Werbung

Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

<< [ 1 | (...) | 91 | 92 | 93 | 94 | 95 | 96 | 97 | 98 | 99 | 100 | (...) | 170 ] >>

Viechereien: Von Lieben, Töten und Verspeisen

Niemand ist so rabiat, wie Tiernarren, also ziehe ich mich jetzt besser warm an. Aber so langsam aber sicher reicht es mir. Katzenfleisch soll nicht mehr gegessen werden dürfen, die Uni soll vegetarisch werden, und Fische fangen soll auch nur noch dürfen, wer dem Schutzalter entwachsen ist. Das Mitleid mit dem vermeintlich armen Getier nimmt Formen an, die nicht mehr erträglich sind.

Ich wuchs mit Tieren auf, vor allem mit Hunden, und ich liebte sie heiss. Heulte eine Woche lang, als unser Boxer Cäsar starb. Aber ich lernte auch von klein auf, dass der Tod zum Leben gehört. Unsere Oma starb ebenfalls, und wir Kinder waren unendlich traurig. Aber irgendwann war es ausgestanden, das Leben ging weiter. Ohne die Oma etwas weniger schnell, als ohne Cäsar, ein junger Hund tröstete rasch über seinen Verlust hinweg. Ein Tier ist ein Tier, eine Oma hingegen ein Mensch. Das war völlig klar. Cäsar hatte weder am Tisch noch im Bett etwas zu suchen, er war ein Hund und fertig.

Tiere werden gegessen, sie fressen sich gegenseitig auf, und manche verspeisen uns, wenn sie uns erwischen. Der Lauf der Natur. Und manche Tiere schaden, zum Beispiel Ratten. Also wurden bei uns im Haus am See abends Fallen aufgestellt, und das Mädchen aus dem Dorf, das meiner Mutter im Haushalt half, sammelte die Dinger morgens mit unserer Unterstützung ein. Wir hielten sie in den See, bis die Ratte alle Vieren von sich streckte. War schon etwas eklig, aber halt courant normal.


"Hündchen, die Pralinen essen,
bis die Zähne ausfallen."


M
eine Mutter hielt sich vornehm zurück. Sie war ein Stadtgoof. Kreischte bei Spinnen, Schlangen und Mäusen. Schwamm sie vor dem Nachtessen aus unserer Sicht zu lange im See, schrien wir ihr zu, wir hätten eine Seeschlange gesehen oder einen toten Fisch. Wie ein geölter Blitz und in null Komma Nichts war sie wieder an Land.

Heute lebt sie alleine am See – irgendwie hat sie sich mit all dem Getier arrangiert. Mäuse fängt sie zwar, fährt mit ihnen dann aber an den Waldrand hinauf und lässt sie wieder laufen. Was die Weinbauern der Gegend mit Kopfschütteln quittieren. Unsere Mutter brachte uns den Umgang mit Ratten und Mäusen definitiv nicht bei, aber mit Hunden.

Szenenwechsel. Hündchen, die Pralinen essen, bis die Zähne ausfallen, und Markenmäntelchen tragen. Katzen und Meerschweinchen, die von Kindern in Schränke gesperrt, in Puppenkleider gezwängt werden. Übergewichtige Katzen, dicke Hunde in überhitzten Räumen ohne Auslauf. Pferde, stolze Herdentiere, die tagelang aus Einzelboxen trübe in die Gegend starren. Oder stumpfsinnig angeleint auf einem Laufbahn dahin trotten. Tiere mit Schleifen im Haar, dämlich frisiert und gebürstet. Pferde, die sich die Beine beim Springen an Querstangen wund donnern. Tiere im Drill, Männchen machend, liegend, springend, auf Kommando des Menschen.

Ist es ein Biebli oder ein Maiteli? Nein, der Hund ist gemeint, Männchen oder Weibchen, nicht der Inhalt des Kinderwagens. Das ist sie, die Welt zu vieler – nicht aller – Tierfreunde. Ein Tier liebt den, der es füttert, und den es als Meister oder Meisterin anerkennt. Mehr braucht es nicht für diese Liebe, sie ist einfach zu haben, und so wird das Tier zur Projektion, zum Lebensinhalt und billigen Ersatz menschlicher Beziehungen. Jeder räudige Strassenköter im Entwicklungsland ist mehr Wert, als das daneben verhungernde Kind. Wie viel komplexer ist doch die Liebe zum andern Menschen, wie viel verletzlicher, anfälliger. Und wieviel reicher.

