Werbung

Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

<< [ 1 | (...) | 151 | 152 | 153 | 154 | 155 | 156 | 157 | 158 | 159 | 160 | (...) | 180 ] >>

Theater Basel, Kleine Bühne
Schweizer Erstaufführung

"Nach dem Ende"

Autor: Dennis Kelly
Regie: Elias Perrig

Mit Claudia Jahn, Bastian Semm


Höllentrip im Atombunker

Grelles Licht, graue Backsteinwände, schwarzer Boden, und es macht "Bsss" wie der Kühlschrank: Die kleine Bühne ist so leer. Da kann doch wirklich keiner mehr was verbergen. Aber Schauspielchef Elias Perrig belehrt uns mit Kellys Horror-Duett von 2005 eines besseren. Zunächst mal ist der Raum ein Atombunker. Marc trägt seine ohnmächtige Bekannte Luise herein. Ein Atomschlag hat die Stadt verwüstet, verkündet er: "Die Flammen sahen wunderschön aus." Verkohlte Leichen überall. Marc fasziniert: "Ich sah, wie der Wind verkohlte, abgeblätterte Leichenteilchen wegtrug."

Marc zeigt sich patenter nice guy, der weiss, wie man sich jetzt im Bunker verhalten muss: Essen rationieren, Radio alle drei Stunden einschalten, Zeit mit Spielen totschlagen. Wer nun aber glaubt, in einem pazifistischen Achtziger-Jahre-Bunkerdrama zu sitzen, irrt, denn der Böse sitzt nicht draussen, sondern drinnen. Marc hat nicht nur viele Müsliriegel gelagert, sondern sich auch viele Schmähungen gemerkt. Und jetzt, wo Luise – die Schuldige in seinen Augen – ihm nicht mehr ausweichen kann, kann er ihr endlich alles vorhalten und sie damit terrorisieren: Sie habe ihn da "Arschloch" genannt, dort an jener Party ausgelacht, am anderen Festchen vor allen heruntergemacht, und im Pub letzthin seinen Nebenbuhler Francis angehimmelt. Marc ist auch ein echter Saubermann: So entschuldigt er sich nach Tagen überschwänglich bei ihr, dass er beim Hereintragen kurz ihre Brust berührt habe. Körperlich hält er auf Distanz – und erzählt aber spürbar beeindruckt wie ein Freund seine Freundin in den Wohnwagen gelockt und dort "rumgekriegt" habe.

Zur Eskalation kommt es, als er von Luise fordert, sie müsse mit ihm das Kinder-Rollenspiel "Dungeons and Dragons" spielen: Als sie sich weigert, sperrt er ihre Ration Müsliriegel bis sie vor Hunger zusammenbricht. "Es ist zu Deinem Besten", sagt er mehrfach. Luise ist nicht die Herzensgute, die das krankhafte  und gefährliche Potential begreift, sondern die kalte Normalbürgerliche, die Marc einfach "durchgeknallt" und "Arschloch" nennt.

Am Ende sitzt er im Gefängnis, sie kommt ihn besuchen: Der Atombunker war in Wirklichkeit nur Kerker, der Atomschlag Marcs Erfindung. Aber der Höllentrip mit Marc war echt: sie ist "nach dem Ende" nicht mehr sie selbst.

Kelly zeigt, was wohl alle Männer kennen: Jene amokhafte Bedürftigkeit des Mannes, der seine "Liebe" einsperren, formen, zerstören will. Marc weint, lässt sich von Luise trösten, vergewaltigt Luise, fordert anschliessend Liebe von Luise.

Perrig hat von Kellys Vorlage ein paar exzessive Spitzen wie Masturbations- und Fesselungsszenen entfernt. Chili-Büchsen, Reiskocher, rauschendes Radio, Tisch, das eine Bett, in dem sie gemeinsam schlafen müssen: Alles davon ist weg – und damit auch einiges an Spannung und vor allem Sinnlichkeit. Übrig geblieben ist ein steriles Skelett, aus dem Marc krankes Nervenkostüm besonders stark hervorleuchtet. Sein häufiges infantiles Gequengele verflacht Kellys Überlebenskampf-Drama zur Nervtöterei eines normalen Beziehungsalltags. Zudem ist Bastian Semms Marc nicht über alle Phasen der 90 Minuten gleich interessant: Irgendwann sind die Register bekannt, der Mann ist berechenbar, hat kein Geheimnis mehr auf Lager. Dagegen muss Claudia Jahn als Idealbesetzung für Luise bezeichnet werden: Das ist ihr Fach, ihr Typ. Wenn sie aus ahnungsvoller Verzweiflung los schreit, damit jemand sie "draussen" höre, so geht das durch Mark und Bein.

Das dritte Kelly-Stück in Basel nach "Liebe und Geld" und "Taking care of Baby" ist ein stellenweise atemberaubender Thriller, der eindrücklich vorführt, dass wir keinen Atomschlag brauchen, um uns fertig zu machen. Der Abend lässt keinerlei Ansätze zur Hoffnung erkennen. Das Publikum applaudierte kräftig.

3. April 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

Claude.Buehler@gmx.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)

www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).