gar nicht so leicht umzusetzen, jedenfalls nicht in Basel. Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, als es in der Innenstadt mindestens drei Eisenwarengeschäfte gab. Eines davon befand sich am Marktplatz, dort, wo jetzt eine Filiale jener Schweizer Grossbank ist, die zuerst ihre Schalterbeamten durch Automaten ersetzte und im vergangenen Jahr nur darum nicht bankrott machte, weil der Staat ihr unter die Arme griff. Ein weiteres Eisenwarengeschäft gab es an der Greifengasse, unmittelbar neben dem Warenhaus, das damals noch Rhybrugg hiess. Heute befindet sich das meines Wissens einzige im Zentrum verbliebene Geschäft dieser Art an der Steinentorstrasse.

Nun sind Eisenwaren- und Haushaltgeschäfte aber beileibe nicht die einzigen Raritäten im Stadtzentrum. Die Zeiten, in denen es beispielsweise am Spalenberg noch drei Metzgereien, ein Früchte- und Gemüsegeschäft, zwei Käse- und Milchhandlungen, zwei so genannte Kolonialwarenläden, ein Fachgeschäft für Schreib- und Rechenmaschinen, ein Sygare-Läädeli, ein Miederwarengeschäft, eine Buchhandlung und ein Fotofachgeschäft gab, sind längst vorbei. Auch das einzige Tea Room ist Geschichte. (Die Aufzählung ist rein zufällig und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.) Mittlerweile hat das Ladensterben auch die Vorstadtstrassen erfasst. Allein an der Allschwilerstrasse sind etwa in den letzten Jahren der einzige Metzger, ein Elektrofachgeschäft, ein Schuhgeschäft und – eben erst – ein Tante-Emma-Laden und eine Drogerie verschwunden.

Die Gründe sind bekannt: (zu) hohe Personalkosten und Mieten, (zu) kleine Gewinnmargen. Aber wer immer der Basler Innenstadt wieder mehr Leben einhauchen will, sollte sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wo die Bewohner einkaufen sollen: Wer im Zentrum wohnt, sollte nicht auf ein Auto angewiesen sein – weder um so ausgefallene Gerätschaften wie Schneeschaufeln zu kaufen, noch um seinen täglichen Bedarf zu decken. Im Einheitsbrei der einschlägigen Warenhäuser, deren Angebote sich kaum mehr voneinander unterscheiden, internationalen und nationalen Ladenketten sowie Grossverteiler wären Metzgereien, Haushalt- und Eisenwarengeschäfte (wie ehedem "Blaser" und "Strahm"), Wäschegeschäfte, kleine Papeterien, Lebensmittelspezialgeschäfte, um nur einige zu nennen, eine Bereicherung für das Basler Stadtzentrum. Ihr Trumpf gegenüber "den Grossen" wären eine überschaubare, aber differenzierte Auswahl von Produkten verschiedener Hersteller und eine fachmännische und freundliche Bedienung durch qualifiziertes Personal.

Das Tüpfelchen auf dem i wären dann noch ein paar gemütliche Restaurants und (Quartier-) Beizen, die gerne auch am Wochenende und insbesondere am Sonntag geöffnet haben dürften und in denen man – als Alternative zu Hamburger und Sushi, Döner und Dürüm ("Alles mit scharf"), aber auch zu teuren Nobelherbergen – zu anständigen Preisen einfache, gut bürgerliche Gerichte serviert bekommt.

Ich bin mir bewusst, dass ich mit meinen Ideen ziemlich quer in der Landschaft des vorherrschenden Zeitgeistes stehe. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen, oder? Auch und gerade in unsicheren Zeiten.

19. Januar 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Gaby Burgermeister, geboren 1959, wuchs am Spalenberg in Basel auf und arbeitete nach dem Abschluss ihres Germanistik- und Anglistikstudiums kurze Zeit als Journalistin. Nach etlichen Wanderjahren in verschiedenen Berufen arbeitet sie seit 2000 als Redaktorin und Korrektorin für einen Fachbuchverlag in Bern und lebt in Basel. © Foto by OnlineReports.ch

gaby.burgermeister@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Nicht nur auf Basel beschränkt"

Als Ex- und Heimwehbasler hat mich Gaby Burgermeisters Kolumne zum tiefsinnig-nachdenklichen Schmunzeln gebracht. Traurige Tatsache ist aber, dass dieses Phänomen nicht auf Basel beschränkt ist.


