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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Aus Schaden soll man, scheint’s, klug werden

Ja, ich rede von Japan. Zeter und Mordio schreien nun alle, alle seien sie schon immer gegen Atomkraftwerke gewesen. Nein, nicht ganz alle. Der Lieblingsredaktor meines Lieblingsblattes und Exponent meiner Lieblingspartei bläst in ein anderes Horn. Laut UNO, so schreibt er, seien bloss fünfzig Nasen "nachweislich" an den Folgen von Tschernobyl gestorben, ein Klacks verglichen mit den Zehntausenden, die der Tsunami in Japan auf dem Gewissen hat. Alles im grünen Bereich also, Energie muss her, konkret: Atomstrom. Sagt BaZ-Chef Markus Somm.

Der Unfall von Tschernobyl passierte 1986, also zu Zeiten des Kalten Krieges. Nur die Leute der UdSSR waren vor Ort und es gab keinerlei Berichte. Die Angelegenheit wurde mit allen Mitteln und wie in der damaligen UdSSR üblich vertuscht. Erst als in Schweden erhöhte Werte gemessen wurden, wurde der Westen aufmerksam. Zunächst ging gar nichts.

Erst 1990 wurde die UNO von der sowjetischen Regierung um Hilfe gebeten. Die UNO gründete eine Task Force, in welche die Vertreter von Belarus, Russland, der Ukraine und ein Vertreter der UNO Einsitz nahmen. Zu drei Viertel also Beteiligte. Ab 1992 begannen die Aktivitäten dieser UNO-Delegation – und nicht der UNO – in Sachen Tschernobyl, also sechs Jahre nach dem Unfall.  Von einem unabhängigen Beobachter keine Spur. Die UNO brauchte Akzeptanz und konnte es sich gar nicht leisten, den russischen Staat blosszustellen, es ging einzig um Schadensbegrenzung und Hilfe für die Betroffenen.

"Laut UNO waren bis 2005 rund 50 Menschen nachweislich an den Folgen von Tschernobyl gestorben", der Kernsatz der Kolumne von Markus Somm, ist also keine Falschaussage. Der Satz bedeutet, dass in der damaligen Sowjetunion derart geschlampt wurde, dass heute und nachträglich lediglich bei 50 Menschen klar gesagt werden kann, sie seien an den Folgen des Unfalls gestorben. 31 davon übrigens unmittelbar und vor Ort, das liess sich schlecht vertuschen. Der Satz heisst also nicht, dass der Unfall eine Bagatelle war. Somm streut hier Sand in die Augen, verdreht die Wahrheit.

Jegliche unmittelbaren Zahlen und Statistiken zum Unfall anno 1986 fehlen oder sind frisiert, so dass mit Tschernobyl nichts bewiesen werden kann. Aufschlussreich ist lediglich das, was wir heute sehen: Geisterstädte und abertausende von Kranken, entstellte und missgebildete Kinder zuhauf, Unzahlen von Menschen mit Schilddrüsenkrebs. Das sind die Fakten, und nur das.

Der kernspalterische Machbarkeitswahn ist nicht unterzukriegen. Dabei braucht es weder Physiker noch Chemiker, um mit reinem gesunden Menschenverstand klar zu sehen, dass die spalterische Energiegewinnung nicht funktioniert. Nur schon radioaktiven Müll zu produzieren, der nicht restlos entsorgt werden kann, ist eine Bombe für die Nachwelt und deshalb ein No-Go. Aber natürlich nur aus der Sicht des gesunden Menschenverstandes.

Denn das Sagen haben die Experten. Und die sehen nur ihr Fachgebiet und schauen nicht links noch rechts. Der Geologe weiss über Erdbeben Bescheid, der Kernphysiker über die Brennstäbe, und derjenige, der den Meiler gebaut hat, ist mit der Statik der Gebäude vertraut. Und so sitzen sie nebeneinander wie die bekannten Affen, der eine hält sich die Ohren zu, und hört nicht, was der andere redet, und derjenige, der sich die Augen zuhält, sieht die Gesten des andern nicht. Nur die Distanz bringt die Übersicht, die Erkenntnis und damit die Entscheidungsgrundlage.

