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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Grillierende Grillen und parkende Parks

Grillen Sie, wenn Ihnen danach ist? Oder grillieren Sie, wenn Ihnen drum ist? Vorausgesetzt, die Sonne scheint, tue ich letzteres. Grillen sind für mich Tiere, die mit Flügeln zirpen, von romantisch bis penetrant. Und falls mich Hampe Wessels nicht daran hindert, parkiere ich in der Stadt, dort, wo die Touristen aus dem Norden meist vergeblich oder zu horrenden Preisen zu parken versuchen.

Eine Kollegin aus dem Norden erzählte mir einst, dass ihr der Kinderwagen mit Baby drin auf die Strasse gerollt sei, während sie den Briefkasten leerte, zum Glück sei nichts passiert. Und da sagt sie doch: "Es war Plan." Da riss ich aber die Augen auf, hat sie also geplant, ihr Kind im Wagen auf die Strasse rollen zu lassen? Gelächter, natürlich nicht, der Gehsteig war plan, respektive das Trottoir eben, und sie ging davon aus, der Wagen bliebe stehen. Würde mir nie einfallen, von einem planen Gehsteig zu reden.

Es wird nicht überall goutiert, dass man seinem Idiom frönt. Helvetismen seien an Hochschulen verpönt, wurde kürzlich in den Medien gemeldet. Das schockiert die Schweizerin, die bislang ahnungslos und naiv von der Gleichwertigkeit der im jeweiligen Land üblichen Schriftsprache ausging. Wenn ich schreibe, ich würde "grillieren", dann ist das ja nicht Baseldeutsch, sondern Standarddeutsch, Schriftsprache, wie sie in der Schweiz üblich ist. Und dieses Standarddeutsch ist nicht salopper Slang, sondern die in der Schweiz übliche schriftliche Ausdrucksweise. Der Umgang mit der Sprache ist hierzulande ein demokratischer, der Dialekt gilt nicht a priori als minderwertig. Vielmehr sind wir stolz auf unsere Unterschiede, lassen sie zu, ja kultivieren sie. Erst recht im schriftlichen Ausdruck.


"Es scheint, wie so oft, um ein
Verständigungsproblem zu gehen."


S
zenenwechsel. Ich war etwa 17 Jahre alt, und wir lasen bei Lehrer Dürst im Basler Holbeingymnasium Jeremias Gotthelf. Lehrer Dürst war gestreng, und so lernte ich von ihm eine Menge. Von denen, die alles durchlassen, lernt ja keiner was, aber lassen wir das. Gotthelf hatten wir mit rollendem R und kernigem CH auszusprechen, mit berndeutschem Akzent. Das machte mir unglaublich Spass. Droste-Hülshoff hingegen wurde ganz anders gelesen, weich und schnell. Was mir ebenso Spass bereitete. Lehrer Dürst brachte uns also bei, dass es Unterschiede gibt, dass Sprache malt, damit gespielt werden kann. Deshalb verwende ich bewusst und gerne Helvetismen. Ausser natürlich, ich schreibe einer Frau Kollegin in Deutschland oder einem Kollegen Magister in Österreich einen gesalzenen Anwaltsbrief. Und wenn ich denen telefoniere, rede ich natürlich geschliffen, sonst meinen sie, ich sei ein weiblicher Emil. Geht gar nicht.

Meine Mitarbeiterin, aus unserem Einkaufsmekka Weil stammend, reicht mir den Tacker, wenn ich sie um den Bostich bitte, gerade vorhin erhielt ich von ihr ein Gümmeli anstelle des verlangten Gummis, weil der bei ihr Radierer heisst, das Gümmeli hingegen Gummiband. Letzteres würden wir Schweizer vielleicht in den Hosenbund des Pyjamas ziehen. Und wir verstehen uns prächtig. Auch wenn ich beim Grillieren das Fleisch mit Paprika bestreue, und sie Paprikas ganz grillt, was ich mit Peperoni mache.

Warum bloss haben ausgerechnet Hochschulen damit ein Problem? Stephanie Wyss, Linguistik-Doktorandin an der Universität Bern, hat zum Thema eine interessante Masterarbeit verfasst. Es scheint, wie so oft, um ein Verständigungsproblem zu gehen, darum nämlich, dass manche Professorinnen und Professoren nicht deutschschweizerischer Herkunft gar nicht wissen, dass eine bestimmte Formulierung in der deutschen Schweiz korrekt und gebräuchlich ist. Und vielleicht auch die schweizerische Gepflogenheit, aus demokratischen Gründen jeglichen Lokalkolorit als gleichberechtigt anzusehen, nicht nachvollziehen können. Das wäre ihnen beizubringen.

Zudem ist es manchmal echt schwierig, Schweizerdeutsches in die Schweizer Standardsprache zu übersetzen, und erst recht in hohes Hochdeutsch. Übersetzen Sie doch einmal henusodenn. Und wie sagen Sie, wenn eine Wunde süferet? Gotthelf mussten sie unzählige Male hin und her übersetzen, bis er Nichtschweizern verständlich wurde. Ein Müntschi ist halt kein „bernisches Kleingebäck“, wie einst vom Verlag angemerkt, das wäre ein Mütschli. In Basel heisst das berndeutsche Müntschi Mutzi. Versteht doch jeder, oder?

27. April 2015
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

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sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Ganz blümerant"

Liebe Andrea, hejo, das verstehe ich und ich muss dir ehrlich gestehen: ich finde diese Unterschiede auch lustig. Kann sein, dass ich dann etwas falsch verstehe und mir ganz blümerant wird: meist klärt sich alles wieder auf und man lacht dazu. Kommunikation in Höchstform nenne ich das! Sowieso die neuen Ausdrücke: auch wir müssen uns ständig damit rumschlagen. Heute habe ich gelernt, dass "Baustellenbetreuung" im weitesten Sinn nun neu "change-management auf der Strasse" heisst.


Beatrice Isler, Basel



"Überhaupt keine Mühe"

Natürlich, liebe Andrea Strahm, ich habe überhaupt keine Mühe zu meiner sprachlich geprägten Herkunft zu stehen. Wenn ich mit Menschen jenseits des Rheins nordwärts und östlich vom Bodensee ins Gespräch komme, verstehen wir uns zu 90 Prozent bestens. Wo es unterschiedliche Begriffe gibt, werden die geklärt. Auf Nachfragen. Meist wird dann mit Schmunzeln von entsprechenden Erklärungen Kenntnis genommen. Da gibt es übrigens ja auch schon beim Aufeinandertreffen der diversen innerschweizerischen Dialekte. Ganz spannend.


Steffi Luethi-Brüderlin, Basel



"Wenn ein Helvetismus zum Internationalismus wird"

Ausgesprochen selten, dass es umgekehrt läuft, dass ein Helvetismus zum Internationalismus wird, wie im Fall Birchermüesli. Müesli, Müsli, musli, mussly wird überall verstanden, Maximilian Bircher-Benner sei Dank. Und auch Ihnen, liebe Frau Strahm, für Ihre  sehr unterhaltsame Kolumne.


Pius Helfenberger, Münchenstein


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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).