Werbung

Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

<< [ 1 | (...) | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66 | 67 | 68 | 69 | 70 | (...) | 206 ] >>

Spitzenlöhne und die "unsichtbare Hand" von Adam Smith

Löhne bezahlen? Was für eine Zumutung. Könnte man meinen, wenn man den neuen und in seinem Amt vielleicht noch etwas unerfahrenen Präsidenten des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, Valentin Vogt, hört: "Nicht jeder Lohn kann für eine Familie existenzsichernd sein. Wo ausnahmsweise das Haushaltseinkommen nicht ausreicht, gewährleisten Sozialversicherungen und Sozialhilfe die Existenzsicherung."


Working Poor nennt man die Menschen, deren Lohn zum Leben nicht reicht, obwohl sie hart arbeiten. Sollen sie eben Sozialhilfe beantragen – die sonst doch nicht gerade in hohem Ansehen bei den Arbeitgebern steht. Seit wann ist denn die Sozialhilfe da, um den Lohn zu strecken?

Hintergrund von Vogts Aussage ist die Initiative des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes für ein bedingungsloses Mindesteinkommen. Bei den Vogts zu Hause ist das Thema Mindesteinkommen wahrscheinlich kein Gesprächsstoff. In anderen Kreisen schon.

Das Jammern und Lamentieren der Arbeitgeber, dass die Löhne beziehungsweise deren Anpassung an die Teuerung für die Wirtschaft unverkraftbar sind, gehört zum Soundtrack der Arbeitgebermusik. Wer regelmässig Fernsehen schaut, hat den Ton deutlich im Ohr.

Kein Wort ist dagegen über die Spitzengehälter zu hören. Sie scheinen die Wirtschaft nicht zu belasten. Die gleichen Leute, die die bescheidenen Löhne der anderen immer noch zu hoch finden, gehen mit den eigenen generell grosszügig um.

Man könnte die Diskussion noch ausweiten und sagen, dass die Profite der Unternehmen ebenfalls die Wirtschaftlichkeitsrechnung belasten. Soweit ein angemessener Teil davon den Verantwortungsträgern zukommt, sofern sie tatsächlich Verantwortung ausüben und nicht nur darüber reden, und der Rest für Reinvestitionen aufgewendet wird, sind die Gewinne unbestritten. Alles andere verteuert die Produktion und reduziert die Konkurrenzfähigkeit.

Das ist übrigens keine Aussage von mir. Ein anderer hat sie gemacht: Adam Smith. Sie steht in seinem Werk "Der Wohlstand der Nationen". Das Buch erschien im März 1776, vier Monate bevor die Kolonisten in Nordamerika am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben, in der von "Life, Liberty and pursuit of Happiness" die Rede ist.

Adam Smith schreibt in seinem epochalen Werk: "Unsere Kaufleute klagen häufig über die hohen Löhne britischer Arbeiter, weil sie darin die Ursache sehen, dass ihr Angebot auf fremden Märkten unterboten wird. Doch über die hohen Gewinne schweigen sie sich aus."
 
Smith war ein bedeutender Moralphilosoph und gehörte zum Kreis der schottischen Aufklärung. Dem Handel mass er eine zivilisierende Wirkung bei, aber die "menschliche Glückseligkeit" war sein zentrales Anliegen.

Die "unsichtbare Hand", die in seinem Werk dreimal vorkommt, aber zur Maxime des Wirtschaftsliberalismus und Neoliberalismus umgedeutet worden ist, meint, dass der Mensch aus guten Gründen seine eigenen Interessen verfolgt, dies aber auf eine ebenso unerklärliche wie wunderbare Weise am Ende dem Allgemeinwohl zugute kommt. Laissez-faire ist damit nicht gemeint.

Das Denkwürdige an Adam Smith ist, dass er weder eine idealistische Politik der Nächstenliebe, noch eine verbitterte des Ressentiments verfolgte, sondern einsah, dass der Mensch aus Eigennutz handelt. Dass sein Handeln trotzdem, auch unbeabsichtigt, das Wohlergehen aller fördert, ist der Glücksfall – wenn er eintrifft.
 
In seinem zweiten Hauptwerk, der "Theorie der ethischen Gefühle" (ab 1759), vertritt Smith eine Tugendlehre, die darin besteht, dass wir uns in den anderen versetzen, um uns vorzustellen, was er empfindet, und dementsprechend handeln. Diese Sympathie, wie es Smith nennt, wird durch Erkenntnis und Übereinstimmung mit allgemeinen Regeln verstärkt. Ein "innerer" und "unparteiischer Zuschauer" wacht in jedem Menschen darüber, dass sein "Pflichtgefühl", das eine zentrale Stelle in Smiths Denken einnimmt, ihn nicht im Stich lässt und er keiner Selbsttäuschung anheimfällt.

Für den exzessiven Neoliberalismus ist Smith ein denkbar ungeeigneter Ratgeber. Umso mehr beruft sich die Humanökonomie, die die auf das rein Mathematische reduzierte Wirtschaftspolitik kritisiert, heute auf ihn.

14. Mai 2012
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)

www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).