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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Kleine Bühne

"Yerma"

Schauspiel von Federico Garcia Lorca

Inszenierung: Mateja Koleznik
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüme: Alan Hranitelj
Komposition: Malte Preuss
Choreografie: Matija Ferlin
Licht: Roland Heid
Dramaturgie: Constanze Kargl

Mit Liliane Amuat, Chantal Dubs, Steffi Friis, Evelyne Gugolz, Myriam Schröder, Kathrin Störmer, Florian von Manteuffel, Simon Zagermann und Statisterie des Theater Basel


Weib sein, automatisch auf Empfang

Es gibt das laute Theater des Ausagierens, des Schreis, der Dezibel-Gewalten aus dem Lautsprecher. Und es gibt das stille Theater, wo die gleiche oder sogar stärkere Intensität in den Figuren eingesperrt ist, die sich nur in einer kleinen Bewegung mit dem Arm, in der Färbung einer Silbe verrät. Wo sich etwa die Eheleute Yerma und Juan aus Distanz völlig reglos, sogar ohne Kälte, lange ansehen, und man nicht nur den Hass zwischen ihnen fühlt, sondern auch, dass sie diesen dem anderen nicht gestehen dürfen, nicht mal ganz sich selbst.

Keine Regung will man da im Publikum sitzend verpassen. Kaum je in den letzten Jahren war hier so eine präzis, ja fast streng durchkomponierte und ausproportionierte Ensemble-Leistung zu erleben, in der alle nach einer Schule spielen und eine geschlossene Welt bilden. Nichts ist der Laune des Moments überlassen. Das Kammertheater entfaltet dann seine volle Wirkung, wenn die Spielenden dabei in der zweiten Natur ihrer Rolle völlige Bewegungsfreiheit gefunden haben. Diesem Ideal ist die slowenische Regisseurin Mateja Koleznik bei ihrem Schweizer Inszenierungs-Debut über die gesamte Spielzeit von fast 90 Minuten sehr nahe gekommen.

Eine einfache Erklärung bietet Federico Garcia Lorca in seiner Tragödie von 1934 nicht an, warum sich seine Titelfigur Yerma (zu deutsch: Brache) mit ganzer Lebensintensität ein Kind wünscht. Koleznik skizziert dazu das Panorama einer entwurzelten Existenz. Sie entreisst Yerma der rural-archaischen Blut- und Ackerwelt Lorcas, wo der Katholizismus regiert und der Animismus die Menschen beseelt. In die frühen sechziger Jahre versetzt, spricht aus Yerma dennoch oft ein bäuerlicher Ehrbegriff: Die Ehre der treuen Gattin, die Ehre als Tochter einer alten Familie. In der sterilen Wohnungseinrichtung mit Spannteppichen, der funktionalen Küchenkombination, den die Fensterfront verhüllenden Vorhängen, wirkt das leer, wie eine fixe Idee. Von überkommenen Vorstellungen handelt Kozelniks Inszenierung.

Der hochgestellte, mit übertrieben breiten Rändern betonte Guckkasten zeigt nicht nur, dass ihr Mann Juan sie in eine Komfortzone einsperrt; Yerma lebt in einer Art Zwischenreich in völliger Isolation: Hinter einer straff gespannten Gaze, in seltsam weisslich schimmerndem Licht, in der Öde leisen Radio-Ambients. Ohne Anteilnahme stellt sie die Blumenvase mal auf den Tisch, mal auf das Radio, deckt den Tisch, räumt ab, hegt ihre Traurigkeit, das Gefühl der Nutzlosigkeit. Den weiblichen Zyklus andeutend kippt das Licht zwischen den Szenen ins Rötliche. Aber wie auch ihre Zeit so dahingeht, stets trägt sie dasselbe grüne Kostüm, das sich ganz ins beige Interieur einfügt, so als wäre alles nur ein Tag. Der auffällig hochgedrückte Busen sagt: Ich will Weib sein, automatisch auf Empfang.

Ihre schwangeren Freundinnen tauchen wie Gespenster in verlangsamt choreographierten Gruppenbildern auf, reden von der Schuld des Mannes, dass Yerma noch immer kinderlos geblieben ist. Juan schläft ohne Begehren mit ihr. Unverhohlen sagt er ihr, dass er nur seine Ruhe haben will. Er verbietet ihr, das Haus zu verlassen, später sogar das Sprechen. Im Grunde überfordert ihn schon ihre schweigende Gefühlsintensität. Yerma ist nicht eigentlich devot. Aber sie unterwirft sich Juan, zurrt selber die Verhältnisse fest, gesteht sich kaum selber, dass sie den Untergebenen ihres Mannes, Viktor, begehrt.

Koleznik sieht Yermas übertriebenen Kinderwunsch als Auswuchs einer tief internalisierten patriachalischen Co-Autorenschaft. Im Grunde hasst Yerma Juan nicht für seine Unterdrückung, sondern weil er ihr zu keinem Zeitpunkt gewachsen ist. Als er sich ihr liebevoll nähert, bringt sie ihn um.

Man mag einwenden, Kozelnik transportiere nicht aktuelle Geschlechterbilder. Aber sie horcht aus heutiger Sicht nach, wie angeblich überwundene Positionen funktionieren, arbeitet heraus, wie viel schwer bestimmbare Regungen in uns stecken. Ihr Ansatz liesse sich weiterdenken: Wie Gefangenschaft in Vorstellungen weitere zwangshafte Vorstellungen gebiert.

Myriam Schröder zeigt die Titelfigur Yerma mit der leicht gedämpften Stimme, die höchste Anspannung verrät, als drückte ihr jemand dauernd den Fuss auf das Brustbein. Das Gefühl überträgt sich. Man leidet mit ihr, und stösst sie gleichzeitig von sich. Unaufdringlich und auf das Nötige reduziert stellt Florian von Manteuffel Ehemann Juan als farblosen Kleinunternehmer vor, dem es recht ist, sich nie ganz zu einem sexuellen Mann entwickelt zu haben. Man folgt beiden atemlos. Hingehen!

12. April 2019
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

Claude.Buehler@gmx.net

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"Eindrückliche Regie der Langsamkeit"

Seit langem das bewegenste Theatererlebnis. Eindrückliche Regie der Langsamkeit. Präzise Figurenführung. Grosse Bühne auf der Kleinen Bühne. Entschädigt für die Räuber.


Walter P. von Wartburg, Basel


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"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

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über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
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Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

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Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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Landrat Thomas Noack zitiert in einem Carte-blanche-Beitrag in der Volksstimme aus dem OnlineReports-Artikel über die Finanzkrise in Baselbieter Gemeinden.

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Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

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