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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Hand shake: Gefragt ist Gelassenheit

Das war ja ein Riesenerfolg. Zwei pubertierende Jungs, die ihre Lehrerin auf dem Kieker haben, weigern sich, ihr die Hand zu geben, und argumentieren mit ihrem religiösen Hintergrund, der ebendies verbiete. Wobei ihnen besagter Hintergrund in aller Regel und erst recht, wenn sie dazu von ihren strenggläubigen Altvorderen angehalten werden, so lang wie breit ist. Das ist jetzt eine Unterstellung, aber eine nicht ganz abwägige, denn welcher Jugendliche in diesem Alter versteht sich schon als Überbringer fundamentalistischer Thesen. Im Gegenteil: Die Jungen wollen dazu gehören, suchen neue Freunde, gehen aus, grenzen sich ab von allem Alten und Altmodischen. Das ist doch nicht neu.

Aber hier nun Zeter und Mordio, die Werte der Gesellschaft geraten ins Wanken, die Diskriminierung der Frauen in muslimisch-fundamentalistischen Kulturen wird gegeisselt und alles aufgebauscht wie verrückt. Dem Fundi-Vater und andern Fachmenschen aller Art werden Foren im Fernsehen und in anderen Medien geboten, es wird analysiert und berichtet und begründet auf Teufel komm raus.

Ein durchschlagender Erfolg für die beiden Jungs. Sie werden ihm nicht gewachsen sein, er wird sie in eine Richtung drängen, die sowohl ihnen als auch unserer Gesellschaft schadet. Sie werden zu Botschaftern eines fanatischen Glaubens gemacht, instrumentalisiert. Was sie wohl nie wollten, sind ja noch zu jung, das zu beurteilen. Die islamischen Säbelrassler freut’s, Kollegen und soziales Umfeld werden sie kritisieren oder sich abwenden. Das kann nicht unser Ziel sein.


"Wer mir die Hand nicht geben will,
bekommt es zu spüren."


J
a, wir schütteln uns hierzulande die Hände. Wir sehen uns in die Augen und geben uns die Hand, als Zeichen des Vertrauens, der Offenheit, des Respekts. Das ist Sitte, und nicht Gesetz, bislang. Meine beiden Kinder mussten die Hand nicht geben, als sie klein waren, Missbrauchs-Prävention hiess dies, ihnen beibringen, dass sie Körperkontakt nicht haben müssen, wenn sie nicht wollen. Und sie gaben dennoch der Kindergärtnerin brav das Händchen, und später den Primarlehrern, sie lernten es.

Den grösseren Kindern schüttelt in der Schule keiner mehr die Hand. Die Lehrkräfte sind vielmehr froh, wenn sich der Lautpegel bei ihrem Eintreten so senkt, dass sie ohne Megaphon ein bisschen Stoff vermitteln können. Erstaunlich also, dass in obgenanntem Fall Jugendliche in diesem Alter von einer Lehrerin noch mit Handschlag begrüsst werden. Da geht ja der halbe Unterricht vorüber, bis alle begrüsst sind, und eigentlich sollten die doch etwas lernen, Deutsch zum Beispiel. Aber lassen wir das.

Und nun dieses Riesentheater. Politische Vorstösse, die – ja was nun eigentlich? – das Händeschütteln zur gesetzlichen Pflicht machen sollen? Wozu die Aufregung, eigentlich? Die beiden Jugendlichen werden über kurz oder lang eine Lehrstelle antreten wollen, und keine kriegen, wenn sie sich nicht benehmen. Möglicherweise haben sie eine Chefin, und sie werden sie zu respektieren haben. Denn erwachsene Männer, die einer Frau die Hand nicht reichen, werden sozial geächtet, denn sie wissen sich nicht zu benehmen. Wir essen hier ja auch nicht auf dem Boden, wie andernorts. Will mir einer die Hand nicht geben, dann ist das ein Affront, und das kriegt er zu spüren. Das sind die Fakten.

Es ist im ureigenen Interesse jedes Einzelnen, die Sitten des Landes, in dem er lebt, zu respektieren. Wer sich nicht zu benehmen weiss, keine Tischmanieren hat, nicht grüsst, der manövriert sich ins Abseits. Deshalb erziehen wir unsere Kinder. Manche Eltern versagen, haben selber kein Benehmen, leben eine Ideologie der Prüderie oder sind antiautoritär angehaucht. Die meisten Kinder schaffen es trotzdem und passen sich an. Damit dies gelingt, ist es aber unerlässlich, sie nicht vorzeitig zu stigmatisieren. Sonst stehen sie in einer Ecke, aus der sie kaum mehr heraus kommen. So vorliegend.

