Es gibt ein einfaches Mittel, um die Telefonkosten zu senken: Weniger telefonieren.
Es gibt auch ein einfaches Mittel, der Polizei beim Bussenverteilen einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen: Sich korrekt an die Verkehrsvorschriften zu halten.
Es gibt ein einfaches Mittel, um die Dinge besser zu verstehen: Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln. Denn das, was geschieht, ist die Folge von etwas, das vorausgegangen ist, und nicht umgekehrt die Ursache davon, wie viele meinen.
Es gibt ein einfaches Mittel, den falschen und fremden Einflüssen aus dem Weg zu gehen: Sich auf die eigenen Werte und Anschauungen zu besinnen. Auch wenn es nicht immer so einfach ist, wie es aussieht, weil die eigene Meinung oft ein Aufguss fremder Meinungen ist. Am besten ist es, verschiedene Ideen und Auffassungen zu vergleichen und sich zu fragen, wem es nützt, was ich unternehme.
Um sich auf sich selber zu besinnen, bietet sich folgendes einfaches Mittel an: Sich so wenig wie möglich um die anderen zu kümmern, um die VIPs, Promis, Cracks, Champions, Stars, Shooting Stars, Starköche, DJs, Girlie Groups und Groupy Girls, Talkmaster, Traumpaare aus der "Glückspost", Sportler des Jahres, Moderatoren des Jahres, Mannequins des Jahres, Spekulanten, Experten, Chefökonomen, Börsen-Gurus, Kommunikationsberater und anderen Wort- und Rädelsführer, die nichts, aber alles besser wissen.
"Michelle Hunziker ist noch lange nicht am Anschlag", schrieb eine Zeitung. Was soll das? Was geht mich das an? Die Ablenkung und Verführung durch die mediale Replikation von Banalitäten und Belanglosigkeiten ist ungeheuer und kann das Leben richtiggehend versauen, wenn man nicht aufpasst und sich gegen die Bevormundungsversuche und anderen Zumutungen wehrt.
Es gibt unter diesen Umständen ein geeignetes Mittel gibt, um zufrieden mit sich zu leben: Zum Beispiel das Handy, das Radio, das Fernsehen, den iPod auszuschalten, die Fussball-Nationalmannschaft zu vergessen, die Modeheftchen abzubestellen, die Charts zu übergehen, die Events zu meiden, den Logos, Werbekampagnen für Markenartikel und neuesten Fashion-Trends keine Beachtung zu schenken, die SMS Game Contests auszulassen, den neuen Bond und den peniblen Borat in der Versenkung verschwinden zu lassen und so weiter.
Man muss also die geistigen Slotmaschinen abstellen und sich aus freiwilligem Entschluss von der aufgeregten Betriebsamkeit abwenden. Das Leben kann wunderbar sein - ohne all dies.
Das beste Mittel zu handeln besteht infolge dessen darin, das Handeln zu unterlassen. Aber aufgepasst, das ist eine komplizierte Vorgehensweise, die ein besonderes Mass an Scharfsinn verlangt. Denn nicht zu handeln bedeutet nicht, nichts zu tun, sondern die Falle der falschen und Handlungsanweisungen zu vermeiden und den verkehrten Anweisungen etwas Einfallsreiches, Überraschendes entgegenzusetzen. Das muss man zuerst herausfinden, aber das ist die eigentliche Lebensaufgabe.
Ein sicheres Mittel, um beim Denken weiterzukommen, besteht schliesslich darin, die Paradoxien und Widersprüche nicht zu eliminieren und den glatten Lösungen zu misstrauen, also auch dieser Kolumne.
Das Leben kann wunderbar sein
11. Dezember 2006
"Die Versuchung ist sehr gross"
Ich (demnächst 40) finde Artikel von Aurel Schmid hervorragend, denn auch wenn ich diese Gedanken seit vielleicht 20 Jahren immer wieder mal hatte, ist die Versuchung, sich mehr um das Wohlergehen der EFFCEEBEEs oder einer Hunziker zu kümmern statt um die eigenen Kinder oder die eigenen Bedürfnisse ist sehr gross.
Urs Lehmann, Basel
"Diese Abrechnung ist klug, aber nicht schlau"
Ganz kokett sagt uns Aurel Schmidt am Schluss seiner Kolumne, dass wir nichts im Leben wirklich ernst nehmen müssen, nicht einmal seine Kolumne. Nachdem er, einmal mehr, eine klassische Abrechnung über gewisse Irrtümer und Fehleinschätzungen von uns hiesigen Menschenkindern präsentiert hat.
Der gute Mann ist über 60. Hatte viel Zeit, so weise zu werden. Aber ist es wirklich weise, den Leuten vorzuhalten, dass sie sich mit dem Interesse für Michelle Hunziker oder die Fussball-Nationalmannschaft quasi neben den eigentlichen, wesentlichen, wichtigen Dingen aufhalten?
Ich bin auch schon 50 und habe vier jugendliche Kinder. Wenn ich denen erzähle, was ich alles über die Untaten weiss, die sie in ihrem Leben erst noch begehen werden, schauen sie mich zu Recht schief an. Wenn ich vermeiden will, dass sie die gleichen Fehler noch einmal machen, die ich schon gemacht habe, dann muss ich schlauer vorgehen.
Entschuldigung, Herr Schmidt: Sie sind zwar klug, aber nicht schlau.
Urs Eberhardt, Basel