Hausaufgaben nicht gemacht, zurück in die Forschung, muss es deshalb jetzt heissen. Spaltet Kerne harmloserer Atome. Macht den Müll unschädlich. Und wenn dies gesichert ist – und nur dann – reden wir wieder miteinander über den Bau von Atomkraftwerken.

Hausaufgaben einmal mehr nicht gemacht, dies gilt auch für den Chefredaktor unserer Tageszeitung. Auch das ist inakzeptabel. Und nur auf den ersten Blick erträglicher als all das Elend, die Krankheiten und die Not, die über diejenigen Menschen hereinbricht, die einem nuklearen Unfall ausgesetzt sind. Denn Berichterstatter, die die nuklearen Risiken derart verniedlichen, tragen dazu bei, dass die Bevölkerung weiterhin Gefahren wie derjenigen, wie sie von Fessenheim, Leibstadt, Gösgen und Mühleberg ausgehen, ausgesetzt bleibt.

28. März 2011
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Skandalöse Geheimvertrag"

Ich empfehle die Lektüre des folgenden Artikels:

www.n-tv.de/Spezial/IAEA-und-WHO-halten-Berichte-zurueck-article2990161.html


Darin wird der skandalöse Geheimvertrag zwischen der IAEO und der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahr 1959 beleuchtet. Dieser verhindert bis heute erfolgreich eine Publikation der fatalen Gesundheitsschäden von hunderttausenden von Menschen.


Arno Günzl, Basel



"Was Restrisiko bedeuten kann"

Spätestens seit Fukushima haben wir die Chance, ein bisschen klüger zu werden, was Restrisiko insgesamt bedeuten kann. Bisher wurden zur Hauptsache externe Gefahrensituationen in die Risikokalkulationen einbezogen. Fukushima macht deutlich, wo die internen Gefahren liegen. Das klägliche Handeln seitens der Regierung und erst Recht der Betreiberfirma macht deutlich, was ein Supergau bewirken kann bezüglich des Handelns durch das direkt involvierte Personal. Der klare – und gesunde – Menschenverstand scheint durch ein solches Ereignis wie weggeblasen. Verständlich, die mentale und psychische Belastungsgrenze ist allein schon durch Erdbeben und Tsunami überschritten. Wie soll nun aber direkt involviertes Personal noch vernünftig und professionell handeln können, wenn noch ein Supergau hinzu kommt?


Die Atomlobby ist gefordert, klar und deutlich ein Konzept zu kommunizieren, wie sie professionelles Handeln ihrer Angestellten sicherstellen will im unvorstellbarsten Prozess der Bewältigung eines Supergaus! Den sie – wohlverstanden – niemals live wird trainieren können.


Neben dem Risiko der tödlichen nuklearen Gefahren kommt also noch dazu der sichere und zielführende – sprich rettende – Umgang mit der unvorstellbaren und nie voraussehbaren Gefahrensituation.


Ich wünsche der Atomlobby einen ähnlichen Spürsinn bei der Formulierung des verlangten Konzeptes wie sie es an den Tag legte bei der Wortschöpfung 'Restrisiko' welches – oft genug wiederholt – der jemals betroffenen Bevölkerung ein umso schaurigeres Erwachen beschert.


Bruno Rossi, Gelterkinden



"Danke für die klaren Worte"

Vielen Dank für diese klaren Worte. Sie sprechen mir aus dem Herzen: Machbarkeitswahn, eine Bombe für die Nachwelt und deshalb ein No-Go. Verniedlichung, die dazu beiträgt, dass die Gefahren bleiben!

Von 50 Toten nach Tschernobyl zu sprechen (auch wenn es in Dokumenten der UNO steht) greift recht kurz! Immerhin hat die UNO-Generalversammlung am 15. Dezember 2010 vom "Desaster Tschernobyl" und einer "bedeutenden technologischen Katastrophe" gesprochen. So schnell redet eine Weltorganisation nicht in diesen Worten. Umso weniger darf die Redaktion einer Tageszeitung auf regionalem Niveau derart tendenziös beschönigen.


Josef Jeker, Arzt, Basel


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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).