Energie ist eine Sache der Intelligenz
Atomenergie ist eine veraltete, überholte Energie. Sie wird aber von einer entschlossenen parlamentarischen und publizistischen Lobby gefördert, die alternative Energieformen verhindert. Mit fünf bis sechs Milliarden Franken für ein weiteres Atomkraftwerk in der Schweiz, das in 14 bis 20 Jahren Strom an das Netz abgeben könnte, liessen sich erneuerbare Energien entwickeln.
Atomenergie wird neuerdings als ultimative Lösung des Energieproblems dargestellt. Kein Wort über die damit verbundenen Risiken und die ungelöste Entsorgung. Der radioaktive Abfall strahlt während Tausenden von Jahren. Das ist eine Hypothek für die nachfolgenden Generationen, die unverantwortlich ist. Und im Hintergrund winkt der Atom-Staat von Robert Jungk.
Eine Atom-Diktatur ist keine viel versprechende Zukunftsvision. "Diktatur" kommt vom lateinischen Verb "dictare" (sagen, sprechen) und ist verwandt mit "dictatum", dem Diktierten, also der Vorschrift, im weitesten Sinn der Bevormundung. Im Englischen ist der "addict" ein Süchtiger, also ein von der Sprache beziehungsweise der sprachlichen Beeinflussung (oder Propaganda) Überwältigter. Die Atom-Lobbyisten sind süchtige, von der Atom-Sucht heimgesuchte Menschen.
Alternative Energien zeigen demgegenüber einen Weg aus dieser Falle auf. Sie sind modern und intelligent, und sie stellen eine Herausforderung an das Denken dar. Die Frage, die sie aufwerfen, lautet: Wie kann etwas besser und effizienter, mithin ökonomischer gemacht werden? Das Rezept "Weiter so wie bisher" der Atomenergie ist eine rückständige Einstellung. Die Zeichen der Zeit deuten in die umgekehrte Richtung. Die Bemühungen müssen für eine leuchtende, nicht für eine strahlenden Zukunft erfolgen.
Es gibt verschiedene zukunftsorientierte Techniken: Fotovoltaik, Wärmepumpen (die zwar Strom benötigen, aber am Ende eine vorteilhafte ökonomische Bilanz aufweisen), Windenergie. Das Übrige besorgen Effizienzsteigerung, Isolation, Sparmassnahmen.
Mit alternativen, erneuerbaren Energien sind ausserdem kreative Arbeit sowie ein Innovationsschub verbunden.
Kürzlich stand in der "Basler Zeitung" ein Bericht über die Gemeinde Güssing in Österreich, die sich energieautark gemacht hat. Die Tessiner Gemeinde Coldrerio hat verfügt, dass von 24 bis sechs Uhr keine öffentlichen Beleuchtungen eingeschaltet sein dürfen (ausser der Strassenbeleuchtung). Das Hotel "Badrutt's" in St. Moritz verwendet eine Industriekältetechnik, mit der das Wasser des St. Moritzersees in Wärme umgewandelt wird. Auf diese Weise können jährlich 400'000 Liter Heizöl eingespart werden.
In einem grösseren Massstab haben wir es heute mit einem Mentalitätswandel zu tun. Dazu gehört der sparsame Umgang mit jeder Form von Energie. Sparsamkeit ist die Grundlage für überlegtes, vernünftiges, vorausschauendes Vorgehen.
Wichtig ist dabei, dass dies alles keine Frage nur der Technologie ist, sondern weitaus mehr noch eine Sache des Denkens. Das Denken ist die wirkungsvollste Energie.
12. März 2007
"Jeder die Möglichkeit, sich Solarstrom zu kaufen"
Umweltschutz findet nicht an einem Gipfeltreffen von Politikern, sondern bei jedem zu Hause statt. Heute hat jeder die Möglichkeit, sich Solarstrom zu kaufen, wenn er ihn nicht selber produzieren kann, und jeder, der ein Auto oder Flugzeug benutzt oder fossile Energien verheizt, kann sich CO2-Zertifikate kaufen. Wenn all diese "Sötteler" und "Miesteler" dem nachkommen würden, was sie Anderen predigen, so könnten wir den CO2-Verbrauch in der Schweiz drastisch senken - immerhin haben die Lautesten von ihnen einen Wähleranteil von rund einem Drittel. Doch politische Betroffenheit alleine nützt nichts, machen muss es jeder selbst.