Gefragt ist Gelassenheit. Schülerinnen mit Kopftuch lässt man eben das Kopftuch tragen, bis es ihnen selber zu mühsam wird. Sollen sie den Schwimmunterricht auf der Ersatzbank (ohne Handy, bitte!) verbringen, wirklich schwimmen lernt in der Schule eh kaum jemand. Schüler, die die Hand nicht geben wollen, winkt man einfach durch und ignoriert sie, zumal in diesem Alter.

Ja, das Problem würde sich von alleine lösen, wären da nicht Lehrpersonen mit einem Autoritätsproblem, die aus einer Mücke einen Elefanten machen. Und andere, die diese Elefanten in die Welt tragen und für eigene Zwecke missbrauchen. Und damit allen, wirklich allen schaden.

11. April 2016
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Schule darf nicht Jekami-Theater werden"

Leider völlig am Problem vorbeigeschrieben, Frau Strahm: "Die Jungen wollen dazu gehören, … grenzen sich ab von allem Alten und Altmodischen". Wirklich? Übernehmen sie deshalb bis auf das letzte Jota die fundamentalistisch-wahhabitische Ideologie ihres Vaters? Lassen sie sich deshalb vom Islamischen Zentralrat begleiten? Sieht so eine jugendlich-pubertäre Revolte gegen die Generation der Eltern aus? Ist das der jugendliche Sturm und Drang, der idealistische Glaube an den unumkehrbaren Fortschritt? Was ist eigentlich "alt und altmodisch"? Ein Händedruck oder ein Fundamentalismus, der zurück in die Zeit des Frühmittelalters will? Hat irgendjemand in diesem Land ein Gesetz gefordert, das den Handschlag an der Schule für obligatorisch erklären will? Solches ist mir nicht bekannt.

Bekannt ist mir aber, dass bei uns die Gleichstellung von Frau und Mann gilt, auch im Lehrberuf. Völlig perplex bin ich über Aussagen, die Lehrkräfte seien heute "froh, wenn sich der Lautpegel bei ihrem Einteten so senkt, dass sie ohne Megaphon ein bisschen Stoff vermitteln können" oder "Schülerinnen" (mit Kopftuch) könnten den Schwimmunterricht auch "auf der Ersatzbank" verbringen, denn "wirklich schwimmen lernt in der Schule eh kaum jemand".

Wenn man ein solches Verständnis von der Umsetzung des schulischen Bildungsauftrags hat, dann spielt es allerdings wirklich keine Rolle mehr, wie Jugendliche mit weiblichen Lehrpersonen umgehen. Schule als unverbindliches Jekami-Theater, da geht dann fast alles … Fragen Sie doch einmal Lehrpersonen beiderlei Geschlechts (ich denke dabei auch an namhafte CVP-Landrätinnen und Landräte), ob sie sich mit einem solchen Schul- und Berufsbild identifizieren können. Das Ergebnis dürfte Sie überraschen.


Marc Schinzel, Landrat FDP, Binningen



"Amerikaner mögen Händli nicht"

Liebe Frau Strahm, wir hatten in unserm Elternhaus viel amerikanischen Besuch. Wir haben gelernt, dass Amerikaner es nicht mögen, wenn man ihnen das Händli geben will.  ... Andere Zeiten, andere Sitten?


Liselotte Reber-Liebrich, Basel



"Nie eine Hand gegeben"

Unter allen Medien der weitaus beste Beitrag zu diesem Thema. Zudem kann ich (Jahrgang 1939) mich nicht erinnern, je einem Lehrer (Lehrerin hatte ich keine) im Zusammenhang mit dem Unterricht die Hand gegeben zu haben beziehungsweise dazu gezwungen worden wäre. Also, was soll's?


François Fricker, Basel



"Achselzucken statt ideologiche Kanonen"

Danke, Frau Strahm, für diese vernünftige und an den gesunden Menschenverstand appellierende Kolumne. Die Geschichte zeigt, wie angeheizt das politische Klima ist, und da tut es gut, wenn jemand einen pubertären Ausrutscher mit Achselzucken quittiert statt ideologiche Kanonen aufzufahren!


Christoph A. Müller, Basel


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

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Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über das bz-Buch von Roger Blum auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).