Werbung

Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

<< [ 1 | (...) | 151 | 152 | 153 | 154 | 155 | 156 | 157 | 158 | 159 | 160 | (...) | 180 ] >>

Theater Basel, Kleine Bühne
Premiere

"Jetzt und Alles"

Education-Projekt von Martin Frank und Sabine Harbeke

Regie: Martin Frank und Sabine Harbeke

Mit Yüksel Esen, Alexander Megert, Mattia Meier, Linda Olsansky, Florence Ruckstuhl, Jörg Schröder, David Speiser, Florence Strebel, Selina Thüring, Agata Wilewska


War´s das schon mit der Frauenemanzipation?

Aula-Stimmung: Erregt warteten Elternpaare, Lehrerinnen, Gspänli auf den Auftritt ihrer sieben jugendlichen Stars, die das Stück seit letztem Oktober mit Improvisationen unter Anleitung von Theaterpädagoge Frank und Autorin Harbeke erarbeitet hatten. Auch zwei "alte" Bühnen-Profis machten mit: Mittdreissigerin Olsansky und Ü60-Mann Schröder.

Jetzt und alles: Was fällt unserer Jugend alles ein, wenn am Ende einer mehrmonatigen Projektarbeit so ein Titel rauskommt? Die Formel des Bedingungslosen, der totalen Hingabe, mithin der Anschlag gegen alle Konvention? Erleben wir da eine Heldin, die uns alle in den Bürgerhintern tritt, ihr Ding durchzieht und dabei die Welt in Flammen legt? Oder dürfen wir wenigstens auf Forderungen wie "Sprengt die Banken" oder "Verbrennt die Pässe" hoffen?

Fehlanzeige. Denn harmloser geht’s nicht. Eine Helene, Neudeutsch: Lene, liebt einen Thor, und kann aber irgendwie nicht mit ihm. Vier Mal über die Jahrzehnte treffen und trennen sie sich wieder. Wir haben aber am Ende der 75 Minuten keinen Blassen, wie und warum. Ein Kind von Thor treibt sie als Mittzwanzigerin ab, ohne es ihm zu sagen, um später die vier Kinder eines Max auf die Welt zu stellen. Das hindert sie nicht, sich mit Thor bei der spontanen Gelegenheit einer Zigarette vor der Beizentür mal für drei Stunden zu verdrücken, während drinnen ihre Familie sitzt. Aber Lene bricht nicht aus, bricht nichts auf, nein, sie hat "draussen" den Thor, und "drinnen" im bürgerlichen Familienheim einen Max. Am Ende ist sie tot. Nur Thor darf sie sehen, beschied sie im letzten Willen, denn der wisse, was "jetzt gut für sie" sei. Thor berichtet, dargestellt von zwei Jungens und Schröder, dass sie ihm "viel zu nah" da gelegen habe. Und sonst? Lene ist halt tot, und er auch schon 71.

Ein einziges Mal gibt es bei Lene so etwas wie Engagement, das über den Trotz gegen die Anziehung zu Thor hinausgeht: Ihr Sohn Felix ist Nazi. Er schneidet sich nur deshalb keine Glatze, weil sie ihn mit 200 Euro monatlich besticht. Dass er Nazi ist, kann sie nicht akzeptieren – und wir können es nicht mit vollziehen, denn eine Befragung Lenes gibt es nicht. An sich könnte diese auf der Bühne vorgestellte Biographie interessante Fragen aufwerfen: Waren Max und Kinder für Lene ein bürgerliches Reduit? Warum ist Lene dem Risiko ausgewichen, mit Thor die intensive Beziehung zu leben? Inwiefern hat das mit dem Geist unserer Zeit zu tun? Was wurde aus der Frauenemanzipation?

Aber die Regie fragt nichts. Lene wird als Heldin in Szene gesetzt – und bleibt ein Konstrukt aus romantischen Mädchenheftchen-Vorstellungen und aus den Medien abgekupferten Klischees. Die Regie tut nur eins: Den Plot in den seit 20 Jahren gängigen Inszenierungsmitteln des subventionierten Sozialpädagogen-Jugendtheaters ablaufen lassen, mit Prügeleien, Kaugummi, Herumrennen, Schreien, Popsongs singen und peinliches Schweigen an Teeny-Parties.

Dass der Abend auch starke Theatermomente bietet, dafür sorgen die Jugendlichen mit rührend naivem Einsatz. Sie werden rot vor Erregung, stammeln herum, aber eben echt, kraftmeiern mit ihren Muskeln, und liefern sich ein hinreissendes Mädchen-gegen-Jungens-Song-Duell. Für letzteres gab es spontanen Szenenapplaus. Sie tun alles, was den Profis verboten ist, betonen falsch, entwickeln ihre Gefühle ungeschickt, kriegen auch mal den Ton nicht raus bis die Spannung eiert. Aber die sieben Jugendlichen wollen spürbar die Szenen mit dem Leben füllen, das sie selber kennen. Und wenn sie die Geräuschkulisse eines Parks bilden, und einer als Ente quäkt, dann ist das ein derart lebendiges Theaterbild, über dem man gern mal die offenen Fragen vergisst.

Sympathisch auch, wie der erfahrene Jörg Schröder die Jugendlichen als gültige Mitspieler auffasste – und ihnen nebenbei auch hie und da über die Runden half. Das Publikum lachte viel und applaudierte heftig.

26. April 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

Claude.Buehler@gmx.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)

www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Das Regionaljournal Basel veweistin einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).