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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Grosse Bühne
Premiere

"John Gabriel Borkman"

Eine Koproduktion des Theater Basel mit dem Burgtheater Wien und den Wiener Festwochen

Autor: Henrik Ibsen
Bearbeitung: Simon Stone
Bühne: Katrin Brack
Kostüme: Tabea Braun
Dramaturgie: Klaus Missbach
Musik: Bernhard Moshammer
Licht: Friedrich Rom

Mit Liliane Amuat, Nicola Kirsch, Roland Koch, Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Max Rothbart, Martin Wuttke


Arsch und Internet

Draussen steht der Name des Tragikers "Henrik Ibsen" angeschrieben, drinnen wird lauthals gelacht über das, was man bei TV-Soaps gemeinhin eine Familienhölle nennt. Die Alkoholikerin Gunhild Borkman träumt davon, ihren heruntergekommenen Mann John Gabriel, der sich seit acht Jahren in der Mansarde über ihrer Wohnung eingeschlossen hat, mitsamt seinem Namen auszulöschen. Aus dem Belagerungszustand reisst sie ihre todkranke Schwester Ella, die einst John Gabriel liebte und die nun mit ihrem überraschenden Besuch für die längst fälligen Konfrontationen in der Menage à trois sorgt.

Gestritten wird um Gunhilds Sohn Erhart, den beide Frauen an sich reissen wollen, um den Betrugsskandal des Mannes, der ihn ins Gefängnis brachte und den Ruf der Familie ruinierte, um die einstige Liebe zwischen Ella und John Gabriel: Aus Karrieregründen hatte er Ella an seinen ehemaligen Geschäftskompagnon verschachert. Aber eigentlich scheint es in dieser Inszenierung den Frauen nur darum zu gehen, dem Mann die Schuld für ein verpfuschtes Leben zuschieben zu können.

Die österreichische Theaterkritikerin Margarete Affenzeller, die diese Koproduktion des Wiener Burgtheaters mit dem Theater Basel schon anlässlich der Wiener Festwochen im letzten Mai gesehen hatte, bezeichnete die vom Basler Hausregisseur Simon Stone inszenierte Vorstellung als "Boulevardkomödie" im Stile der Autorin Yasmina Reza. Das entspricht auch meiner Wahrnehmung. Und so kam der Abend auch beim Basler Premieren-Bürgertum auf der Grossen Bühne an. Es wurde gelacht, am Ende gejubelt und getrampelt.

Da Simon Stone die Auffassung vertritt, dass die Dialoge nicht zu den Stärken von Henrik Ibsen gehörten, und er dessen Realismus-Konzept von aktueller Sprache aber treu bleiben wolle (Programmheft), hat er das Schauspiel von 1896 textlich ratzeputz entkernt und die Plot-Architektur mit seinem eigenen aufgefüllt.

Gelegentlich hören sich die pointengeladenen Dialoge an wie die Synchronisations-Spur eines aktuellen US-Films. So wird tüchtig mit Invektiven wie Arschloch, Arsch, verfickt etc. ausgeteilt. Mit den oft angebrachten Aktualitäts-Verweisen auf die manifeste Internet-Sucht (und die dazu gehörige Isolation) der Schwestern landete Stone sichere Lacher.

Zu fragen wäre allerdings, warum die Frauen, wenn die Geschichte schon aktuell sein soll, ihre Emotionen so sehr an den zum langhaarigen Gruftie Gewordenen im ersten Stock klammern und ihr Lebensglück nicht selbstbestimmt in die Hand nahmen. Vielleicht läge aber die Aktualität von Ibsens Schauspiel an einem ganz anderen Ort: im modernen Licht, mit dem Ibsen seine Figuren bis in die Tiefe erforscht und etwa bei John Gabriel einen inneren Kreativ- und Gefühlsreichtum enthüllt, der im Aufprall mit seiner beziehungslosen, ehrgeizgetriebenen Liebes-Verleugnung gegenüber Ella frappiert und irritiert.

Dieses Kapital wird übergangen, die Hauptfiguren werden in den Höhen und Tiefen abgeschnitten. Martin Wuttke verkörpert einen hibbeligen, noch etwas geilen Alten im Unterleibchen, der schon wegen das kaputten Fernsehers in Unruhe gerät, dem man die Spannungsfähigkeit nicht abnimmt, acht Jahre lang seinen Raum nicht zu verlassen. Als virtuose Komödiantin empfiehlt sich Birgit Minichmayr, die ihre Gunhild mit viel Agilität aber doch etwas linear als gemütsselige und zugleich gemütskalte Säuferin überzeichnet.

Ibsens tragisches Mysterium Mensch erleben wir – sie macht die Ausnahme – bei Ella: Caroline Peters breitet mit einer wunderbaren Spielreife die Ambivalenz eines Menschen aus, der mit Ernst und Hingabe dem damaligen Liebhaber John Gabriel begegnet und sich doch im Machtkampf um ihren einstigen Pflegesohn Erhart (Max Rothbart) verheddert. Wenn sie John Gabriel mit tiefer Stimme anspricht, dann wird nicht einfach der Bühnenpartner, sondern ein Mensch aufgerufen. Da passiert wirklich was.

Bei Peters sieht die Schneelandschaft (sie ersetzt Ibsens Grossbürgerstuben), in der die Figuren während zwei Stunden agieren und dabei unablässig berieselt werden, wie eine weite, todbringende Zone aus – bei den anderen Mitspielern wie ein kurioser Spielplatz.

Man muss mit Stones Inszenierung und Figurenanlage nicht einverstanden sein, um anzuerkennen, dass hier das Ensemble fulminant und mit nahtloser Präsenz und grosser Präzision wirkte. Und den Beweis erbrachte, dass ein Schauspieldrama auch auf der Grossen Bühne das Publikum mitreissen kann, sofern ein Ensemble intensiv aufspielt und seine technischen Mittel einzusetzen weiss. Mit Minichmayr, Peters, Wuttke und Roland Koch hat Theaterdirektor Andreas Beck vier Stars mit für hiesige Verhältnisse ungewöhnlichem Charisma nach Basel holen können. Dass Liliane Almuat, Nicola Kirsch und Max Rothbart daneben nicht abfielen, spricht für die Qualität des jetzigen Ensembles.

31. Januar 2016
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

Claude.Buehler@gmx.net

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