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Corina Christen: "Und übrigens ..."

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Die Tücken eines Kreisels

Kreisel sind praktisch: Sie haben gegenüber herkömmlichen Kreuzungen den Vorteil, dass, wer die richtige Abzweigung verpasst hat, eine Ehrenrunde drehen kann.

Nach der richtigen Ausfahrt hatte ich an jenem Abend – es war stockdunkel, und  dichter Nebel behinderte die Sicht – vergeblich gesucht. Kein Wunder – sie war gesperrt wegen Belagsarbeiten, wie ich später erfahren sollte. Und so drehte ich ein paar Runden, bis ich vollends die Orientierung verloren hatte, und fasste schliesslich den Entschluss, den Kreisel bei der nächsten Ausfahrt zu verlassen.

Ich landete auf einer engen Fahrbahn, die sich auf einer Art Rampe in die Tiefe schraubte um schliesslich im Nichts zu enden. Beziehungsweise in dem in tiefem Nachtschlaf befindlichen Abfertigungsareal für LKWs Richtung Deutschland, wie ich einem Schild entnehmen konnte.

Und von dort gab es kein Vor und kein Zurück mehr. Vor mir eine Schranke, die tagsüber den abgefertigten Camions den Weg frei gibt auf die Autobahn Richtung Deutschland.  Sie war geschlossen und verriegelt – logisch zu dieser späten Stunde. Und hinter mir: Die Zufahrt, durch die ich hergekommen war, mit dem unübersehbaren Schild "weisser Querstrich im roten Feld". Auf der anderen, für mich unerreichbaren Seite der durch einem Zaun abgegrenzten Strasse – was heisst Strasse?, es war eine ausgewachsene Autobahn – sah ich eine Tankstelle.

Es streifte mich kurz die Versuchung, das Verbot zu missachten, und die kurvige Rampe trotz Verbot wieder hoch zu fahren, aber die Vorstellung, was für Riesenbrummer mir da entgegenkommen könnten, hielt mich davon ab. Jetzt blieben noch zwei Möglichkeiten: Die Nacht auf dem Abfertigungsareal im Auto zu verbringen oder die Polizei zu rufen.

Ich wählte Letzteres und versuchte, so gut es ging, den Weg zu mir zu beschreiben. Ich solle bleiben wo ich bin, es würde ein Polizeifahrzeug kommen, wurde mir gesagt.

Nach wenigen Minuten schon tauchten auf der Zufahrtsrampe Lichter auf. Grosses Aufatmen ... aber es war von kurzer Dauer. Es war kein Polizeiauto, es war ein gelber Lieferwagen einer Kurierfirma mit Tessiner Kennzeichen. "Ma dove sono? Porca miseria!", rief mir der Fahrer zu, noch während er ausstieg. "Das weiss ich auch nicht, aber die Polizei kommt gleich", antwortete ich auf Italienisch, worüber sich mein Gegenüber in seiner Aufregung gar nicht wunderte.

Der Mann aus dem Tessin war völlig aufgelöst; er müsse einen Brief zum Flughafen bringen, der Abflug sei in zwanzig Minuten. "Porca miseria!" Ich grabschte weiter im Fundus meiner Italienischkenntnisse und erklärte ihm, dass auch ich nicht wisse, wo ich sei, und dass die Polizei im Anmarsch sei, um uns aus unsrer misslichen Lage zu befreien.

Der Chauffeur nutze die Wartezeit, um mir zu schildern, was für ein schreckliches Jahr dieses sei. Zu Beginn sei seine Frau, kaum 50-jährig, an Krebs gestorben, dann habe die Firma, für die er gearbeitet hatte, dicht gemacht, und er müsse seinen Lebensunterhalt mit solchen Kurierfahrten bestreiten, und jetzt das – porca miseria! Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, und sehnte die Polizei herbei.

 

"Die Polizei schaltete das Blaulicht ein
und fragte, ob ich es sehe."


Da klingelte mein Handy. Es war die Polizei. Wo ich jetzt genau sei. "Immer noch beim Auto", sagte ich, und "wo sonst" dachte ich! Sie seien bei einer Shell-Tankstelle an der Autobahn und würden jetzt das Blaulicht einschalten. Ich solle sagen, ob ich es sehe. Tatsächlich begann es auf der anderen Seite blau zu blinken – immerhin das –, aber uns trennte immer noch eine Autobahn.

Offenbar ist das aber für einen Polizeiwagen kein Hindernis: Keine drei Minuten später traf das mit drei Mann besetzte Polizeiauto  ein. Ein besonderes Gefühl, wenn einem beim Anblick einer Polizeipatrouille das Herz nicht in die Hose fällt, sondern aufblüht wie eine Tulpe im Frühling!

Ich klärte die drei Beamten auf, dass inzwischen bereits zwei Mäuse in der Falle sassen und setzte sie auch über die Zeitnot meines Leidensgenossen in Kenntnis. Sie nickten verständnisvoll, verneinten meine Frage, ob diese Einsatz etwas koste mit einem freundlichen "Die Polizei Dein Freund und Helfer", nahmen uns ins Schlepptau und führten uns – mit Blaulicht und auf für Normalsterbliche verbotenen Wegen – zurück auf den guten Pfad.

Ob der Brief noch rechtzeitig auf dem Flughafen angekommen ist, weiss ich bis heute nicht, aber ich möchte es dem Pechvogel wünschen – porca miseria!

11. Februar 2013
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Corina Christen, geboren 1946, war schon während ihres Studiums journalistisch tätig – für die "Basler Nachrichten", für "B wie Basel" und später für die "Basler Zeitung", dort vor allem als Gerichtsberichterstatterin. Zur Erholung von den "Mord- und Totschlag-Fällen", die sie im Gerichtssaal verfolgen musste, verfasste sie jahrelang die wöchentliche Rubrik "Angerichtet" über kleinere Fälle, wo es um alltägliche Streitereien ging. 33 Jahre lang war Corina Christen mit ihrem Mann an der Fasnacht als Schnitzelbänklerin unterwegs (25 Jahre als "d Pfäfferschoote" und 8 Jahre als "Schuuflebuur"). 1999 wurde sie, als erste Frau, ins Fasnachts-Comité gewählt. Sie lebt in Langenbruck und im Basler St. Johanns-Quartier und ist auch musikalisch aktiv. Als Fagottistin spielt sie in verschiedenen Orchestern und Kammermusikformationen mit.

c.w.christen@vtxmail.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Wurstbrot essender Beamter"

Die anständige Corina Christen, die ihn ihrem Leben schon viele Gerichtsverhandlungen besucht hat, hat sich nicht getraut verboten zu fahren, um sich aus dieser Situation zu befreien. Einerseits bemerkenswert anständig und vorbildlich. Andererseits hätte es hier wohl geholfen, sie hätte ein bisschen zu "ziviler Ungehorsamkeit" gegriffen, eine Schranke umgefahren, ein Verbot missachtet oder was auch immer. Denn jetzt hat die Sache keinerlei Folgen und auch keine Wirkung. Und der Beamte, der diese Falle an seinem Schreibtisch, flankiert von Gesetzesbüchern, geschaffen hat, wird im Moment wahrscheinlich zufrieden und glücklich sein Wurstbrot essen und dabei denken, es sei alles in bester Ordnung!


Daniel Thiriet, Riehen


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"Rielbli vs. Sutter"

Telebasel online
Schlagzeile zum Talk
mit Peter Riebli und
Johannes Sutter
vom 17. April 2024
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Namensschreibung ist Glücksache.

RückSpiegel


Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).