Siro Imber, Allschwil
"Franzosen, Finnen und Tschechen: Alles Idioten?"
Fanatismus artikuliert sich unter Anderem darin, dass aus diesem oder jenem Grunde geweckte Emotionen rationales Denken, Handeln bzw. Schreiben verunmöglichen. Von diesem Phänomen befallen ist offenkundig Herr Honold. Deshalb hier nochmals: "Unideologischer Pragmatismus und überzeugende ökologische und ökonomische Argumente sind der Mix, der den Anteil erneuerbarer Energien auch in diesem Lande erhöhen wird". Die EU hat soeben beschlossen, den Anteil dieser Energien bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen (zwanzig, ... nicht zweihundert!). Franzosen, Finnen und Tschechen: Alles Idioten?
Patric C. Friedlin, Basel
"Sektiererisches Taliban-Niveau?"
In der Tat ist Energie ein Sache der Intelligenz, wenn man die einfältige Meinung des liberalen P.C. Friedlin zum ausgezeichneten Artikel von Aurel Schmidt zur Atomenergie lesen muss.
P.C. Friedlin ist offensichtlich nicht imstande einzusehen, dass für vernünftige - auch an die Nachkommenschaft denkende Mitmenschen - Atomenergie, bzw. neue Atomkraftwerke keine Option mehr sein können. Wenn er dem fortschrittlich und zukunftsgerecht denkenden Aurel Schmidt talibanisch anmutenden Fanatismus und mangelde Intelligenz vorwirft, dann fällt dieser dumme Vergleich auf den Atomfanatiker P.C. Friedlin selbst zurück.
Energie ist in der Tat eine Sache der Intelligenz. Es gibt schon heute genügend alternative Techniken, Strom ohne Atom herzustellen. Martin Vosseler und seine Crew haben bewiesen, dass die in Strom umgewandelte Sonnenenergie ein mit Elektromotoren angetriebenes Boot über den Atlantik bringt. Bertrand Piccard arbeitet mit einem Team von Spezialisten an einem Flugzeug, dessen Elektromotor die Energie aus Solarzellen gewinnt und mit dem er ohne zu landen die Erde umkreisen wird.
Nicht zu reden von den zahlreichen Möglichkeiten, zum Beispiel durch intelligentes Bauen, die uns vor der von der Atomlobby vorgetäuschten Stromlücke bewahren werden.
Bruno Honold, Basel
"Höchste Zeit, sich vom Atomstrom zu verabschieden"
Beizufügen wäre dem (neuerdings angesichts der rabiaten Lobbyisten wieder) mutigen Artikel von Herrn Schmidt noch ein Verweis zum CO2. Atomstrom wird gern damit angepriesen, dass er "sauber" sei. In afrikanischen Ländern wird das benötigte Uran unter für die Umwelt extrem belastenden Bedingungen – auch verbunden mit hohem CO2-Austoss – abgebaut. Ein weiteres Problem, das wir exportieren, wie schon den strahlenden Atommüll. Allerdings vergebens, weil sich der Klimawandel letztlich für kein Geld der Welt exportieren lässt. Atomenergie ist wirklich keine "Option, die wir uns offen halten müssen"! Höchste Zeit, dass wir uns von dieser gefährlichen Art der Stromproduktion verabschieden.
Simone Abt, Binningen
"Talibanisch anmutender Fanatismus"
Bloss: Wo blieb die Intelligenz des Autors, als er sich zu den Worten "Atom-Diktatur ..." hinreissen liess? Ist es nicht genau dieser talibanisch anmutende Fanatismus, diese völlig undifferenzierte Diabolisierung einer in der EU soeben als unabdingbaren Bestandteil des Energiemixes der nächsten Jahrzehnte verabschiedeten Energiequelle, der/die eine konstruktive Zusammenarbeit aller Parteien auf diesem Gebiet von höchster strategischer Priorität verunmöglicht?
Unideologischer Pragmatismus und überzeugende ökologische und ökonomische Argumente sind der Mix, der den Anteil erneuerbarer Energien auch in diesem Lande erhöhen wird. Dieser Beitrag Aurel Schmidts ist leider bloss eine weitere - leere - Seite in einem nicht zielführenden Manifest der Basler Linken.
Siro Imber, Allschwil