Aus meiner Kindheit sind mir die Läden oben am Spalenberg mit Merkur-Kaffee (selbst zu mahlen, etwa drei verschiedene Feinheits-Stufen), 1 kg Bananen für 95 Rappen (in der Aktion gabs drei Pfund für 1.10), die frischen Backwaren mit Brot, Schlumbi und Schwöbli ebenso vor Augen, wie mir die typischen Düfte der innenstädtischen Haushalt- und Eisenwaren-Läden Blaser und Strahm noch heute in der Nase liegen.


Doch dieses Ladensterben hat vor Jahren auch in Bern stattgefunden - auch bei den Haushalt- und Eisenwarenhändlern. Davon gabs etwa drei, vier davon. Heute ist im Stadtgebiet noch einer übrig geblieben, aber auch nur dank seiner Diversifizierung auf Outdoor-Wear (früher sprach man von Freizeit- und Allwetterkleidung). Dann findet sich noch einer in einem Aussenquartier, wobei ich vermute, dass es den inzwischen auch nicht mehr gibt. Und schliesslich der grösste, mitten in Bern, an bester Lage, aber der hat sich in die Agglomeration verzogen und sich ganz auf den Grosshandel konzentriert.


Warum denn dieser eingegangen ist? Im Volksmund, als vor Jahren noch die Detailskundschaft bedient worden ist, wurde die Abkürzung des Firmennamens, K&W, mit "Kumm und Wart" übersetzt, wobei der Volksmund immer zumindest eine Spur Recht hat. Und mit Wartenlassen der Kundschaft hat auch das beste Geschäft noch nie einen grossen Umsatz gemacht.


Soweit der Blick über die Zeit- und Stadtgrenzen hinaus.


Markus Hügli, Münchenbuchsee



"Eine kleine Weltreise für einen Nagel"

Gut geträumt Frau Burgermeister. Sie treffen mit ihrem Wiederbelebungstraum den Nagel auf dem Kopf. Fall Sie ein derart nützliches Gerät wie es ein gewöhlicher Nagel ist kaufen wollen, bleibt Ihnen in der Tat nur eine kleine Weltreise in einen ausserhalb des Stadtgebietes domizilierten Baumarkt.


Interessant wäre aber auch, der Ursache dieser verheerenden Entwicklung, bzw. Verarmung unserer Innenstadt zu suchen. Ich würde da einmal beim Baudepartement - zum Glück gibts dort jetzt einen neuen Chef - beginnen. Was in den Büros am schönen Münsterplatz ausgeheckt worden ist, ist zum grossen Teil Ursache der heutigen, von Ihnen präzis beschriebenen Misere.


Nachdem mit vielen Millionen Steuerfranken die Klybeckstrasse und die Güterstrasse zu "Boulevards" verbaut worden sind, ist die Veränderung der Flughafenstrasse mit einem Minitrottoir auf der Seite der geraden Hausnummern ohne Zweifel ein Meisterstück planerischen Unsinns. Sie sehen, es hat noch genügend Platz für Wiederbelebungsträume.


Bruno Honold, Basel



"Da fällt Ihnen doch ein besserer Titel ein"

Eine neue Kolumne mit einem erklärungsbedürftigen Titel? "Gwatsch mit Soosse", sagen wir; mit Rudolf Suters Baseldeutsch Wörterbuch: "sehr grosser Unsinn". An der Kolumne ist nichts auszusetzen; aber wenn man sich schon quer zum Zeitgeist fühlt, dann muss man sich ja nicht sprachlich doch noch an diesen anbiedern - mit "Alles mit scharf!" Da fällt Ihnen doch noch was Besseres ein - auf dem gewohnten und von uns sehr geschätzten Niveau Ihrer Mitteilungen, Texte und Kommentare!


Brigitta Szathmáry, Bodrogkisfalud, Ungarn


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über das bz-Buch von Roger Blum auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).