Eine kranke Welt. Respektlos dem Tier gegenüber, denn respektlos ist es nicht, ein Tier schonend zu töten und zu essen, sondern es völlig sinnlos zum Affen zu machen. Wir sind dafür verantwortlich, dass der Natur, zu der die Tiere gehören, mit Respekt und Rücksichtnahme begegnet wird, dass Tiere nicht unnötig leiden. Das muss erlernt werden. Ebenso, dass ein Tier ein Tier ist, und nicht ein Mensch. Und wie ein gefangener Fisch rasch und schmerzlos getötet wird, bevor er überm Feuer brutzelt, auch das.

Die Vermenschlichung der Tiere ist Tierquälerei, nicht das Verspeisen. Nur wer ein Tier als Tier ernst nimmt, liebt die Tiere, und genau das müssen wir den Kindern beibringen. Beim Fleisch essen, beim Fischen, bei der Tierhaltung, ohne Sentimentalität, mit Verantwortungsgefühl.

Wer befreit die Pferde vom Laufband und aus der Einzelbox? Wer schützt sie, die Tiere, eigentlich vor diesen Tierfreunden?

25. Mai 2015
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Aus dem Herzen gesprochen"

Viechereien von Lieben, Töten und verspeisen. Sie haben aus dem Vollen geschöpft und mir aus dem Herzen gesprochen. Glückwunsch zu diesen offenen Worten über das Erwachsenwerden und Leben mit allen Facetten, Vergnügen, Ängsten und Auseinandersetzungen. Danke.


Yvonne Rueff-Bloch, Basel



"Hauptsächlich religiös bedingt"

"Eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung ist es, dass das Wort "Tierschutz" überhaupt geschaffen werden musste." (Theodor Heuss)

P.S.: Die Wertvorstellung betreffend Tier/Mensch ist hauptsächlich religiös bedingt.


Monika Stucki, Seltisberg



"E Bitzeli wirr"

Diese sehr eigenartig quere Schreibe isch e Bitzeli wirr und vermischt Oepfel mit Biire.
Scharf (scharf gedacht) ist sie nicht.


Susanne Haller, Basel



"Unsägliches Gegeneinander-Ausspielen"

Liebe Andrea, so sehr ich (nicht alle, aber manche) Deiner Kolumnen schätze, fröstelt es mich bei dieser hier. Sie ist schlicht nicht durchdacht und sehr bequem schwarz-weiss, Motto: alle Tierliebhaber haben doch eigentlich einen an der Klatsche. Können nicht unterscheiden zwischen Vierbeinern und dem einzigartigen Homo so genannt Sapiens.  Es wäre ja auch viel komplizierter, den "courant normal" der Kindheit zu erweitern mit neueren Forschungsergebnissen, die dann aber wieder dem biblischen "macht euch die Erde untertan" zuwiderlaufen (und alle Kreaturen stehen natürlich weit unter der "Krone der Schöpfung", dem Menschen).

Ratten sind sehr intelligente Tiere; vermutlich hätte es weniger brutale (und brutalisierende) Todesarten gegeben als Ertränken. Aber eben, courant normal, und was damals galt, muss natürlich für alle Zeiten gelten, nicht wahr? Fischen wurde lange Zeit Schmerzfähigkeit abgesprochen, neuste Forschungen zeigen: Besonders um die Maulgegend herum, ja, dort wo der Angelhaken reinfährt, dort empfinden sie messbaren Schmerz. Es ist absolut unnötig, Kindern in Ferienlagern Tiere töten als nettes, problemloses Hobby vorzuführen. Genauso unnötig ist es, Hündchen Schleifen in die Stirnfransen zu binden und Pferde über Stangen springen zu lassen.

Es ist aber auch absolut unnötig, wie wir kernigen Schweizer es tun, pro Woche im Durchschnitt ein Kilo Fleisch zu essen. Wer es nicht tut, wird in den Medien flugs genüsslich als Sektierer abgetan. Veganer hätten gerne die Auswahl ("Wahl für einige", nicht "Zwang für alle"), auch in einer Unimensa wenigstens mal ein Menü ohne tierische Produkte zu bekommen. Die Häme der Fleischfressenden, also der "Normalos", angesichts dieser Sektenbrüder und -schwestern dröhnt natürlich sofort durch die Presse (die sich die Werbeeinnahmen durch die Fleischhändler in der anlaufenden Grillsaison nicht verscherzen will).

Dein unsägliches Gegeneinander-Ausspielen vom gequälten Tier und dem hungernden Kind kann ich ohnehin nicht mehr hören. Alles ist eben doch ein wenig komplexer, als Du es hier in Deiner üblichen peppigen Schreibe auftischt.


Andrea Bollinger, Basel


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).