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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Frankenstein, Heavy Metal und meine Urgrossmutter

Es pfutteret aus allen Ecken: Grässlich, diese Jugendlichen in schwarzen Kleidern, mit tiefschwarz gefärbtem Haar und weissen Gesichtern. Die Szene nennt sich heute, wie die moderne Mutter weiss, "Schwarze Szene" (dreimal raten, weshalb) und hat Untergruppen wie Goths (die mit den mittelalterlichen Gewändern), Punks (die mit den Stacheln auf dem Kopf), Emos (die ritzen sich und heulen) und Martials (das sind die hartgesottenen). Wie dem auch sei: Wichtig ist, irgendwo dazu zu gehören, und das zu demonstrieren.

 

Als ich etwa 14 Jahre alt war, da lief zumindest ich nicht schwarz mit weissem Gesicht herum. Ich hatte zwar ein Poster von Frank Zappa im Zimmer hängen, lange, schwarze Haare, kalkweisses Gesicht, und der sass, man glaubt es nicht, auf dem Klo. Nicht, dass der mir – heute kann ich das ja zugeben – gefallen hätte, aber es war ein absolut geeignetes Mittel, meine Mutter in den Wahnsinn zu treiben, und zwar nicht wegen schwarz und weiss, sondern wegen dem Klo, selbstverständlich. Farblich war ich ein bunter Schmalspur-Hippy, schwarz fand ich scheusslich.

 

Denn das schwarz-weisse Grauen war keine Errungenschaft von Frank Zappa, Alice Cooper & Co., sondern hatte Tradition in Basel. Farbig war nämlich ordinär. Man trug dezente Farben und schwarz. Von einem gewissen Alter an hatte jedermann jemanden zu betrauern, also war schon das ein Grund, zumindest ein Jahr lang in schwarz daher zu kommen. Schwarz war aber bei Lichte besehen vor allem praktisch, man konnte es mit wenigen Mitteln, einem dunkelroten Seidenschal etwa oder einer nach Kampfer stinkenden Fuchsstola, immer wieder anders präsentieren, ohne viel Geld ausgeben zu müssen.

In meiner Sippe – und die gehörte erklärterweise nicht zum Daig, hatte aber ähnlich fortschrittliches Gedankengut im Köcher – war nichts schlimmer als die nouveaux riches. Das waren diejenigen, die zeigten, dass sie Geld hatten, und zwar nicht geerbtes. Die klotzten nämlich, getrauten sich, bunte Paradiesvögel zu sein. Als Basler zeigte man sein Geld nicht, das war hors discussion. Man hatte es, wenn möglich. Und schwieg.

 

Leider kümmerte das die Neureichen einen Deut. In Zürich waren die Sitten sogar bei den Alteingesessenen anders, Zwingli statt Calvin: Dort durfte man einen dicken Wagen nicht nur in der Garage haben, sondern auch fahren. Das war für Basler bitter. Denn, franchement, was nützte einem das Altreiche, das Vornehme, wenn es keiner sah? Da kamen also diese Ordinären im Luxus daher, und die Vornehmheit rümpfte blassgrün die spitze Nase, das schwarze, dreimal gewendete und aufgearbeitete Mäntelchen über den mageren Schultern.

 

Wenn also unsere Sippe sonntäglich bei der Urgrossmutter die Aufwartung machte, dann sah es im Wohnzimmer aus, wie im Pinguinhaus: Alles schwarz, die Herren mit weissem Hemd. Nur wir Kinder trugen Pastell. Ich sehe sie heute noch um mich stehen, all die hohen, schwarzen, blassen, spitznasigen Gestalten. Zum Fürchten, vor allem, wenn man unverhofft im Mittelpunkt stand, weil man etwa gewachsen war oder ein Gedicht aufsagen musste. Nur meine Urgrossmutter, das Ureli, war liegend und leidend, Häkelstola (grau) auf schwarzer Seide. Frankenstein auf der Chaiselongue.

 

Da war also, im Grunde genommen, die "Schwarze Szene" meines Lebens, Frank Zappa harmlos dagegen. Und heute? Auch wenn sie, diese Punks, Goths, Martials und Emos meinen, sie hätten das erfunden, es stimmt leider nicht, es war alles schon da.

 

Das trifft auch auf andere schwarze Belange zu. Schwarze Schafe, schwarze Parteiprogramme, schwarze Wirtschaftsprognosen, Schwarzsehereien im Allgemeinen und im Besonderen.

Dennoch wünsche ich Ihnen allen und damit auch unserer Stadt, unserem Kanton, unserem Land und Kontinent und der ganzen Welt für das neue Jahr etwas Schwarzes – nämlich endlich schwarze Zahlen. Denn bei den Zahlen, da habe ich rot wirklich gar nicht gerne. In diesem Sinne: Ein gutes neues Jahr und bleiben Sie gesund!

3. Januar 2011
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

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Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über das bz-Buch von Roger Blum auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

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Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

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Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

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Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

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Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

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Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).