Werbung

Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

<< [ 1 | (...) | 191 | 192 | 193 | 194 | 195 | 196 | 197 | 198 | 199 | 200 | (...) | 206 ] >>

Fröhlicher Pessimismus

Ich glaube nicht, ich zweifle. Das ist alles, was ich weiss oder auch nur zu sagen habe. Denn ich bin nicht einmal sicher, ob ich weiss, was ich nicht glaube. Was ich aber sage, sind nur Vorschläge oder Beiträge zur Diskussion, mehr nicht.

Überzeugungen sind ein Gräuel. Sie sind ein Versuch, den Fluss der Gedanken anzuhalten. Viele Menschen sind von etwas überzeugt, wenn sie nur eine Meinung darüber haben.

Kürzlich liess sich ein deutscher Geistlicher im Fernsehen vernehmen: „Es gibt keine Alternative zu Jesus.“ Früher gab es keine Alternative zum Marxismus, heute gibt es keine zum Markt. Keine Alternative heisst, dass das Denken aufgehoben wird.

Religionen sind institutionell unfehlbar, sie können keinem Irrtum unterliegen. Ich meine nicht die Art von Religion, die der Mensch als Versuch befolgt, für sich eine Orientierung im Leben, in der Zeit und im Universum zu finden, sondern Religion als Street Parade, als zur Schau getragene demonstrative Religiosität.

Wer glaubt, ist in der Regel felsenfest überzeugt, recht zu haben. Und wer recht hat, dem ist am Ende jedes Mittel recht. Beunruhigend wird es, wenn Religionen zu Kampfverbänden werden, wie das zum Beispiel bei den national-religiösen Israeli oder den islamischen Jihadisten der Fall ist.

In dieser Situation kommt es auf eine kritische Sichtweise um so mehr an. Sie entspricht einer europäischen Denktradition, die von der phyrrhonischen Skepsis über die Aufklärung zu neuen Formen einer säkularen Ethik führt (Laizität, Demokratie, individuelle Freiheitsrechte, ökologischer Imperativ). Auf fast alle Fragen gibt es zwei, drei, viele Antworten, ohne dass man dabei einem Relativismus erliegen müsste. Der grosse Michel de Montaigne sagte vor 400 Jahren, die Welt schlage sich „mit tausend Fragen herum, bei denen das Für und Wider gleichermassen falsch sind“. Er ziehe es daher vor, zu unterscheiden statt zu urteilen.

Ich bestimme mein Tun selber und überlege mir, warum ich etwas tue oder, aus persönlicher Verantwortung, unter Umständen nicht tue. Weil es manchmal klüger ist, etwas zu unterlassen. Für meine Entscheidung brauche ich weder Kirchen noch Propheten, Parteien, Experten oder Führer.

Heute scheint eine solche Haltung kaum mehrheitsfähig zu sein, und die Entwicklung geht in die entgegengesetzte Richtung. Eine Mehrheit der Menschen erwartet Weisungen, an die sie sich halten und die sie einhalten kann. Gehorsam entzündet eine kollektive Kraft. Die Stunde der fürchterlichen Verführer ist gekommen, der Doktrinäre, Fundamentalisten, Integristen, die sich überall auf der Welt gleichen. Sie haben etwas Verbissenes und lachen nie (oder nur dem Schein nach). Es gibt wahrlich allen Grund zum Pessimismus. Aber dann fällt mir ein, dass Ludwig Marcuse den Pessimismus als „Stadium der Reife“ bezeichnet hat. Es wird nicht besser werden, aber man hat gelernt, ohne Erschütterung damit zu leben.

Deshalb werde ich mir meine gute Laune nicht verderben und mich vom Lärm der Strasse nicht stören lassen.

Manchmal denke ich, dass ich ein fröhlicher Skeptiker und Pessimist bin und das keine schlechte Haltung ist.

22. August 2005
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Für viele Bürger bedeutet eine eigene Entscheidung grosser Luxus"

Seit langem habe ich den Eindruck, dass viele Zeitgenossen Entscheidungen so treffen, dass sie gegenüber ihren Mitmenschen ja nicht auffallen, also in der so genannten allgemeinen Norm bleiben. Das Gegenteil wäre ja abnormal, wer will sich schon so betiteln lassen. Ich bin aber überzeugt: Wenn dieselben Leute anonym bleiben könnten, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anders entscheiden würden. Ein Freund von mir sagt auf meine Frage, wie es ihm gehe, immer das Gleiche: "Ja ja, man wird gelebt." Weg des geringsten Widerstandes oder Mangel an Courage? Die Resignation lässt grüssen, da für viele Bürger leider eine eigene Entscheidung ein grosser Luxus bedeutet, besonders in der heutigen Zeit. Fröhlicher Pesssimismus hat da keinen Platz.


Bruno Heuberger, Oberwil


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).