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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Verpönte Weihnachts-Lieder im Christentum

Eine Schule im sanktgallischen Wil verbannte kürzlich drei Weihnachtslieder von der Adventsfeier, die die Geburt von Jesus besingen. Zu religiös. Erstaunlich, denn eine Adventsfeier ist eh nicht ganz unchristlich, mit Verlaub, drei Lieder mehr oder weniger. Aber lassen wir das. Interessanter ist die Frage, ob es wirklich ein Problem ist, etwas zu besingen, woran nicht geglaubt wird.

Weihnachtslieder sind Tradition, die Adventszeit hat Tradition, Weihnachten ist Tradition, und zwar für alle, die hier geboren und aufgewachsen sind. Wir sind christlich geprägt, ob wir religiös sind oder nicht, konvertiert haben, oder nichts glauben. Das Christentum ist die Basis unserer Gesetze und Kultur, und im Alltag fest verankert. Ob wir wollen oder nicht.

So sangen meine jüdischen Freundinnen einst wacker mit, wenn gerade Weihnachtslieder dran waren, wir sangen im Gegenzug auf Hebräisch "Havu lanu yayin", ein Lied, das zu einem Saufgelage einlädt. Und Freude herrschte, keiner sah dies so eng, auch nicht der politisch unkorrekte Singlehrer. Generell belastend scheint es also nicht zu sein, in einem Lied etwas zu besingen, woran nicht geglaubt wird. Es tun's eh alle, Ewigi Liebi.

Für Nichtgläubige kann es bei Weihnachten um die Friedensbotschaft gehen. Die Weihnachtsgeschichte steht als Symbol für diese Botschaft, sie ist eine Geschichte. Für gläubige Christen ist sie viel mehr, aber darum geht es hier nicht. Es geht, ginge eigentlich, um Toleranz, denn anders ist Friede nicht möglich.


"Frömmere lasen die Weihnachtsgeschichte,
andere liessen Bing Crosby laufen."


W
er sich zur Weihnachtszeit in den Andern einfühlt, an ihn denkt, weil er ihm mit einem Weihnachtsgeschenk eine Freude machen möchte, schafft damit Wohlwollen und Nähe. Dies gilt für alle Menschen, die sich darauf einlassen, Gläubige, Ungläubige, Andersgläubige. Diesen Ansatz muss man aber spüren wollen und zulassen. Wer das nicht tut, findet keinen Zugang.

Es gibt die andere Seite der Medaille, den Zwang, zu schenken, die Erwartungshaltung. Geschenke werden missbraucht, um dem andern eins auszuwischen, Religiosität wird zur Besserwisserei. Der schöne Ansatz, den Weihnachten haben kann, wird pervertiert. Darauf sollte sich keiner einlassen, denn es schadet letztlich ihm selber, weniger dem andern, vor allem aber dem Frieden.

Was konkret gelebt wird, bestimmt jeder selber. Auch, was innerhalb einer Familie zur Tradition wird. Die Strahmsche Sippe meiner Kindheit war heterogen, heterogener geht nicht. Wir feierten an mindestens vier Abenden, immer woanders. Die frömmeren Gastgeber lasen die Weihnachtsgeschichte vor, bei den andern klang Bing Crosby aus den Boxen, und mein stets rebellischer Onkel legte hinterrücks Militärmusik auf und brachte meinen frommen Vater dazu, wie ein Wachhund neben dem Plattenspieler auszuharren.

Es hatten notgedrungen alle ihren Platz, denn das Clan-Denken verbot, irgendwen auszuschliessen, die Familie steht zusammen, Punkt. Zum Glück hatten alle einen ausgeprägten Sinn für Humor, weshalb auch mein sonst so ruhiger Vater vor Weihnachten stets das Zauberlädeli leer kaufte und die Etepetete-Verwandtschaft mit falschen Tintenflecken auf kostbarem Damast und Senfpralinen in Wallungen brachte. Die Revanche folgte in aller Regel tags darauf an der nächsten Feier. Familiäre Neuzugänge kamen zuweilen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Aber wir sind in diesem Brauchtum aufgewachsen, andere nicht, und das müssen wir akzeptieren. Wie muss sich ein Kind fühlen, wenn es einen ihm fremden, wenn nicht gar vermeintlich feindlichen Gott besingen soll? Als Verräter an seinem Gott? Kriegt es Angst vor der Strafe seines Gottes? Ein Kind hat keine Wahl, wird von der Umgebung geprägt.

Wenn Kinder in einen Konflikt zwischen Eltern und Schule geraten, ist dies schlecht und das Gegenteil dessen, was die Weihnachtsgeschichte lehren kann. Entweder es gelingt, Eltern und damit Kinder fremder Kulturen den überreligiösen Sinn der Weihnachtsgeschichte zu erschliessen, und dann singen sie mit. Oder eben nicht. Dies wäre die Aufgabe der Schule. Denn Weihnachten oder Advent feiern zu müssen, wenn dies jemand mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, widerspricht nicht nur dem Sinn dieser Feiern, sondern auch der Glaubens- und Gewissensfreiheit, und zwar mit oder ohne die drei Lieder, die die Schule von Wil nun nicht mehr singen lässt.

Sonst bliebe ja nur noch "Oh Tannenbaum" aus dem Jahr 1550, sehr traditionell also. Darin besingen wir aus voller Brust nichts anderes als die immergrünen Blätter eines Nadelbaums, die der nicht hat.

16. Dezember 2019
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
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"Musik ist ein Kitt, der die Welt zusammenhält"

Als bekennende Agnostikerin singe ich alle Weihnachtslieder mit, weil sie so stimmungsvoll sind. Musik ist ein Kitt, der die Welt zusammenhält. Die Texte mögen rein mythologisch oder gar abstrus sein, darüber sollte frau hinwegsehen. Auch andere Lieder und gar Arien haben Texte, die für sich allein gestellt seltsam anmuten.

Andrea Strahm hat recht: Religiöse Überlieferung, ob frau sie nun wörtlich glaubt oder nicht, ist eine kulturelle Grundlage, die der Gesellschaft Struktur gibt in Form von Ethik, Regeln und Gesetzen. Das gilt nicht nur für das Christentum. Der grüne "Tannenbaum" war ursprünglich ein heidnisches Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Doch auch heidnische Riten und Tradition sind Religion, Naturreligion eben.


Esther Murbach, Basel


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

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Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

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