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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Pink Panther und Rote Zora: Von Homos und Hetis

Kürzlich kam eine meiner Töchter irritiert nach Hause, sie müsse am Pfadi-Nachmittag einen "schwulen" Coiffeur spielen. Ein Coiffeur schneidet Haare, diese Rolle war ihr klar, aber "schwul"? Wir haben ein paar schwule Freunde, auch den einen oder andern vielleicht schwulen Coiffeur kennen wir. Aber die vermutlich schwulen Coiffeure sind sich in etwa so ähnlich, wie Carla del Ponte und Paris Hilton: beide bekanntlich keine Lesben. Wir einigten uns auf einen "modischen" Coiffeur, darunter konnte sie sich dann etwas vorstellen.

Ja, es mag unglaublich lustig sein, wenn im Volkstheater ein schriller Vogel mit überschnappender Stimme und knallengen Röhrenjeans "den Schwulen" mimt. Und eine gespielte "Lesbe" mit Bürstenschnitt in Döffmontur daherflucht. Wahnsinnig lustig - bis dann die eigene Tochter oder der Sohn oder sonst jemand aus der Familie, der einem wichtig ist und den man liebt, daher kommt und bleich gesteht, dass er oder sie offensichtlich von Mutter Natur nicht auf "hetero" programmiert wurden. Fertig lustig.

Eltern und Geschwister hätten ja eigentlich nichts mit dem Liebesleben ihrer Familienangehörigen am Hut. Es könnte ihnen also absolut egal sein, wen der geliebte Mensch da nun glücklich an seinem Arm herbeiführt.

Aber da kehrt dann plötzlich der Wind. Je konservativer das Umfeld, desto schlimmer. Die Begründung ist immer die gleiche: Die schönste Nebensache der Welt hat laut ein paar Doktrinen nur der Fortpflanzung zu dienen, und das funktioniere nur, wenn Männlein mit Weiblein. Alles andere sei "unnatürlich", "Sünde" oder was auch immer. Homos werden deswegen in manchen Kulturen verfolgt, gefoltert, ermordet.

Hierzulande ist der Vorwurf der Sünde subtiler geworden, die Ablehnung kaschierter. Vom Basler Messeplatz bis zum Barfüsserplatz und dann die Theaterstrasse hinunter bis zur Heuwaage – überall sehe ich sehr viel von dieser schönsten Nebensache der Welt. Von ziemlich nackten Damen, insbesondere, die den Hetero-Mann zu allem verführen wollen – nur nicht zum Kinderkriegen. Es dürfte also weltweit klar sein, dass gewisse Nebensachen auch Spass machen dürfen, ohne dass gleich Luzifer auffährt, wenn die Übung nicht der Aufzucht dient. Andernfalls wäre wohl bald halb Basel in der Hölle anzutreffen. 

Es wurde gemunkelt, Aids sei die gerechte Strafe für dieses sündige Tun, weil eine Zeitlang vor allem Schwule betroffen waren. Dumm nur, dass es Lesben praktisch gar nicht trifft, hingegen Heteros sehr wohl. Oder, so heisst es, Homosexualität sei eine Krankheit und heilbar. Das stimmt etwa so genau wie die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe. Es ist wissenschaftlich längst erwiesen: Man kann sich seine Neigung nicht aussuchen, die ist so angeboren wie die Schuhgrösse.

Was ist also dran, an dieser Hysterie und der Angst, wenn Mann auf Mann trifft, oder Frau auf Frau? Es ist die Unkenntnis. Ob man sich mit Homos anfreundet, ist auch ein wenig Zufall, denn nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind nicht hetero. Aber immerhin zehn Prozent, jeder wird also zumindest auf Homos treffen, und wenn er dies unvoreingenommen tut, kann es sein, dass er einen tollen Menschen kennen lernt. Oder auch nicht.

Denn Homosexuelle sind so unterschiedlich wie Heteros. Schwule sind nicht unmännlich. Lesben nicht unweiblich. Nicht alle männlichen Heteros "männlich" und nicht alle weiblichen "feminin". In manchen Ehen hat die Frau "die Hosen an", in manchen spielt er den Macho. Und manchmal hält sich die Dominanz die Waage. Exakt so ist es auch in den eingetragenen und nicht eingetragenen Partnerschaften – mit dem kleinen Unterschied, dass sich gleich zu gleich gesellt hat. Was ist daran eigentlich so interessant? Was zählt, ist die Persönlichkeit, der Mensch, und nicht sein Liebesleben.

Wir haben die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch und den Basler Polizeikommandanten Gerhard Lips, von denen wir wissen, dass sie in einer glücklichen, gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. Dass sie dazu stehen, ist angesichts der Beschränktheit mancher Leute (zu erinnern ist an einen gewissen Schnitzelbangg und seinen Streit mit dem Comité) eine mutige Tat. Es gab auch früher schon Schwule und Lesben in Führungspositionen, doch  versteckten die ihre Partner und kamen "solo" oder mit gegengeschlechtlichen "Begleitungen" an die obligaten Anlässe.

Einerseits ist es heute einfacher, sich zu outen. Aber gerade in der Szene der jungen Secondos und Secondas ist dies noch äusserst schwierig, sie stossen im Elternhaus oft auf gar kein Verständnis. Sie ringen jahrelang, versuchen ihre Neigungen angstvoll zu unterdrücken, lügen die Umgebung und sich selber an, schämen sich und leiden. Wir Schweizer Homos und Hetis sind gleichermassen gefordert, hier zu helfen: Die einen, indem sie als Vorbilder zu ihrer Veranlagung stehen, die andern, indem sie Homosexualität als selbstverständliche Tatsache bestehen lassen.

Es spricht im Übrigen gar nichts dagegen, dass Sie sich halbtot lachen über einen tuntigen Schwulen im Kino, die Kampf-Lesbe im Boxring oder den zerstreuten Professor und die desperate Housewives. All diese Charaktere sind überzeichnete Darstellungen dessen, was wir alle sind. Es gibt nichts Besseres als über sich selber zu lachen.

Aber reissen wir keine Witze über die schrille Blondine, die vor uns an der "Coop"-Kasse den String oberhalb der Hüfthose spienzlet, den Mann, der hinkt, eine Brillen-Schlange, wie ich sie bin, oder die Frau, die mit einer Frau zusammenlebt. Dazu besteht nicht der geringste Grund.

15. März 2010
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

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"Bravissima"

Wunderbar! Da hat mir eine Frau aus meiner schwulen Seele gesprochen. Vielen Dank. Und bravissima!


-minu, Basel


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).