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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Die Schweizerische Neidgenossenschaft

Oscars 2014, und da stehen sie, und heulen sie, und kreischen und freuen sich, in der Hand eine seltsame Figur, irgendwas zwischen Roboter, Ritter und Ausserirdischem in hochglänzendem Chromstahl-Gold-Ton. Es wird gefeiert, an der Elton John AIDS Foundation Party und an der Vanity Fair. Und da kommen sie, die Blogkommentare: Was das wieder kostet, die sollten sich schämen, bei all dem Elend auf dieser Welt überhaupt nur an Kaviar und Champagner zu denken. Dass Elton John mit seiner Gala 5,1 Millionen Dollar für die Aids-Hilfe gesammelt hat, das interessiert keinen.

Oder der neue Jazz-Campus im Kleinbasel, sensationell, ein Riesengeschenk an diese Stadt. Alle ökologischen Standards übertroffen, die Technik einmalig, weltweit. Freude, Begeisterung? Könne si dängge. Was das wieder gekostet hat, das hätte gescheiter ausgegeben werden können, etwa für Veloständer beim Bahnhof. Und wo die das Geld her haben, diese alten Basler Familien, die haben doch nur die Leute ausgenutzt, gestohlen, das Geld, und nun sitzen sie im Club de Bâle und geben dick an.

Ein Bericht über einen Schweizer Lottomillionär in einem hiesigen Medium? Undenkbar. Gar ein Volksfest, wie in Spanien oder in den USA, wenn einer im Dorf gewonnen hat und sich feiern lässt? Da würde bei uns gerade Mal einer feiern, nämlich der Gewinner, vielleicht noch seine Erben, und der Rest würde kochen vor Wut, dass es nicht der eigene Sechser war, der das grosse Los zog.

 

"Ein neidfreies Leben
ist die beste Anti-Falten-Creme."


Ja, wir sind ein einzig Volk von Neidern. Freuen uns, wenn am Fernsehen Sendungen laufen, in denen sich hässliche, beschränkte und mausarme Menschen zum Trottel machen, so dass wir uns so richtig überlegen fühlen können. Schreien Zeter und Mordio über Kaderlöhne, auch wenn wir unseren bequemen Job nie und nimmer gegen den stressigen dieser Macher tauschen wollten oder könnten. Regen uns darüber auf, wenn Delinquenten wie Carlos teure Sozialisierungsprogramme durchlaufen dürfen. Wird ja belohnt, wer nur genug blöd tut, hierzulande. Wir gönnen dem andern die Butter nicht auf dem Brot, und halten selber die dickste Anggeschnitte in der Hand.

Die Welt ungerecht. Es gibt welche, die sind gescheit und schön, und andere, die sind dumm und unattraktiv. Das grosse Los oder das grosse Elend zieht manch einer schon bevor er auch nur auf der Welt ist, je nachdem, in welche Struktur hinein er geboren wird, als Schweizer oder im Krisengebiet.

Neid ist destruktiv. Wären wir hierzulande nicht derart neidisch, hätte die ganze Berichterstattung über diesen Carlos unterbleiben können. Wir hätten mit den Schultern gezuckt, soll der doch kickboxen, Hauptsache, es nützt und er wird nicht mehr kriminell. Es geht Ihnen und mir nämlich keinen Deut besser, ob Carlos nun bei Brot und Wasser im Kerker darbt oder ob er ein Spezialprogramm durchläuft, und beurteilen, was richtig ist, können wir erst recht nicht. Nun sind wir aber Neidhammel, und deshalb kann dieses Thema unendlich lange aufgewärmt werden, jeder Hotelaufenthalt wird thematisiert, bald erfahren wir noch die Preise der Schuhe dieses Jungen, und schliesslich kann er überhaupt nicht mehr betreut werden, weil er dank all der Medienpräsenz restlos durch den Wind ist.

