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Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

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Denken geschieht nicht in der Enge

Wenn wir im Sektarismus das Merkmal eines vereinfachten Denkens erkennen, dann haben wir das Wesentliche jedes reduzierten und beschädigten Denkens durchschaut, gehe es um politische, soziale und andere Diskurse des Mainstreams oder um solche aus dem Bereich der Religionen.

Anhänger einer Religion, die von der Hauptkirche abfallen, weil sie ihr Abkehr von der ursprünglichen Lehre vorwerfen, schliessen sich zu eng verbundenen Glaubensgemeinschaften, zu Sekten zusammen und erstarren in ihrer Einstellung, um sie gegen äussere Einflüsse abzuschirmen und so unbefleckt wie möglich zu erhalten. Der Glaube allein genügt nicht, Überzeugungen müssen es sein, um den inneren Zusammenhalt herzustellen. Ausschlaggebend ist die Bereitschaft der Anhänger und weniger das Anliegen selbst, um dessen Sinn und Sache es geht.
 
Überzeugungen im Übermass sind selten von Gutem. Sie verabsolutieren das Denken und entstellen es, bis am Ende von den anfänglichen Idee nichts mehr übrigbleibt als ein Trümmerhaufen, der mit noch wilderer Entschlossenheit verteidigt wird.

Das scheint ein Phänomen zu sein, das man heute vermehrt antreffen kann, zum Beispiel auch im Politischen. Es kommt nicht mehr auf Diversität und Offenheit der Meinungen im Wettstreit miteinander an, sondern auf den Kampf um eine einzige für alle, um eine unité de doctrine, ein Meinungsmonopol.


"Ein Guru, eine Gefolgschaft von
bedinungslosen Anhängern. So ein Unsinn."


N
ichts ist schwieriger zu ertragen als Abweichungen, während der eigene Standpunkt das Ideal bleibt. Fünf gerade sein zu lassen geht kaum. Nicht immer ist es möglich, mit allen und allem einverstanden zu sein. Es ist auch gar nicht erwünscht.

Wie aber soll man mit fremden, nicht assimilierbaren Meinungen umgehen? Wenn Nordkorea in den Fernsehnachrichten den Eindruck einer abstrusen Sekte hervorruft, dann deshalb, weil dort jede Opposition fehlt und alle Menschen die gleichen Fähnchen schwingen. Ein Führer, ein Volk. Ein Guru (Lehrer, Führer), eine Gefolgschaft von bedingungslosen Anhängern, die durch Dick und Dünn gehen. Alle Menschen sind doch gleich, oder? So ein Unsinn.

Niemand will das. Und doch geschieht es, nicht immer nur aus Zwang wie in totalitären Organisationen, sondern ebenso oft aus freiem Entschluss, mit dem sich die Menschen einer pack mentality, einem Gruppen- und Einheitsdenken, anschliessen. Von da zum Populismus ist es nicht mehr weit.

Beim französischen Präsidentschafts-Kandidaten François Fillon, der als Saubermann angetreten war, wurde bekannt, dass er seiner Ehefrau für fiktive Mitarbeit fast eine Million Euro Steuergelder zugehalten hat. Geschadet hat es ihm kaum. Er macht weiter. Wohl haben sich einige Parteifreunde von ihm distanziert, aber um den Preis, dass die verbliebenen Getreuen sich noch verbissener hinter ihn gestellt haben.

Auch die Anhänger von Trump sind kaum zu erschüttern. Beschuldigt der gegenwärtige Präsident seinen Vorgänger Obama der Bespitzelung, bezweifeln das nicht nur die Geheimdienste, sondern auch republikanische Politiker. Nicht so Trumps Anhänger, die unerschütterlich dabei bleiben: He, ein richtiger Kerl! Der hat es den Politikern, Eliten, Medien wieder mal gezeigt hat.

Je mehr die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird wie nachweislich in der Türkei unter Recep Tayyip Erdogan, desto lauter erfährt der Führer am Bosporus Zustimmung von Ankara bis Dortmund. Eine teuflische Logik scheint am Werk zu sein, die, anders als in Goethes Faust, nicht einmal das Gute will, aber bestimmt das Falsche und Verkehrte hervorbringt.

Oder liegen etwa doch pseudo-religiöse Energien vor, die im säkularen Zeitalter gar nicht mehr auffallen und die rationalen Kräfte müde und erschöpft aussehen lassen? Die Wahlveranstaltungen von Emmanuel Macron, eines anderen französischen Präsidentschaftsanwärters, gleichen wahren Erweckungs-Veranstaltungen.
 
Was Macron vorschlägt, ist reichlich nebulös, was nicht verhindert, dass das Publikum von links bis rechts auf seine wie Fernsehpredigten gestaltete Versammlungen hereinfällt. Wenn er mit ausgebreiteten Armen in imitierter Christus-Haltung seinem Publikum zuruft: "Je vous aime ... farouchement" (Ich liebe Euch ... unbändig, so würde ich übersetzen), dann fallen seine Gefolgsleute reihenweise in Trance.

Nun ja, nicht im wörtlichen Sinn. Aber Macron hat seine Gefolgschaft um sich versammelt und muss sich nicht mehr mit den Details von politischen Programmen und Problemen abgeben. Die Menschen bekennen sich zu ihm und laufen ihm aus allen politischen Richtungen zu.

Es ist gut möglich, dass ich bis zum Wahltag in Frankreich am 23. April (erster Wahlgang) zu einer anderen Meinung gelange. Was ich nicht möchte, ist, zum Ideologen werden. Man muss also vielleicht unter Umständen seine Meinung ändern. Was als Verrat aussehen könnte, kann aber auch sehr viel mit kritischer Emphase zu tun haben, die dazu führt, die eigenen Ansichten zu modifizieren, wenn sie sich als nicht mehr haltbar erweisen. Es könnte ein Zeichen von Generosität sein.

20. März 2017
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Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)

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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

Regional-Journal Basel
am 15. März 2024
über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
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Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Landrat Thomas Noack zitiert in einem Carte-blanche-Beitrag in der Volksstimme aus dem OnlineReports-Artikel über die Finanzkrise in Baselbieter Gemeinden.

Die Nachrichtenagentur SDA nimmt Bezug auf OnlineReports und schreibt, dass SP-Nationalrätin Sarah Wyss für eine Regierungs-Kandidatur nicht zur Verfügung steht.

Baseljetzt und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports, dass Swisscom die Führungen durch den Fernsehturm auf St. Chrischona einstellt.

20 Minuten und ein Podcast der Zeit nehmen den Artikel von OnlineReports über das Hupe-Verbot für das Kinderkarussell auf dem Münsterplatz auf.

Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

Die Basler Zeitung und Happy Radio greifen die OnlineReports-Recherche zur Girema Bau AG auf.  

 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).