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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Die richtige Härte für Verweigerer

Bei uns gab es einst Kläbber. Will heissen, ein paar um die Ohren, wenn wir nicht taten, wie wir sollten. In der Schule gab es Tatzen, Schläge auf die Hand mit einem Meerrohr, wir mussten in die Ecke stehen, Gesicht gegen die Wand, oder wurden an den Haaren  gezogen (Mädchen), respektive an den Ohren in die Höhe gelupft (Buben). So konnten problemlos vierzig Schülerinnen und Schüler von einer einzigen Lehrperson unterrichtet werden. Wir hatten ständig Angst, und Angst kann Motivation sein, also parierten wir und lernten wir. Und machten in die Hose.

Es kam Neill mit "Summerhill", die antiautoritäre Erziehung, Kinder wurden ernst genommen, wir konnten es kaum glauben. Ich wurde schwierig, hörte Pink Floyd und Janis Joplin und die Stones, trug die Haare so lange, dass ich drauf sitzen konnte. Und Büstenhalter, insbesondere welche mit Drähten und Polstern drin, hielt ich fortan für eine Erfindung für die Generation Ü90. Später zeigte sich, dass völlig antiautoritär doch nicht das Gelbe vom Ei war, denn diese Kinder waren zwar liebenswürdig und wenig aggressiv, hatten aber Mühe mit den Anforderungen des Lebens.

 

"Jeder Bürger, der sich an die Regeln hält,
kommt sich nur noch saublöd vor."

 

Und was dann folgte, sehen wir jetzt: Ein bisschen schimpfen und schreien, ein bisschen Verständnis, und keinen Hauch von Konsequenz. Regeln werden ständig gebrochen, die Folge sind elterliche Monologe, das nächste Mal, also das nächste Mal kriegst Du dann wirklich Hausarrest. Oder nichts mehr zu essen, wenn Du zu spät heim kommst. Bloss: das nächste Mal ist nie. "Im Hause muss beginnen, was blühen soll im Vaterland", sagt ein altes Sprichwort, und so blüht die Inkonsequenz weiter in Schule, Jugendarbeit, Nacherziehung und Täterbegleitung.

Die Einsicht, dass eine Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn ein Konsens über die Werte und Regeln herrscht, und jeder sich folglich daran halten muss, fehlt denen, die es Zuhause nicht mitgeteilt kriegen, und sie fehlt denen, die aus Ländern kommen, in denen der Staat der Feind des Bürgers ist. Und dann haben diese Verweigerer mit Autoritäten zu tun, die der Härte der Härte nicht gewachsen sind, ob Eltern, Lehrer oder Betreuer. Betreuende nennen ihre straffälligen Zöglinge Klienten anstatt Täter. Der Kunde aber ist König, und so nimmt das Debakel seinen Lauf. Die Leute, die unsere Werte und Regeln durchsetzen sollten, sind schwach und sie versagen viel zu oft.

Deswegen nach früheren Zeiten zu schreien ist verfehlt, denn keiner will mehr in die Hose machen. Wir wollen keinen Polizeistaat und keinen Drill, weder in der Erziehung noch im Strafvollzug. Dennoch müssen wir die Regeln unseres Zusammenlebens durchsetzen, sonst herrscht das Recht des Stärkeren, die Anarchie. Stärker ist heute, wer sich verweigert, und das kann nicht sein.

Wir brauchen primär Eltern, Lehrer und Betreuer, die fähig und willens sind, unbequem zu sein. Weder Strafen noch laisser faire sind gefragt, sondern Konsequenzen. Zuerst gilt, was gilt. Wer nicht arbeitet, kriegt kein Geld. Wer sich nicht integriert, keinen Pass. Wer kriminell wird, kann nicht unkontrolliert in die Gesellschaft entlassen werden. Wer ohne Bewilligung hier ist, muss aus dem Land. Das sind die Regeln. Und wer sie nicht einhält, kriegt nicht, was er will, insbesondere kein Geld. Punkt. Erst dann kann allenfalls auf die Gründe der Verweigerung eingegangen und geprüft werden, ob der Eintritt der logischen Konsequenz ausnahmsweise zu hart wäre.

Die Angst vor der Konsequenz sitzt heute nicht dem Rebellen im Nacken, sondern seinem Betreuer. Es müsste umgekehrt sein. Konsequent sein ist unbequem, Verständnis zu haben ist schön, und das Lob des Klienten ist uns sicher. Aber jeder Bürger, der sich an die Regeln hält, kommt sich so nur noch saublöd vor. Und schreit nach drakonischen Strafen, die nicht die Lösung sein können. Es muss also ein Umdenken stattfinden. Die Gesellschaft, so scheint es, muss ihre Erzieher erziehen.

Das mit den Kläbber meiner Mutter hörte übrigens schlagartig auf, als ich ihr eines Tages reflexartig ebenfalls einen solchen verpasste, wobei ich selber wohl mehr erschrak als sie. Da war ich vierzehn Jahre alt und machte Kampfsport, trainierte Reflexe. Der oft gehörte Satz, ein Kläbber habe noch keinem geschadet, tröstete mich über die Sache hinweg.

12. Mai 2014
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

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Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

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Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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