Das Parkplatz-Karussell im Basler Wohnviertel 4056
Ich wohne im Basler St. Johann-Quartier, ach nein: Wohnviertel heisst das heute offiziell. Und ausser mir, wie ich der letzten erhobenen Statistik von 2010 entnehmen kann, noch weitere 18'316 Personen. Inzwischen sind wohl noch ein paar dazugekommen. Gehen wir mal von 20'000 aus. Ist auch leichter zum Rechnen.
Angenommen, von diesen 20'000 Personen habe jede vierte ein Auto: macht 5'000 Autos. Gehen wir – optimistisch – davon aus, dass 20 Prozent der Autobesitzer für ihren fahrbaren Untersatz einen Einstellplatz haben, so bleiben noch 4'000 übrig.
Wieviele öffentliche Parkplätze es für diese geschätzten 4'000 Fahrzeuge gibt, konnte ich leider beim Amt für Statistik nicht in Erfahrung bringen: "Eine unbekannte Anzahl, es wurden noch keine Zählungen vorgenommen", war – wörtlich! – die Auskunft.
"Unter den nachtsüber parkierten Autos
sind auffallend viele Firmenwagen."
Diese geschätzten 4'000 Autos – plus jene der Pendler – stehen nun also entweder auf einem dieser Parkplätze unbekannter Anzahl herum, es sei denn, ihre Besitzer zirkulieren gerade kreuz und quer durchs Quartier auf der nach einem solchen.
Darunter auch ich. Dabei fällt mir je länger desto mehr auf, dass unter den nachtsüber parkierten Autos auffallend viele Firmenwagen sind. Und zwar – man lese und staune – von Firmen, die, den Nummernschildern oder der Beschriftung nach zu schliessen, gar nicht im Quartier, pardon, Wohnviertel 4056 ansässig sind. Sondern in den angrenzenden Kantonen, wenn nicht sogar im grenznahem Ausland.
Das sind die Schlaumeier unter den Pendlern, die nachtsüber ihren Firmenwagen als Platzhalter hinstellen für ihr Privatauto, mit dem sie am nächsten Morgen von ihrem Zuhause im Grünen wieder anrauschen. Parkieren im Rotationsprinzip.
Und die Anwohner, auch jene, die jährlich 120 Franken für eine Quartier-Parkkarte für ein unbeschränktes Parkieren in der Blauen Zone hinblättern, drehen Runde um Runde und versuchen sich hier in eine Lücke zu quetschen – leider zu klein – oder dort – ach nein, das ist ja eine Garagenausfahrt – endlich, da vorne, wo grad einer wegfährt – zu spät, die Konkurrenz war schneller!
Vielleicht erfindet mal jemand ein Klappauto, für das man nur die halbe Parkfläche braucht. Dann würden auf der unbekannten Anzahl von Parkplätzen der Zone 4056 doppelt so viele Anwohner einen Parkplatz finden. Also: Tüftler, ans Werk!
10. März 2013
"Selber schuld"
Wer heute noch mit einem Auto in der Stadt oder ausserhalb unterwegs ist, ist selber schuld.
Klaus Burri, Velofahrer, Basel
"Warum nur Schätzungen über die Anzahl Parkplätze?"
Corina Christen ist nicht die Einzige, die gerne wissen möchte, wie viele Parkplätze (PP) es in der Stadt Basel tatsächlich gibt. Auf diese Zahlen und insbesondere auf deren Entwicklung warten meines Wissens ACS, TCS und Verkehrsliga seit Jahren – vergeblich. Selbst in dem Ende 2012 publizierten "Städtevergleich Mobilität", den die Städte Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Winterthur herausgegeben haben, "glänzt" Basel mit reinen Schätzungen, während Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich ihre Parkplatz-Zahlen offenbar schon länger genau kennen (Winterthur hat gar keine Angaben geliefert). Auch nur Schätzungen publiziert Basel ausserdem zu den Angaben über die Längen der verkehrsberuhigten Strassen.
Man darf sich schon fragen, was der Grund für diese Zählhemmung des Basler Bau- und Verkehrsdepartements (BVD) sein könnte. Ist es ganz abwegig zu vermuten, dass ohne genaue Zahlen nicht jedes Jahr sofort ersichtlich wird, wie viele PP jährlich in Basel klammheimlich eliminiert werden? Dennoch freute sich das BVD in seiner Medienmitteilung zur Publikation des "Städtevergleichs", dass Basel im Vergleich zu den anderen vier Städten den höchsten Anteil an Parkplätzen im öffentlichen Raum (31 Prozent, gemessen am Gesamtangebot der PP, auch auf privatem Grund) ausweisen kann – schätzungsweise!
Edi Borer, Neuhausen D