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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Kleine Bühne
Uraufführung

"Final Girl"
Skandinavische Misanthropie

Aus den drei Romanen "The Cocka Hola Company", "Macht & Rebel", "Unfun"

Autor: Matias Faldbakken
Regie: Marie Bues
Bühne/Kostüme: Sebastian Hannak
Video: Lisa Böffgen

Mit Nicole Coulibaly, Hanna Eichel, Dirk Glodde, Bastian Heidenreich, Claudia Jahn, Benjamin Kempf, Astrid Meyerfeldt, Tony Panza


Ficken, Fotzen und Kotzen

Die ersten Zuschauer verliessen das Theater bei Minute zehn, als Speedo auf die Bühne kotzte. Weitere folgten, als Tiptop sich Hoden und Anus rasierte, während Simpel gleichzeitig auf der Toilette sass, schiss und sich den Hintern mit Papier abwischte. Bei Letzterem gewährten uns Regie und Bühne immerhin noch einen Schnürlvorhang davor.

Dreissigjährige lachten über die verwahrloste Bude von Hauptfigur Simpel, in deren Nebenraum hörbar gebumst wird, während Bub Lonyl mit dem Filzer das Sofa anmalt. Und Sechzigjährige gingen: Dass Leute gehen, weil sie die Geschmacklosigkeiten nicht über sich ergehen lassen wollen, muss ja noch nicht alles heissen. Aber auch im weiteren Verlauf der zweistündigen Darbietung wollte die Abwanderung nicht stoppen, denn nach diesen "Schockelementen" war es ganz einfach langweilig geworden auf der kleinen Bühne. Und das mit Grund. Frage an alle, die die drei Romane nicht gelesen haben: Erzählen Sie doch mal nach, was Sie eben gesehen haben?

Stolz hatte das Theater verkündet, das allererste zu sein, das die Romane des 36-jährigen Norwegers Matias Faldbakken in einem Theaterabend zur Aufführung bringt. Dafür setzte es die auf das "Schwierige" abonnierte Jungregisseurin Marie Bues (30) ein. Mit unschuldiger Todesverachtung hatte sie sich schon den Prosatext "Bambiland" von Elfriede Jelinek zugemutet, obwohl bereits Starregisseur Christoph Schlingensief Autorin Jelinek mit seiner dramatischen Version auf der Bühne des Wiener Burgtheaters zufriedengestellt hatte. Diesmal nun ging die Rechnung nicht auf. Es war zuviel, zuviel von allem.

Zuviel Text: Sehr lang und sehr oft wird in Prosa monologisiert, um überhaupt so etwas wie eine Story zusammenzuhalten, und Zusammenhang mitzugeben – der Hauptmangel der Aufführung. Zuviele Romane: Die Texte hält nichts zusammen ausser Faldbakkens Menschenverachtung, sein Fick-und-Fotzen-Slang und sein Zug zum Grenzwertigen. Wohl auch deshalb werden die Romane als Ganzes hintereinander nacherzählt. Zuviel Theorie: Ein Bad an Beobachtungen und Belehrungen wird über uns ausgegossen über Anarchie, Theorien über Slasher-Filme, Ethnologie des afrikanischen Ik-Stammes, Masturbationstechniken mit Gurke, "Gewaltintellektualismus", Schulpsychologie, Rassismus und Judenhass, Ego-Shooter-Spiele, Kulturbetrachtung. Dabei ging vergessen: Was der Leser portionieren kann, muss der Theaterzuschauer immer in Real-Zeit verarbeiten.

Am stärksten reagierte das Publikum auf ein Video: Eine Videobotschaft, in der sich Speedo vertraglich direkt in die Kamera blickend dazu verpflichtet, sich vollends zum Alkoholiker zu machen. Die Szene wirkte geschlossen, klar, voller emotionaler Dichte, hatte nichts von Theater, das einen mehrschichtigen Roman mit knapper Not nacherzählen muss.

Faldbakkens Romantexte, die in den Buchhandlungen im Abteil "Kultautoren" angeboten werden, sind (über weite Strecken) leicht les-, aber dennoch sehr schwer einschätzbar. Was will er er damit? So sah er sich in einem "Spiegel"-Interview dazu genötigt, zu erklären, dass hinter seinen Provokationen "mehr" stecke. Sicher ist: Nur wenige schneiden unsere westliche Gesellschaft derart brutal auseinander wie er. So denunzierte er uns alle als pornosüchtig und verlogen kunstbegeistert, in "Cocka Hola Company", wo er das Innenleben einer familiär strukturierten Porno-Produktionsfirma schilderte. Oder dass wir alle Rassisten sind, die die "Neger" nicht mögen – und umgekehrt – in "Unfun": der Weisse Slaktus erfindet als Spiel-Helden einen Schwarzen, der mit einer Steinsäge Europäer niedermetzelt.

Gemeinsam ist allen Werken: Gewalt- und Ekelszenen, Hass und Gewohnheit als einzige emotionale Bindungen zwischen Menschen, Sex, verwahrloste Wohnungen, psychisch Kranke, Alkoholismus, "alles ist Lüge". Die meisten Figuren wirken flach wie das Papier, auf das die Romane gedruckt werden. Einzige Ausnahmen: Simpel in "Cocka" und Lucy in "Unfun". Sie reflektieren, referieren seitenweise ihre Weltsicht und treiben die Story voran. Bues und die Dramaturgie besetzten beiden Rollen mit Astrid Meyerfeldt – und bürdeten ihr einen monströs langen und für die Bühne schwierigen, ja ungeeigneten Text auf. Sie bewältigte die Aufgabe mit Anstand und erhielt am meisten Applaus. Viele im Publikum mochten aber zum Schluss gar nicht recht applaudieren. Es war wie am Ende bei "Unfun", wenn Lucy alle zu Tode gestochen hat, und man denkt: macht nichts.

Zum Titel: Das "Final Girl" sei jenes Mädchen in den Slasher-Filmen, besagt eine Theorie, das den Serienkiller am Ende zur Strecke bringt, weil es sich nicht durch Verführbarkeit (Sex, Drogen etc.) schwächte.

13. Dezember 2009
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

Claude.Buehler@gmx.net

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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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