Neidisch ist, wer einzelne Dinge aus dem Zusammenhang reisst. Wer nur das Kickboxen sieht, nicht den bedauernswerten Jungen, nur den Louis Vuitton Aufdruck auf dessen Bettwäsche, nicht seinen desolaten Zustand. Und nur diese Einzelheiten mit der eigenen Situation vergleicht, feststellt, dass er sich das Training nicht leisten kann und selber die Bettwäsche von Otto's hat. Wir sehen nicht, dass es uns unterm Strich unglaublich viel besser geht als diesem Carlos. Oder als den reichen Managern und den Bundesrätinnen, die kein Privatleben mehr haben, ständig in der Kritik stehen, Nerven wie Stahlseile brauchen. Wir sehen deren Lohntüte und unsere, nichts anderes, und werden grün im Gesicht, speien Gift und Galle. Obwohl wir nur die Lohntüte, und niemals das ganze Leben, mit denen tauschen würden.

Hören wir auf damit, hören Sie auf damit. Ein neidfreies Leben ist die beste Anti-Falten-Creme, freuen Sie sich für die andern, gönnen Sie andern etwas. Zufrieden wie Oscar, und sie werden strahlen. Das wiederum erspart Ihnen jeglichen Neid auf den zufriedenen Gesichtsausdruck Ihres Gegenübers. Wären Sie denn überhaupt noch neidisch.

17. März 2014
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Augenmass etwas verloren"

Liebe Frau Strahm, ich kann ihrer Meinung nur teilweise zustimmen. Der Neid ist vielerorts gross, wer viel hat beneidet die die noch mehr haben. Bedauernswerte Leute die ich nicht beneide.


Nur das Beispiel mit Carlos passt nicht in dieses Schema. Carlos hat ein Verbrechen begangen und soll seine Strafe absitzen wie andere auch. Aber diese Sonderbehandlung bekommt nicht jeder Straftäter und dort liegt die Ungerechtigkeit. Zudem, wenn alle die Berichte stimmen die man so lesen konnte, gingen auch die Sonderwünsche von Carlos doch etwas weiter. Dass das die "Normalbüger" so nicht akzeptieren wollen ist meiner Meinung nach verständlich und hat mit Neid nichts zu tun. Vor dem Gesetz sollten ja wohl alle gleich sein, sagt man ...


Die zuständigen Behörden hatten da wohl etwas das Augenmass verloren.


Peter Isler, Basel



"Hans Habe hat wohl recht"

Da schliesse ich mich doch gerne für einmal –minu an: Ausgezeichnete Kolumne. Vielen Dank Frau Strahm. Muss(te) doch wieder einmal gesagt sein! Aufgefallen ist mir, dass hinter so vielen Klischees allein Missgunst, Neid und ein Gefühl der Minderwertigkeit stecken.


Galten (oder gelten noch immer) Südländer nicht nur deswegen als eher leichtsinnig, weil sie es fertig bringen, leichter mit Problemen fertig zu werden und weil sie weniger dem Prestige-Denken verfallen sind als wir. Hans Habe hat wohl recht, wenn er bemerkt, dass Neid das einzige Leid ist, das dem Menschen nicht den richtigen Weg weist.


Pius Helfenberger, Münchenstein



"Neidlos zugegeben"

Gratuliere - man muss neidlos zugeben: EINE SUPE KOLUMNE, DIE ALLES GROSSARTIG AUF DEN PUNKT BRINGT! Gratuliere.


-minu, Basel



"Etwas gar heftig übertrieben"

Frau Strahm, Sie neigen hier – mit Verlaub – zu etwas gar heftigem Übertreiben und an gewissen Stellen habe ich auch das Gefühl, dass Ihre Interpretation von Neid etwas weit hergeholt ist. Ich kann nämlich kaum glauben, dass jemand auf das Kickbox-Training von Carlos "neidisch" ist. Da gehts eventuell um "Gerechtigkeitssinn", "Behördenfrust", "Unverschämtheitsempfinden". Aber ich bezweifle, dass hier Neid der "nicht-gratis-kickboxenden" an erster Stelle steht. Zudem tun Sie, sehr verehrte Frau Strahm, all jenen Menschen Unrecht – und ich glaube noch immer, dass diese in der Mehrzahl sind – die ihren "Neid" unterschwellig leben: jene, die ohne weiteres akzeptieren können, dass der Lottosechser nun bei einem irischen Gemüsebauer gelandet ist.


Daniel Thiriet, Riehen


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

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Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).