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DilldappWissen Sie, was ein Dilldapp ist? Wir kassierten früher einige spezifische Bezeichnungen, wenn wir nicht taten, wie wir sollten – darunter Dilldapp, was ein Tollpatsch ist, oder Düpfi, ein schnippisches Ding, wie ich es wohl in der Pubertät gewesen sein muss. Dass ich zuweilen ein Dilldapp bin, ist leider nicht von der Hand zu weisen. Und das ist erblich. Meine Mutter, ich, und nun meine jüngste Tochter, wir pflegen leider sieben Sachen im Kopf haben und parallel dazu zwei andere gerade machen. Multitasking. Die böse Interpretation: Man macht zuviel aufs Mal und nichts richtig. Die gute: Auch Professoren sind zerstreut, wir sind einfach zu schlau.
Einst, ich war im Stadium Düpfi, wollten wir in die Ferien und der Hund musste ins Tierheim. Wie üblich war es der Job meiner Mutter, dafür zu sorgen, dass auch alles und alle mitkamen. Entsprechend pfutterete, sprich schimpfte sie im Haus herum. Als sie endlich den Hund schnappte und aus dem Haus stürmte, waren wir nicht allzu unglücklich. Kurz darauf klingelte es allerdings schon wieder Sturm: Die Arme hatte den Mantelgürtel derart in der Haustür verkeilt, dass sie die Türe mit dem Schlüssel nicht mehr aufbrachte, zudem zog der Hund wie blöd an der Leine. Gut, wir drückten innen auf die Türfalle, und weg war sie.
Bevor ich Mutter wurde, ging es eigentlich noch mit meiner Dilldapperei. Ich bewegte mich im Rahmen von Alba aus "Pane e Tulipani", Schlüssel, die in die Toilette fallen und diese Dinge. Mit dem ersten Baby stieg der Stress. So musste ich trotz mehrfach unterbrochenem Schlaf am frühen Morgen halt anwaltsmässig aufgebretzelt zur Arbeit antraben. Zum Glück hatte es im Eingangsbereich einen sehr netten Portier, der mich diskret darauf aufmerksam machte, dass ich zu meinem dunklen Deux-Pièces noch meine Tigerfinkli anhatte. Ich war noch nie so rasch hinter meinem Schreibtisch, und harrte dort aus, bis ich nach Hause konnte.
Einmal stand ich mit meinem Velo vor dem Bankschalter. Die Kinder waren gerade beschäftigt, ich legte mir im Kopf den Einkaufsweg zurecht – erst zur Bank, dann zum Meyer etc. – und als ich wieder merkte, wo ich war, stand ich mit dem Velo vor dem höflich staunenden UBS-Mann und alles stierte mich an. Ich lächelte ziemlich säuerlich und schob das Ding diskret wieder aus der Halle.
Oder gestern: Ich erhielt eine Betreibungsankündigung von der Steuerverwaltung. Dabei zahle ich DAUERND Steuern. Also rief ich an. Der nette Herr erklärte mir dann langsam und sehr deutlich – mithin klar erkennbar, dass Dilldapp und Depp für ihn das gleiche ist –, dass mein Dauerauftrag auf Vorauszahlungen für das Jahr 2003 laute, er buche das nun um. Kann ja keiner ahnen, dass die all Hennenschiss ihre Referenznummern ändern. Zudem, hätte ich wirklich seit sieben Jahren auf jenes Konto einbezahlt, müsste ich jetzt steinreich sein, was nicht der Fall ist. Wahrscheinlich hat man schon einmal umgebucht.
Ich lasse Velo oder Auto stehen, und gehe zu Fuss nach Hause (ja, in nüchternem Zustand), und dann finde ich die Räderwerke nicht wieder und meine bessere Hälfte muss mit mir durch die Gegend fahren – er ist zum Glück, wie mein Vater, von der stoischen Sorte. Weshalb in der Nachbarschaft gleich zwei Leute Hausschlüssel von uns haben, dürfte auch klar sein.
Aber Trost naht, die nächste Generation ist am Kommen. Meine Älteste ist der stoische Typ. Zieht die jüngere Schwester aus Drehtüren, die sie gerade blockieren will, leiht ihr den Velohelm und was sonst gerade nicht gefunden wird. Noch ist die Kleine in der Phase der Alba aus "Pane e Tulipani", rennt in automatische Türen, weil die zu langsam sind, und zieht verschiedene Socken an. Aber ich lache mir jetzt schon ins Fäustchen, wenn ich sie mir als Mutter vorstelle, übernächtigt, im Stress – ich werde mich zurücklehnen und schmunzeln. Und dann helfen. So wie meine Mutter einst. Sie ist schon längst wieder in der Alba-Phase und hat in letzter Zeit lediglich einmal den Telefonhörer in den halbvollen Milchkrug gestellt. Ich steuere hoffentlich auch wieder in diese Richtung. 11. Oktober 2010
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